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0019 - Ich - und der große Ausbruch

0019 - Ich - und der große Ausbruch

Titel: 0019 - Ich - und der große Ausbruch
Autoren: Delfried Kaufmann
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nicht zu. Es war selbstverständlich, daß er nicht ohne weiteres zustimmte. Auf ihm ruhte die Last der Verantwortung für die Bewohner von Bound Village von dem Augenblick an, da Jimmy die ersten Worte seiner Meldung gesagt hatte.
    »Sie müssen damit rechnen, Jerry, daß es zu Panikhandlungen kommt, wenn die Überrumpelung der vier Führer bemerkt wird, und Panikhandlungen bedeuten in diesem Fall den Tod von friedlichen Menschen.«
    Ich biß die Zähne aufeinander. »Die Gefangennahme von Collin und den anderen muß so vor sich gehen, daß es seine Kumpane nicht bemerken«, sagte ich hart. »Außerdem müssen sie aus dem Dorf geschafft werden. Es genügt nicht, daß man sie überwältigt und, zum Beispiel, das Haus des Bürgermeisters durch G-men besetzt. In einer solchen Situation könnten die anderen Gangster auf die Idee kommen, das Haus zu stürmen, wahrscheinlich unter Benutzung von Einwohnern als Deckung. Nein, Collin und die anderen müssen völlig außer Reichweite ihrer Kumpane gebracht werden, am besten bis ins State Jail zurück.«
    »Auch das bewahrt uns nicht vor der Gefahr von Panikhandlungen«, gab Mr. High zu bedenken. »Sie brauchten sich nur die Situation vorzustellen, wenn am Morgen Collin vermißt wird. In der ersten Rage kann es leicht passieren, daß der Bürgermeister, den man sofort einer Mitschuld verdächtigen wird, umgelegt wird. Ein Zeigefinger krümmt sich leicht.«
    Ich überlegte eine Sekunde lang. »Um diese erste Reaktion zu verhindern, werde ich am Morgen im Dorf sein«, sagte ich.
    Mr. High sah mich an. »Dazu sind Sie mir eigentlich zu schade, Jerry. Ich glaube, wir warten doch lieber ab, bis die Gangster den Aufenthalt in Bound Village leid sind, und fassen die dann. Jimmy hat ja berichtet, daß Collin in vier oder fünf Wochen abziehen will.«
    »Jimmy hat auch berichtet, was inzwischen vorgefallen ist«, antwortete ich. »Diese Vorfälle werden sich wiederholen, und sie werden schlimmer ausfallen. Ich garantiere Ihnen, Mr. High, wenn Collins Leute noch vier oder fünf Wochen im Dorf bleiben, dann geht dieser Aufenthalt nicht ohne Tote ab. Außerdem müßte dann der Junge ins Dorf zurückgebracht werden, denn länger als drei oder vier Tage kann seine Abwesenheit unmöglich verborgen bleiben. Wahrscheinlich nicht einmal so lange.«
    Mr. High überlegte lange. Fünf, zehn Minuten vergingen, ohne daß jemand sprach. Dann hob er den Kopf.
    »Ich fürchte, Sie haben recht, Jerry«, sagte er leise. »Wir werden es so machen, wie Sie vorschlagen. Gehen wir in mein Büro, und besprechen wir die Einzelheiten.«
    ***
    Der alte Ford ruckelte, und sein Motor gab Töne von sich, als wolle er jeden Augenblick seinen letzten Atemzug tun. Ich saß auf dem Führersitz und klammerte mich an das urtümliche Steuerrad, das selbst wackelte. Wie immer ich daran drehte, es war reine Glückssache, ob die Räder der Drehung folgten.
    Ich hatte Conder hinter mir gelassen, und jetzt schaukelte ich die schlechte Straße auf Bound Village zu, in jenes einmalige Dorf, das achtunddreißig Anständige und vierzig Verbrecher beherbergte.
    Der Ford war kein Zufall. Jimmy hatte uns auf nochmaliges Befragen erklärt, daß der alte, mit Bürsten handelnde Cuckett einen solchen Wagen fuhr. Allein, daß wir in den paar Stunden eine solche Karre aufgetrieben hatten, war schon fast so etwas wie eine Meisterleistung.
    Ohne Zweifel aber eine Meisterleistung war meine Maske. Unser Spezialist hatte mehr als vier Stunden darauf verwandt. Daß er meine Haare grau gefärbt hatte, war noch das geringste daran, aber schon mein verfilzter Vollbart war ein Kunstwerk für sich. Der Meister hatte jedes Haar einzeln angeklebt, und er hatte dazu einen Klebstoff benutzt, der nur mit einem Speziallöser wieder zu entfernen war.
    Was unser Maskenfachmann sonst mit meinem Gesicht angestellt hatte, wußte ich selbst nicht. Jedenfalls wurde ich unter seinen Händen zusehends älter und verschrumpelter. Die ganze Zeit, die ich im Schminkstuhl zubrachte, waren Mr. High und Phil bei mir, und wir besprachen jede Einzelheit des Vorgehens. In meinem alten und schäbigen Portemonnaie war ein ganz klein gefalteter Zettel, auf dem stand:
    Polizei. Wir kommen eine Stunde vor Mitternacht in Ihr Haus! Holen Führer der Bande! Helfen Sie, aber unternehmen Sie selbst nichts. Wir kommen von der Gartenseite. Möglichst Hintertüre offenlassen.
    Bevor ich abzuckelte, ging ich noch einmal zu Jimmy. Er lag jetzt auf einer Couch in meinem Büro und schlief.
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