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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch
Autoren: Delfried Kaufmann
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konnte ich weder durch die Tür noch durch das Fenster eindringen.
    Ich wartete. Zehn Minuten, zwanzig Minuten, eine halbe Stunde. Von Zeit zu Zeit vergewisserte ich mich, daß Twin seine Haltung noch nicht verändert hatte. Ich fluchte lautlos. Phil und Dierks würden in dem Acker anwachsen, wenn nicht bald etwas passierte. Ich ging noch einmal aus der Hocke hoch, um nach Twin zu sehen, fuhr aber sofort zurück. Er war aufgestanden und kam auf das Fenster zu.
    Ich hielt buchstäblich den Atem an. Ich hörte, wie der Fensterverschluß betätigt wurde. Der Ausbrecher riß die Flügel auf. Unmittelbar über mir fühlte ich den Strom der warmen Luft, der aus dem Zimmer kam.
    Ich hörte ihn murmeln. »Elendes Wetter! Hört überhaupt nicht mehr auf zu regnen!«
    Ich hielt den Sandschlauch schon in der Hand. Wenn er sich jetzt ein wenig vorbeugte, dann…
    Er beugte sich vor. Ich sah seinen Kopf über mir. Ich schoß hoch wie eine angreifende Natter. Noch bevor er zurückzucken konnte, sauste der Sandschlauch auf seinen Schädel nieder. Er kam nicht einmal dazu zusammenzusacken. Ich hielt ihn in der Stellung, in der er sich zuletzt befunden hatte, schwang mich auf das Fensterbrett, ließ mich auf der anderen Seite hinabfallen. Twin hielt ich fest, und erst, als ich im Zimmer war, ließ ich ihn zu Boden gleiten.
    Ich löschte das Licht, ging zum Fenster zurück und stieß den Ruf eines Käuzchens aus, sehr leise natürlich. Dann wartete ich. Keine zwei Minuten später schwangen sich zwei schwarze Schatten in den Raum.
    Wir wußten genau im Hause des Bürgermeisters Bescheid. Wir hatten Jimmy ausgefragt. Wir hatten nach seinen Beschreibungen einen Grundriß gezeichnet, und Jimmy hatte uns auch sagen können, in welchen Zimmern die Gangster schliefen. Lewis und Bobbers bewohnten gemeinsam einen Raum in der ersten Etage. Collin und Twin schliefen im Zimmer gegenüber.
    Es galt also, die Treppe hinaufzukommen. Twin wurde gebunden und geknebelt. Ich öffnete die Tür, schlich auf den Flur, ließ die Taschenlampe aufblitzen und stieg, Schritt für Schritt, die Treppe hinauf. Es waren zwölf Stufen bis zur ersten Etage. Ich glaube, ich brauchte an die zehn Minuten dafür. Oben blieb ich stehen, gab ein Zeichen mit der Lampe. Phil kam, dann Dierks. Ein kurzer Wink mit der Hand, eine Berührung am Arm. Phil und Dierks nahmen sich das Zimmer von Bobbers und Lewis vor, ich stellte mich gegenüber von Collins Tür auf.
    »Los!« zischte ich.
    In genau diesem Augenblick ging die Tür des Zimmers von Frederic Collin auf, und er selbst stand im Licht, das aus diesem Zimmer fiel. Er mußte ein Geräusch gehört haben, oder vielleicht hatte ihn nur sein Instinkt geweckt. Jedenfalls stand er da, und er hielt einen Revolver in der Hand.
    Es gab keine Spanne zwischen Erkennen, Denken, Handeln. Es war ein ganz instinktiver Ablauf, bei dem mein Gehirn keine Rolle spielte, sondern mein Körper, meine Muskeln ganz selbsttätig handelten. Meine Faust traf Collins Kinn, meine linke Hand riß ihm den Revolver aus der Hand, und mein Körper lag auf ihm, bevor er selbst auf den Boden polterte. Revolver und Sandschlauch ließ ich fallen. Meine Hände preßten sich um seinen Hals. Er zuckte unter mir, aber kein Laut kam aus seiner Kehle, und plötzlich wurde er schlaff, ohnmächtig. Ich ließ los. Ich sprang auf, fuhr herum. Was war mit Phil, Dierks, Lewis, Bobbers? Auf lautlosen Sohlen huschte ich zur Tür. Im gleichen Augenblick tauchten Phil und Dierks aus dem gegenüberliegenden Zimmer auf. Dierks hielt den Daumen nach oben.
    »Erledigt!« flüsterte Phil. Die beiden hatten sich bei ihrer Aufgabe nicht stören lassen. Wie ich wußten sie, daß es klappen konnte, wenn jeder bei seinem Teil blieb.
    Ich schaltete das Licht wieder aus. Viel Lärm war nicht gemacht worden bis auf das dumpfe Poltern, das Frederic Collins Körper verursacht hatte.
    Wir stürzten uns auf die Überwältigten und verschnürten sie. Während wir noch damit beschäftigt waren, hörte ich Schritte.
    »Hallo!« rief jemand leise. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Mr. Elvingstone?« fragte ich zurück.
    »Ja, ich bin’s«, antwortete der Bürgermeister.
    Ich ging zu ihm hin.
    »Das hier haben wir geschafft, Mr. Elvingstone«, sagte ich, »aber leider können wir es nicht in allen Häusern wiederholen. Wir werden die Anführer der Bande jetzt aus dem Dorf schaffen. Und morgen, wenn seine Kumpane Collins Abwesenheit entdecken, werde ich hier sein. Ich hoffe, daß sie sich dann
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