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0036 - Die Nacht des Feuergottes

0036 - Die Nacht des Feuergottes

Titel: 0036 - Die Nacht des Feuergottes
Autoren: Friedrich Tenkrat
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empfindest du, Marion?« fragte er seinen Freund.
    »Ich habe das Gefühl, Ameisen im Leib zu haben.«
    »Ich auch. Verdammt – wie angenehm doch dieses Prickeln ist. Allmählich kann ich die Leute verstehen, die Kopf und Kragen riskieren, um etwas Aufregendes zu erleben.«
    Immer weiter entfernten sich die Schriftsteller von Managua.
    Der Lago de Managua ist 1042 Quadratkilometer groß, fast doppelt sogroß wie der Bodensee. Er ist jedoch nur bis zu zwei Meter tief und liegt genau in der Linie der Vulkane, die von der hondurensischen Grenze im Nordwesten bis zur Grenze von Costa Rica im Südosten reicht.
    Es ist nicht ungefährlich, in diesem See zu schwimmen, denn es kommt darin der angriffslustige Nicaragua-Hai – der einzige Süßwasserhai der Erde, der bis 2,5 Meter lang wird – vor.
    Wie ein Messer zerschnitt der Bug des Motorboots die glatten Fluten. Marion McNally hielt schnurgerade auf den aus dem See ragenden Vulkan zu. Der Berg mit der stumpfen Kraterspitze wirkte auf die beiden Männer irgendwie bedrohlich. Als berge er großes Unheil in sich.
    Kevin Jewesbury und Marion McNally beabsichtigten, sich am Momotombito gründlich umzusehen. Ihrer Ansicht nach mußte dort am ehesten ein Weg zu jenem gefährlichen Feuergott zu finden sein.
    Sie hatten beide den Hintergedanken, dem mächtigen Feuergott das Leben schwer zu machen. Sie wollten sehen, wie er auf Angriffe reagierte.
    Daß die Sache schiefgehen könnte, hielten die beiden Optimisten für ausgeschlossen. Sie waren davon überzeugt, daß sie mit einem sensationellen Material nach London zurückkehren würden, das sich zu einem großartigen Bestseller verarbeiten ließ.
    Kevin Jewesbury drehte sich halb um und warf einen Blick über die Schulter auf den Kraterberg.
    Weder er noch Marion McNally merkten, daß plötzlich vom Grund des Sees kleine Blasen hochstiegen. Sie zerplatzten blubbernd an der Wasseroberfläche. Doch die Engländer konnten das Geräusch nicht hören. Es wurde vom Brummen des Motors übertönt.
    Als sie nur noch mit einer Fahrzeit von fünfzehn Minuten rechneten, vervielfachte sich die Anzahl der hochsteigenden Blasen. Es sah aus, als würde der See auf eine seltsame Weise zu leben beginnen.
    Dieses Blubbern erweckte den Eindruck, als würde den See die Anwesenheit der beiden Männer erregen.
    Langsam fing das Wasser um das Motorboot herum zu brodeln an. Nun wurden Jewesbury und McNally darauf aufmerksam. McNally nahm Gas weg. »Sieh dir das an, Kevin«, sagte er. »Sieht das nicht so aus, als wollte uns der See seinen Unmut kundtun?«
    Jewesbury schüttelte den Kopf. »Quatsch. Ein See ist ein See. Das ist kein Lebewesen. Er hat keinerlei Gefühle.«
    »Mir kommt er vor, als wollte er uns warnen. Als wollte er sagen: ›Bis hierher – und nicht weiten.‹«
    Kevin Jewesbury warf seinem Freund einen verwunderten Blick zu. »He, Mann, du hast doch nicht etwa plötzlich Angst! Was wird denn das erst werden, wenn wir diesem Feuergott begegnen?«
    Marion McNally rümpfte die Nase. »Angst. So ein Blödsinn. Wovor sollte ich denn Angst haben? Darf ich denn nicht sagen, was ich denke?«
    »Du hast also nicht die Absicht umzukehren?«
    »Bist du verrückt? Wegen der paar Blasen?«
    »Unter diesem See befinden sich bestimmt riesige Magma-Kammern. Wenn eine von ihnen undicht ist, dringt Hitze ins Wasser und bringt es zum Kochen. Das scheint hier der Fall zu sein«, sagte Jewesbury.
    McNally feixte. »Ich staune, wie klug du bist.«
    »Oja, mein Allgemeinwissen kann sich sehen lassen.«
    »Eingebildet bist du wohl gar nicht.«
    »Du sagst es«, erwiderte Jewesbury und drehte sich wieder um, um einen Blick auf den Vulkan zu werfen. Er stellte dabei verwundert fest, daß der kegelförmige Berg nicht mehr so deutlich wie noch vor ein paar Minuten zu sehen war. Ihm fiel auf, daß ein Dunstschleier von der brodelnden Wasseroberfläche hochstieg und das Motorboot einhüllte.
    »Verdammt, wo kommt denn plötzlich dieser Nebel her?« sagte McNally unwillig.
    »Es ist Wasserdampf«, erwiderte Jewesbury.
    Der Dampf verdichtete sich unglaublich schnell. Bald war der Momotombito hinter einem hellgrauen Schleier verschwunden.
    »Wenn das so weitergeht, kriegen wir hier draußen noch einen richtigen Londoner Nebel«, sagte McNally verdrossen.
    Kevin Jewesbury fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Es wird plötzlich ziemlich warm.«
    »Die Wassertemperatur muß hier enorm hoch sein«, sagte McNally. »Jetzt möchte ich lieber nicht über Bord
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