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0049 - Ich und der Teufel MAM

0049 - Ich und der Teufel MAM

Titel: 0049 - Ich und der Teufel MAM
Autoren: Ich und der Teufel MAM
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selbst ergeben. Und das ist gut so, denn es ist, wie die Praxis lehrt, oftmals vorgekommen, daß das Selbstverständliche den Tatsachen nicht entspricht und etwas völlig Unwahrscheinliches hinter Dingen steckt, die sozusagen auf der Hand liegen. Ich habe großen Respekt vor dem Können und den Erfolgen der nordamerikanischen Polizei — ganz besonders vor dem FBI. Und da Sie ein Mitglied dieser Elite sind, bin ich davon überzeugt, daß es Ihnen gelingen wird, zu erreichen, was mir versagt bleibt.«
    »Warum soll es ausgerechnet mir gelingen und Ihnen nicht?«
    »Weil es mir nicht möglich ist, mich längere Zeit mit den Expeditionsteilnehmern zu beschäftigen. Mein Beruf zwingt mich, in Campeche zu bleiben, während Sie Zeit und Muße haben werden, in Chichen Itza jeden einzelnen unter die Lupe zu nehmen.«
    »Sie wollen doch nicht damit sagen…«
    »Jawohl, Mr. Cotton, ich will damit sagen, daß das Motiv gar nicht hier, sondern einzig und allein in Chichen Itza zu suchen ist. Fragen Sie mich nicht nach den Gründen meiner Vermutung, ich könnte sie Ihnen mit dem besten Willen nicht sagen, weil ich keine habe. Ich könnte Ihnen etwas von Logik erzählen, dem Grundprinzip, auf dem sich schlechthin die gesamte Wissenschaft aufbaut — vor allem aber die Kriminalwissenschaft. Sie reicht von der Mathematik — als höchster Abstraktion — bis zur Psychologie. Hier aber, genau hier, wo die menschliche Seele beginnt, verliert die Logik den Boden unter den Füßen. Die menschliche Seele ist der Stoff, aus dem alle Wunder dieser Welt hertforgehen, sie ist das Me dium, in dem sich Wunder auch tatsächlich ereignen! Und dieser dreifache, primitive Mord kann nur sein Motiv in jenen irrationalen Sphären sitzen haben, in der Seele eines dämonischen menschlichen Wesens. Nicht Raub oder Erpressung — etwas ganz anderes scheint mir als Motiv in Frage zu kommen. Ich habe sogar schon eine Vorstellung, in welcher Hülle die dämonische Seele haust.«
    Ich mußte meinen ganzen mir zur Verfügung stehenden Verstandskasten mobilisieren, um den Worten des Mannes einigermaßen folgen zu können. Ich bin so ehrlich, zu gestehen, daß es mir nur in unvollkommenem Maße gelang. Das waren Regionen, in denen ich mich nicht auskannte.
    Und trotzdem ließen die Sätze in meinem Inneren eine gänzlich unbekannte Saite klingen. Plötzlich erkannte ich, daß der Mann im weißen Uniformjackett mit feuervergoldeten Knöpfen und goldenen Epaulettenhaltern auf den Schultern schon einen ganz konkreten Verdacht hatte.
    Ich wollte ihn festnageln.
    »Mr. Labastida«, sagte ich mit erhobener Stimme, »Sie glauben, daß der Mörder — vorsichtiger ausgedrückt: das Motiv — in Chichen Itza zu suchen ist. Das gaben Sie mir soeben zu verstehen. Weiß, Halbblut oder Indio?«
    »Nicht so forsch, Mr. Cotton! Ich sitze nicht am Schreibtisch eines Assistent-Commissars von Scotland Yard in London oder eines Distriktchefs vom FBI in New York, die nur auf ein paar Tasten zu drücken brauchen, um einen bis ins kleinste durchorganisierten Riesenapparat in Bewegung zu bringen. Ich bin ein kleiner, in seinen Befugnissen gehandicapter Comissario, der einmal das Pech hatte, politisch aufs falsche Pferd zu setzen. Wenn man weiß, trotz seines Fachwissens immer und ewig in dem gleichen dürftigen Büro sitzen zu müssen, sich von Vorgesetzten und Kollegen argwöhnisch beobachtet fühlt, dann bilden sich in einem Minderwertigkeitskomplexe mit ihren fatalen Nebenerscheinungen.«
    Er leerte sein Glas, ich füllte nach. Cesare Labastida, dazu verurteilt, zeitlebens in dem Brutofen Campeche den untergeordneten Posten eines Comissarios zu bekleiden, war mir ans Herz gewachsen. Und das in einer erstaunlich kurzen Zeit. Was hätte dieser Mann am richtigen Platz zu leisten vermocht! Ich hatte ihm schon mindestens zehnmal nachgefüllt, was in mir den niederdrückenden Verdacht aufkommen ließ, daß auch er, genauso wie der Expeditionsarzt Dr. Fox, dem Tropenübel Alkoholismus zum Opfer gefallen war.
    »Ich gebe Ihnen als Kollege, wenn ich Sie so nennen darf«, lächelte er und führte mit zitternder Hand wieder das Glas zum Munde, »einen Rat: Sie sind jung, sehen wie ein Boxer aus, gehören zur Elite der nordamerikanischen Polizei, jeder weiß, warum Sie nach hier gekommen sind — hüten Sie sich in Chichen Itza vor dem Verhextwerden! Lachen Sie mich ruhig aüs, der Ausdruck wurde mit Absicht gewählt, obwohl er im Zeitalter der Fernrakete, Psychoanalyse und des Penicillins
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