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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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Über unsere Bemühungen werde ich Ihnen demnächst eine detaillierte Kostenaufstellung zugehen lassen.
    Mit vorzüglicher Hochachtung…«
    Die Unterschrift war ein unleserlicher Schnörkel.
    »Na«, fragte Phil, der sich mit der restlichen Hälfte seines Bartes befaßte.
    Ich gab ihm den Brief.
    Er las und schüttelte den Kopf.
    »Das Schreiben ist ja gar nicht an dich gerichtet, mein Lieber«, kommentierte er. »Erstens bist du nie Besitzer einer Firma gewesen, zweitens würde eine Konkursmasse bei dir nie 52 Prozent deiner Schulden decken, sondern höchstens 10 Prozent, und drittens steht da nicht Cotton, sondern Botton, was zwar ähnlich klingt, aber eben doch nicht dein Name ist.«
    »Du bist ein intelligentes Wesen«, murmelte ich nachdenklich.
    Er sah mich groß an.
    »Der Meisterdetektiv runzelt die Stirn, in seinem Gehirnkasten knistert es vernehmlich!« spöttelte er. »Möchtest du mir nicht sagen, was du an diesem harmlosen Brief so interessant findest?«
    »Denk mal nach, vielleicht knistert es dann in deinem Gehirnkasten auch ein bißchen. Es könnte nicht schaden«, gab ich zur Antwort.
    Ich nahm ihm den Brief ab und warf meine Jacke über. Mit der Morgenzigarette machte ich mich auf den Weg.
    Meine Gedanken waren einfach.
    Der Brief lautete an einen Mr. Botton in Anthony Edens Hotel in Miami. Also hatte der Rechtsanwalt doch einen Grund, diesen geheimnisvollen Mr. Botton hier zu vermuten. Konnte nicht einer der Gäste sich mit einem anderen Namen ins Hotelbuch eingetragen und vergessen haben, den Rechtsanwalt davon zu verständigen?
    Wenn hier aber jemand Botton hieß und seine Firma irgendwo Pleite gemacht hatte, woher hatte dann dieser Bursche überhaupt das Geld, sich in einem der teuersten Hotels von Miami einzumieten?
    Ich suchte den Sheriff in seinem Office auf und bat, telefonieren zu dürfen.
    Er stellte mir sofort seine Amtsleitung zur Verfügung. Ich hätte natürlich auch vom Hotel aus anrufen können. Aber wer garantierte mir, daß dort die Gespräche nicht abgehört wurden?
    Ich ließ mich durch ein Blitzgespräch mit der FBI-Zentrale in Washington verbinden. Als sich dort ein Kollege meldete, sagte ich: »Hier spricht G-man Jerry Cotton, FBI-District New York, zur Zeit auf Sondereinsatz in Miami, Florida. Hallo, Kollege!«
    »Hallo, Cotton. Wie ist Ihre Dienstnummer?«
    Das haben sie bei uns eingeführt, damit nicht jeder unter dem Namen eines G-man bei der Zentrale Auskünfte einholen kann. Ich nannte ihm meine Dienstnummer, die übrigens wie bei jedem anderen G-man monatlich einmal geändert wurde, und der Kollege sah in seinen Kontrollpapieren nach, ob es überhaupt einen G-man Jerry Cotton gab, ob der im Augenblick wirklich in Miami sein konnte, und so weiter. Im Gegensatz zu allen anderen Polizeiorganisationen wird bei uns in den Staaten jede Kleinigkeit beim FBI von der Zentrale in Washington aus gelenkt. Die Zentrale weiß ständig über jeden einzelnen G-man in den Staaten Bescheid.
    Es dauerte einen Augenblick, dann meldete sich der Kollege aus der Zentrale wieder.
    »Okay, Cotton. Was gibt’s?«
    »Ich brauche ein paar Auskünfte. Erstens: wo liegt Cheyenne? Zweitens: gibt es in diesem Nest irgendeine Firma, ein Geschäft oder sonst etwas Ähnliches, dessen Besitzer Botton heißt? Diese Firma muß vor kurzer Zeit in Konkurs gegangen sein. Drittens: wie sieht dieser Botton aus? Die Antwort bitte nur an den Sheriff von Miami persönlich durchgeben!«
    »Gut, ich habe notiert: Auskunft über einen gewissen Botton, der vor kurzer Zeit in Cheyenne Konkurs gemacht haben soll. Cheyenne ist übrigens eine Kleinstadt in Wyoming. Nach der letzten Volkszählung im Jahre 1940 hatte sie ungefähr 22 500 Einwohner.«
    »Vielen Dank, jetzt weiß ich immerhin schon etwas.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein, das wär’s für heute.«
    »Gut, Cotton. Sie erhalten innerhalb von 24 Stunden Bescheid. Ich setze mich sofort mit einem G-man in Wyoming in Verbindung. Es wird nicht schwer sein, denn wir haben direkt in Cheyenne eine kleine FBI-Abteilung. Die Leute werden sich sofort darum kümmern.«
    »Okay.«
    Ich legte den Hörer auf und verabschiedete mich zufrieden vom Sheriff. Es hat doch seinen Vorteil, wenn eine Zentrale hoch über allem thront und die Fäden ziehen kann. In diesen Netzen hat sich schon mancher gefangen…
    ***
    Gegen halb elf war ich wieder in unserem Bungalow. Ich holte das Frühstück nach und lag anschließend faul in der Sonne. Phil murrte. Er hatte wieder einen seiner
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