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0054 - Die Schlucht der Vampire

0054 - Die Schlucht der Vampire

Titel: 0054 - Die Schlucht der Vampire
Autoren: A.F. Morland
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unheimlichen Teufels geworden sein…
    Grimmig schnitt Zamorra einen dicken Ast ab.
    Es fiel ihm schwer, sich einzureden, in diesem Mädchen stecke der Teufel. Sie war bildschön. Ein verdammt trügerisches Bild.
    Langsam spitzte Zamorra den Pfahl. Carmen lag immer noch reglos auf dem Boden. Eiskalte Schauer durchliefen den Professor. Es muß sein! sagte er sich immer wieder. Es muß sein. Schalte ab. Tu deine Pflicht.
    Rette die anderen.
    Rette sie, indem du diesem Dämon das Leben nimmst. Nervös trat Zamorra an die Ohnmächtige heran. Er schluckte mehrmals. Dann setzte er die Spitze des Pflocks unter der linken Brust an.
    Benommen stand er da.
    Ich kann es nicht! schrie es in ihm. Ich bringe es nicht fertig, diesen prachtvollen Körper zu zerstören. Mein Gott, hilf mir. Steh mir bei!
    Gib mir die Kraft, die ich brauche, um das Böse in diesem Körper zu vernichten!
    Er begann vor Erregung zu zittern.
    Er mußte den Pfahl absetzen. Mit einemmal waren seine Hände so sehr entkräftet, daß er das Holz kaum mehr in den Fingern halten konnte. Erneut setzte er die Spitze an.
    Da schlug das Mädchen die Augen auf.
    Ihr haßerfüllter Blick traf Zamorra. Wütend preßte er die Kiefer zusammen. Und dann lehnte er sich mit dem ganzen Gewicht auf den hölzernen Pfahl.
    Ihren Todesschrei würde Professor Zamorra wohl nie mehr vergessen können.
    ***
    Völlig erschöpft kehrte Zamorra zu den anderen zurück. Sie blickten ihn fragend an. Sie hatten Carmen schreien gehört, niemand wagte es aber, eine Frage an ihn zu richten. Und er schwieg.
    Mit schlurfenden Schritten begab er sich zu Robert Holm. Der große Blutverlust hatte dem Architekten das Bewußtsein geraubt.
    Unbeweglich lag er da. Yvonne bemühte sich um ihn.
    Zamorra legte ihr müde seine Hand auf die Schulter.
    Sie schaute ihn mit sorgenvoller Miene an. Er schüttelte kaum merklich den Kopf und meinte, die Mühe könne sie sich sparen. Die Stewardeß erschrak.
    »Meinen Sie, er wird nicht durchkommen, Professor?«
    »Er kann nicht durchkommen«, sagte Zamorra heiser.
    »Weshalb nicht?«
    »Er ist verloren. Wir können nichts mehr für ihn tun.«
    »Gott, wie Sie das sagen.«.
    »Tut mir leid«, knurrte Zamorra. So elend wie an diesem Tag hatte er sich in seinem ganzen Leben noch nicht gefühlt.
    Carmen und ihr Verlobter!
    Zwei Menschen, die er in sein Herz geschlossen hatte, für die er sich in Stücke hätte reißen lassen. Ausgerechnet diese beiden sympathischen Menschen hatte es treffen müssen.
    Zamorra konnte es nicht verstehen.
    Er war wütend, weil er den beiden nicht helfen konnte. Er knirschte mit den Zähnen und schaute sich nach einem weiteren Pfahl um.
    Als er ihn zuspitzte, sprang Modest Jurinac erschrocken auf.
    »Himmel, Zamorra! Was haben Sie vor?«
    Der Professor schluckte den würgenden Kloß hinunter und sagte tonlos: »Ich muß den Jungen töten.«
    Der Dirigent starrte Zamorra an, als hätte dieser seinen Verstand verloren.
    »Das… das ist doch nicht Ihr Ernst!« stammelte er.
    »Doch. Es ist mein vollster Ernst.«
    »Sie können Holm doch nicht einfach umbringen! Das ist Mord, Zamorra. Er ist verletzt. Er hat sehr viel Blut verloren…«
    »Ja!« schrie Zamorra gereizt. »Das hat er allerdings. Und wissen Sie auch, wieso?«
    »Seine Braut hat ihn in den Hals gebissen!«
    »Seine Braut war ein Vampir!« schrie Zamorra dem Komponisten ins Gesicht. »Begreifen Sie, was das heißt? Wissen Sie überhaupt, was ein Vampir ist?«
    Jurinac reckte sein Kinn trotzig vor. Ärgerlich stellte er die Behauptung auf: »Es gibt keine Vampire, Zamorra! Machen Sie sich nicht lächerlich!«
    Zamorra packte Jurinac ungestüm am Arm und riß ihn mit sich. Er kniete neben Holm nieder und schob dessen Oberlippe nach oben.
    »Sehen Sie sich seine Augenzähne an, Jurinac.«
    »Sie sind etwas länger als die anderen Zähne.«
    »Richtig.«
    »Deshalb ist dieser Junge doch noch lange kein Vampir.«
    »Verdammt noch mal, er hatte die regelmäßigsten Zähne, die ich jemals gesehen habe!« schrie Zamorra aufgebracht. »Einer gleich lang wie der andere. Und nun sind die Augenzähne länger. Sie sind gewachsen, Jurinac. Wie lange liegt er schon hier?«
    »Fünfzehn Minuten vielleicht.«
    »Sehen Sie. Und in diesen fünfzehn Minuten sind seine Augenzähne um fünf Millimeter größer geworden. In weiteren fünfzehn Minuten sind das lange, dolchartige Zähne, mit denen er uns alle töten kann!«
    Jurinac schüttelte heftig den Kopf.
    »Das glaube ich Ihnen nicht,
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