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0021 - Satans eigene Schrift

0021 - Satans eigene Schrift

Titel: 0021 - Satans eigene Schrift
Autoren: Michael Kubiak
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hob er es aus dem Wagen. Dort, wo es auf dem Rücksitz gelegen hatte, hatte sich ein rechteckiger Fleck in Form des Buches in das Polster eingebrannt. Der Alte bemerkte es nicht, wußte es wahrscheinlich schon.
    Sorgfältig wickelte er das Tuch um die Bibel des Bösen und lief über die Brücke.
    Kurz darauf heulte ein Automotor auf, und in rasender Fahrt entfernte sich ein Renault in nördlicher Richtung.
    Auf dem Rücksitz des Autowracks auf der Brücke lag ein Kopf. Es war der Kopf eines jungen Mannes. In stummer Anklage starrte das gebrochene Augenpaar in den tiefschwarzen Nachthimmel.
    Und mit einer zeitlupenhaften Bewegung kippte der kopflose Torso auf das Lenkrad.
    ***
    Rund zwanzig Minuten später kurvte der Renault durch das kleine Dorf Fortreaux.
    Hinter dem Marktplatz bog er von der Hauptstraße ab und fuhr ein Stück aus dem Ort hinaus. Am Rande der Ansiedlung erreichte er einen kleinen See.
    Der Wagen fuhr um den See herum und rollte auf eine halbverfallene Kirche zu. Sträucher wucherten auf den geborstenen Mauern.
    Sämtliche Fenster waren aus ihren Bleifassungen gebrochen.
    Die Scheinwerfer tauchten die trostlose Szenerie in grelles Licht.
    Der alte Mann lenkte den Wagen hinter die Kirche, wo er ihn in einem düsteren Winkel stehenließ.
    Dann nahm er das in das Tuch gewickelte Buch vom Nebensitz, drückte es an seine Brust und stieg aus.
    Wie ein Sendbote der Nacht huschte er zwischen den Trümmern hindurch und verschwand in der Ruine.
    Die hohen Mauern der Kirche warfen die Schritte des Alten vielfach verstärkt zurück. Wild tanzte das Echo zwischen den Wänden.
    Im Chor der ehemaligen Kirche stand ein riesiger schwarzer Stein.
    Er war das Ziel des Alten.
    Auf diesen Stein legte der Mann die Bibel.
    Dann schlug er das Tuch zurück und klappte die Bibel auf.
    Er las einige Sätze in dem Buch, das von innen her ein geheimnisvolles Leuchten entwickelte. Dabei bewegte er stumm seine Lippen.
    Schließlich sank er in die Knie und beugte sich so weit vor, daß seine Stirn den kalten Steinboden vor dem Altar berührte.
    Lange verharrte er so. Als er sich dann wieder aufrichtete, trug sein Gesicht einen zufriedenen Ausdruck, und seine Augen triumphierten.
    »Ja«, flüsterte er heiser, »so wird es gelingen. Hab Dank, Satan! Auf ewig will ich dein Diener sein. Durch dieses Buch sprichst du zu mir. Daher weiß ich es so genau. Es wird gelingen.«
    Die letzten Worte klangen wie ein Siegesschrei.
    ***
    Professor Zamorra hatte es sich in der Bibliothek seines Schlosses gemütlich gemacht.
    Er war an diesem Sonntag von einer Tagung, die sich mit den Grenzgebieten der Psychologie und der Philosophie beschäftigt hatte, zurückgekommen, hatte ein Bad genommen und sich dann ein erlesenes Mahl zubereitet. Ihm als begeistertem Hobbykoch machte das überhaupt keine Schwierigkeiten. Zudem hatte das Schloß zwar schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel, doch war die Küche nach dem modernsten Stand eingerichtet.
    Jetzt saß Zamorra in einem hochlehnigen Sessel und wühlte sich durch den Berg Post und alter Zeitungen.
    Die Reklamesendungen wanderten sofort in den Papierkorb. Die anderen Briefe sortierte er nach der Dringlichkeit ihrer Beantwortung.
    Dann machte er sich an den Stapel Zeitungen.
    Viel Neues fand er nicht. In seinem Hotel in Paris, wo die Tagung stattgefunden hatte, war es ihm möglich gewesen, Radio zu hören und über einen Fernsehapparat in seinem Zimmer zu verfügen. So oft es ihm die Zeit gestattete, hatte er dort die politischen Nachrichten aus aller Welt verfolgt und war so ziemlich auf dem laufenden.
    Was er suchte, waren Nachrichten, die sich meistens in kleinen und unbedeutenden Meldungen ausdrückten. Neuigkeiten und Ereignisse, für die kein Informationsdienst Interesse zeigen würde und die nur dem Eingeweihten ihre volle Tragweite enthüllten.
    Achtlos überflog Zamorra die Spalten. Eilig blätterte er die Zeitungen durch. Der Zeitungsberg neben seinem Sessel wuchs.
    Bis Zamorra beim Lesen einer kleinen Notiz zusammenzuckte.
    Die Nachricht, nur wenige Zeilen lang, fesselte seine Aufmerksamkeit und trieb seinen Puls in die Höhe.
    Der Text berichtete über einen Diebstahl im alten Kloster von Nantes. Ein Unbekannter war über die Mauer geklettert, hatte die Tür zu den Gewölben geöffnet, war dort eingedrungen und hatte eine wertvolle alte Bibel gestohlen, über deren Aussehen und Ursprung die Mönche jedoch keinerlei Angaben machten. Sie betonten nur, daß das Buch von unermeßlichen Wert sei
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