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0022 - Thoras Flucht

0022 - Thoras Flucht

Titel: 0022 - Thoras Flucht
Autoren: Clark Darlton
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Rhodan. „Wir versuchen es mit den Impulsstrahlern."
    „Nicht nötig", versicherte Okura und zog eine schwere Pistole aus der Tasche. „Ich sah nicht ein", fügte er entschuldigend hinzu, „daß Rabows Waffe den Leuten Tomisenkows in die Hände fiel. Damit erlegen wir mehr Fleisch, als wir essen können." Rhodan nickte befriedigt. „Na also, damit wäre die Entscheidung gefallen, Marshall. Schlafen Sie noch einige Stunden, ehe wir die letzten Einzelheiten besprechen."
    Es war inzwischen richtig Tag geworden. Die Helligkeit war durch das Dach des Urwaldes gedrungen und hatte die alles verbergenden Schleier der Nacht hinweggenommen. Die Baumhütte schwamm in einem Meer farbenprächtiger Orchideen, die wie Riesenquallen in einem grünen See schwebten. Bunte Käfer krochen eilig über Äste und Stämme. Weiter oben war das Krächzen und Zwitschern gefiederter Urwaldbewohner.
    Schweren Herzens hatte sich Marshall von Rhodan und Okura verabschiedet und war in die Tiefe geklettert. Unten sahen sie ihn verloren zwischen den Riesenbäumen stehen und noch einmal nach oben zurückwinken. Dann marschierte er los, dem verwaschenen Sonnenfleck entgegen, der irgendwo weit im Osten über dem Urmeer stand. Wenige Minuten später war er im Unterholz verschwunden. Sie hörten noch eine Weile seine vorsichtigen, tastenden Schritte, dann verstummten auch die.
    Rhodan und Okura blieben allein in der Baumhütte zurück. Sie waren vorerst zur Untätigkeit verurteilt und würden abwarten müssen, bis Marshall zurückkehrte. Das aber konnte einige Tage dauern. Fast noch 120 Stunden würde es hell bleiben, ehe erneut eine lange Nacht anbrach. Wenn Marshall es bis dahin schaffte, war viel gewonnen. Wenn nicht ... - Okura drehte fast gedankenlos an seinem Allzweckgerät am Arm und eine leise Stimme aus dem Miniaturlautsprecher kam: „... rufen Perry Rhodan! Achtung, wir rufen Perry Rhodan! Melden Sie sich, Perry Rhodan!"
    Die Stimme wurde ständig lauter, so als nähere sich der Sender mit großer Geschwindigkeit. Immer wieder rief sie die gleiche Botschaft in den Äther. Okura schaltete blitzschnell den Peiler ein und sah dann fast senkrecht nach oben. Zweifel zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. Rhodan lächelte entsagungsvoll.
    „Das ist Bully. Geben Sie Rufzeichen."
    Wenige Sekunden später hörten sie Bully einen lauten Schrei der Überraschung ausstoßen, stark vermischt mit Erleichterung.
    „Mensch, Perry, wo steckst du? Ich suche dich wie eine Stecknadel. Warum hast du dich nicht gemeldet?"
    „Der Reihe nach Bully. Wo bist du?"
    „In der GOOD HOPE V und kann nicht landen. Das verdammte Positronensystem..."
    „Also doch!" unterbrach ihn Rhodan und seufzte. „Dann kann also tatsächlich niemand auf der Venus landen. Gut Bully, dann kehre zur Erde zurück, bis ich die Station erreiche und dich benachrichtige. Du kannst mir nicht helfen."
    „Und was ist mit Thora?"
    „Gut aufgehoben", erwiderte Rhodan mit einem spöttischen Unterton.
    „Ich kehre nicht zur Erde zurück", sagte Bully plötzlich, dessen Stimme schon wieder leiser wurde, weil die Entfernung sich vergrößerte. „Ich bleibe so lange hier, bis ich landen kann. Basta!"
    Wenn Bully „basta!" sagte, war an seinem Standpunkt nichts mehr zu ändern. Rhodan wußte das.
    „Also gut, kreise von mir aus wie der historische Ham um die Venus. Okura und ich sitzen im Urwald und spielen Tarzan, während Marshall mit den venusischen Robben verhandelt. Im Augenblick wäre also alles in bester Ordnung. Grüße die Mutanten von mir."
    Bullys Antwort war so schwach, daß sie nicht mehr zu verstehen war, aber Okura war bereit zu schwören, daß es ein Fluch gewesen war. Rhodan lächelte schmerzhaft und lehnte sich gegen den Vorhang aus Riesenlianen. Dicht über seinem Kopf hing eine blutrote Orchidee, so groß wie ein Männerkopf.
    „Er wird noch öfter fluchen, wie ich ihn kenne. Nichts haßt er mehr, als untätig zuschauen zu müssen, wenn andere die Abenteuer zu bestehen haben."
    „Dabei kann er nicht einmal zuschauen", grinste Okura und zeigte hinauf in die ewige Dunstschicht über dem Urwalddach.
    Rhodan schloß die Augen und nickte. Er hatte so viel zu tun, denn große und gigantische Aufgaben lagen noch vor ihm. Sein Lebenswerk war gerade erst begonnen worden; kaum, daß er den Grundstein dazu gelegt hatte. Irgendwo in der Milchstraße bröckelte das Sternenreich der Arkoniden auseinander und zerfiel. Vielleicht starteten Lichtjahre entfernt neue Invasionsflotten, um
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