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0034 - Das Teufelsauge

0034 - Das Teufelsauge

Titel: 0034 - Das Teufelsauge
Autoren: Dieter Saupe
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von Sinnen. »Du hast sie mir weggenommen! Du hast sie mir geraubt!«
    »Von wem sprichst du, feines Mädchen?« fragte die Alte und trat näher. Nicole fühlte den Blutdurst der alten Zigeunerin fast körperlich.
    Sie unternahm übermenschliche Anstrengungen, um ihren Plan der Alten nicht zu verraten. Und es gelang ihr. Die Alte schien so versessen auf das Blut und das Leben dieser wunderschönen jungen Person, daß sie an nichts anderes mehr dachte.
    Ihr Auge glühte mordlustig und gierig nach Blut.
    »Wen meinst du?« fragte sie wieder.
    »Hier hat Grisalda gewohnt!« schrie Nicole auf die Zigeunerin ein.
    »Und ich bin gekommen, um ihr Blut zu trinken! Mir ist jemand zuvor gekommen! Und ich will wissen, wer es ist!«
    Die Alte kam näher. Mit gierig gefletschten Zähnen.
    »Kannst nicht haben das Blut der Grisalda«, sagte sie, daß Nicole erschauerte. »Blut von Grisalda hat ein anderes Mädchen getrunken. Hieß Carmela, das Mädchen. Aber hör, was La Zanuga dir sagt. Grisalda war jung, aber krank. Kann ich dir zeigen schöneres Mädchen, jung und gesund. Wenn du haben willst Blut und Leben von ihr, dann führt dich La Zanuga.«
    Nicole starrte die Alte so an, daß La Zanuga überzeugt war, einen Vampir vor sich zu haben.
    »Willst du mich wirklich führen?« fragte Nicole. Unheimlich glänzte das große Auge der Zigeunerin auf.
    »Führt dich La Zanuga zum Blut, das du brauchst. Wohnt nicht weit vor der Stadt, das Mädchen. Kannst es haben von mir.«
    »Schnell, alte Freundin!« sagte Nicole. »Schnell, zeige mir, wo das Mädchen wohnt. Wenn ich nicht Blut sehen kann, wenn ich nicht trinken kann, bin ich in einer Stunde verdurstet.«
    Nicole gab ihren Augen einen vollkommen wirren, verstörten und gierigen Ausdruck.
    Und La Zanuga fiel auf Nicoles Schauspiel herein! Sie dachte nicht an ihren verführerischen Zaubertrank mit dem Wein, in den sie Blut mischte. Sie brauchte keine Kräuter, die des Mädchens Sinne reizen und verwirren sollten!
    Sie glaubte, den schönsten und blutrünstigsten Vampir aller Zeiten vor sich zu haben.
    Gleichzeitig roch sie den feinen mädchenhaften Duft um Nicoles schönen Körper. Sie selbst hatte es eilig, an das Blut dieses verführerisch hübschen Mädchens zu kommen.
    Sie ließ alle Vorsicht außer acht.
    Sie ging vor Nicole her, wies ihr den Weg.
    Bald hatten sie den Weg in die Korkeichenwälder erreicht.
    Nicole sah sich mehrmals um. Sie sah etwas Helles hinter Bäumen oder Büschen verschwinden.
    Das beruhigte sie. Zamorra war auf der Hut und bewachte sie zuverlässig.
    Plötzlich öffnete sich der Wald vor La Zanuga und Nicole.
    Zu ihrem Erstaunen sah Zamorras Sekretärin, daß hier, auf der Felsenspitze, eine kleine Siedlung war. Nicht mehr als fünfzig oder sechzig Häuser, eng an den Felsen geschmiegt.
    Von hier aus hatte man einen herrlichen Ausblick über die Weite des Ozeans.
    Aber Nicole dachte nicht an Aussichten und Urlaubergefühle. Sie wußte sich ihrem Ziel so nah, daß sie alle Gedanken auf diesen einen Punkt konzentrierte.
    Als sie in die erste Gasse der kleinen Siedlung einbogen, erkannte sie die Ortschaft plötzlich wieder.
    Hier war sie schon gewesen! Hier gab es einen Arzt, der eine kleine Praxis führte und auch einen winzigen Krankensaal mit sechs Betten hatte. Für die ganz leichten Krankenfälle, wo die Patienten nicht ins Hospital der Großstadt gebracht werden mußten.
    Und La Zanuga machte vor der Klinik des Arztes Halt!
    Besser konnte Nicole es sich nicht wünschen.
    »Geh, Mädchen!« sagte die Alte beschwörend. »Geh in den kleinen Saal. Liegt ein feines, blasses Mädchen im ersten Bett an der rechten Seite. Muß sterben in vier bis fünf Wochen. Ist schade um ihr junges Blut, denn es ist süß und schwer. Soll ich dir geben von meinem Wein, daß dir das Blut schmeckt?«
    »Nein, keinen Wein!« rief Nicole aus. Fast hätte sie sich bei dem Gedanken geschüttelt, den mit Blut vermischten Wein der alten Hexe trinken zu müssen. Nein, La Zanuga brauchte ihren Wein nicht, und sie brauchte nicht ihre Geige, die sie unter einem der schweren Reifröcke in ihrer Tasche trug.
    »Trink, Mädchen«, sagte die Alte mit krächzender Stimme. »Und hinterher zeige ich dir, wo du dich verstecken kannst.«
    »Verstecken?« fragte Nicole und spielte ihre Verständnislosigkeit ganz vortrefflich.
    »Mußt dich verstecken, schönes Mädchen. Mußt dich hüten vor dem Capitano in der Stadt, der jeden Vampir jagt. Und mußt dich vorsehen vor dem unheimlichen Franzosen,
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