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0033 - Der Pfähler

0033 - Der Pfähler

Titel: 0033 - Der Pfähler
Autoren: Jason Dark
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plötzlichen Angriff gefaßt.
    Aber nichts dergleichen geschah. Unangefochten erreichte Marek, der Pfähler, den Keller. Er roch den Moder, nach dem Staub der Jahrhunderte, und er nahm auch noch einen anderen Geruch wahr.
    Den Geruch von Blut.
    Tierblut…
    Marek fragte sich, was da geschehen war. Hatten der Vampir oder vielleicht Jurc ein Tier geschlachtet? Als Opfer?
    Die Flamme flackerte. Marek drang tiefer in das Gewölbe ein, und entsprechend schlechter wurde die Luft.
    Aber noch brannte die Kerze…
    Dann stand der Pfähler vor einer Tür. Sie war nur angelehnt.
    Knarrend gab sie den Weg frei.
    Der Geruch wurde intensiver. Vorsichtig betrat Marek das Verlies. Die Hand mit der Kerze hielt er ausgestreckt. Das Umfeld, das die Flamme beleuchtete, war klein, aber es reichte aus, um den offenen Sarkophag erkennen zu können.
    Und der war leer!
    Marek ging einige Schritte vor. Jetzt bekam er doch Herzklopfen in dieser schaurigen Finsternis tief unter der Erde, wo auch jeden Moment noch das letzte kleine Licht erlöschen konnte.
    Dicht neben den beiden Bassins lag der Kadaver!
    Marek wäre bald über ihn gestolpert. Er bückte sich und identifizierte das tote Tier als Hyäne.
    Sie war das Böse in Person.
    Jetzt wußte Marek, wie der Vampir zum Leben erweckt worden war. Tierblut und Asche, eine gefährliche Mischung. Durch Schwarze Magie hatte sie den Blutsauger wieder auferstehen lassen, zum Schrecken aller Menschen.
    Marek war zu spät gekommen.
    Plötzlich spürte er hinter sich einen Luftzug. Marek wollte die Flamme noch mit der Hand schützen – zu spät.
    Sie verlöschte.
    Dunkelheit, pechschwarz…
    Marek hielt den Atem an.
    Und da hörte er das schabende Geräusch. Seine Muskeln verkrampften sich. Er war nicht mehr allein…
    ***
    Im Kühlschrank fand ich noch Orangensaft in der Karaffe. Ich hatte ihn mir am frühen Abend frisch gepreßt, schüttelte ihn durch und schenkte mir ein Longdrink-Glas voll ein. Mit einem Schußchen Whisky rundete ich den Geschmack ab.
    Mit dem Glas in der Hand spazierte ich wieder in den Livingroom. Meine Gedanken kreisten um die Reaktion des Kreuzes. Wieso hatte es plötzlich angefangen zu glühen? War das als Warnung gedacht? Oder war irgend etwas auf der Welt geschehen, das mit dem Kreuz in einem unmittelbaren Zusammenhang bestand?
    Ich erinnerte mich an einen Freund und Kollegen. Professor Zamorra. Er lebte mit einer reizenden Sekretärin Nicole Duval auf Château de Montagne in Frankreich. Wir hatten uns ein paarmal gesehen und auch miteinander telefoniert. Ich wußte, daß Professor Zamorra ein Amulett besaß, das auf Magie reagierte. Es sandte Strahlen aus, wenn sich das Böse oder irgendein Dämon in der Nähe befand. Sollte jetzt mit meinem Kreuz das gleiche geschehen sein?
    Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Dann hätte mich das Kreuz schon des öfteren warnen müssen, wann immer ich gegen Dämonen kämpfte. Und das war weiß Gott nicht selten.
    Nein, die Erwärmung des Kreuzes mußte in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gegenstand selbst stehen.
    Aber in welchem? Ich zündete mir eine Zigarette an, ließ mich in den Sessel fallen und schloß die Augen.
    Dabei beschäftigten sich meine Gedanken mit dem Kreuz. Immer weiter dachte ich zurück, und plötzlich war ich an dem Zeitpunkt angelangt, wo ich das Kreuz bekommen hatte.
    Es schien mir, als wäre es erst gestern gewesen…
    ***
    So weit es möglich war, riß Marek die Augen auf, doch er konnte die absolute Finsternis nicht mit seinen Blicken durchdringen. Vor ihm befand sich eine schwarze Wand. Und er kam sich vor, wie in Watte gepackt.
    Aber da? Waren da nicht zwei Kugeln?
    Marek schluckte und sah noch genauer hin. Vom angestrengten Sehen begannen die Augen zu tränen, und plötzlich sah er vor sich zwei Augen schweben. Sie hingen in der Luft, wirkten wie verdrehte Pupillen, und Marek sah das Weiße schimmern.
    Dort stand er.
    Ein Vampir?
    Der Pfähler nahm es mit hundertprozentiger Sicherheit an. Und er wußte auch, wer dieser Unheimliche war.
    Petroc Jurc, der Holzfäller. Der Mann, der Kalurac erweckt hatte und dafür büßen mußte. Nun war er selbst ein Untoter. Er teilte das Schicksal vieler, die sich mit den Mächten der Finsternis eingelassen hatten.
    Marek zog den Pfahl aus der Schlaufe. Dabei verursachte er ein schabendes Geräusch und verriet somit seinen Standort. Doch das störte ihn nicht. Er hatte keine Angst, sondern einen Auftrag und ein Erbe zu erfüllen.
    »Komm her, Blutsauger!«
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