Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0019 - Der Unsterbliche

Titel: 0019 - Der Unsterbliche
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Tramp infolge seines unwahrscheinlich zutraulichen Blicks genannt hatte, schien wieder einige Mühe zu haben, sein stark verdicktes Hinterteil mitsamt dem biberkellenförmig auslaufenden Schwanz über den Boden zu bewegen. Gucky war etwa einen Meter hoch, normalerweise aufrecht gehend und äußerst intelligent. Seine profilierteste Parafähigkeit bestand in der Gabe der Telekinese. Gucky hatte es im Zuge seiner charakteristischen, für Menschen unverständlichen „Spielleidenschaft" fertiggebracht, die riesige STARDUST II beinahe zu vernichten. Dabei hatte er es überhaupt nicht böse gemeint. Er hatte eben mit den so überraschend aufgetauchten Dingen „spielen" wollen.
    Gucky schritt bedächtig näher. Dabei schwang er seine kurzen Vorderpfoten mit den zierlichen Greifwerkzeugen nach der Art eines fettleibigen Meisterringers durch die Luft. Vor Rhodan blieb das Pelzwesen stehen. Der Kommandant sah in zwei kluge, listige Knopfaugen in einem typischen Mausgesicht. Es war nur seltsam, daß Gucky innerhalb weniger Wochen zahlreiche Angewohnheiten der Menschen übernommen hatte. Auch dies schien zu seinem natürlichen Hang zu gehören. Die schwarzglänzende Mausnase runzelte sich nach oben. Dann kam ein rosigfeuchtes Etwas, aus dem Guckys Schneidezahn hervorgrinste. Eine winzige Pfote tippte an die pelzige Stirn. Rhodan begann innerlich zu stöhnen. Jetzt grüßte der Kleine also schon.
    „Leutnant Guck vom Mutantenkorps meldet seine Einsatzbereitschaft", pfiff das Pelzwesen ernsthaft.
    „Sie gestatten, Chef, daß ich nicht Gucky sagte. Das erscheint mir zu gewöhnlich, seitdem ich ein Ehrenmann bin."
    Rhodan drehte sich mit zuckenden Schultern um. Die anderen Männer hatten krampfhaft verzerrte Gesichter. Nur Bull tastete die Skala seines umfangreichen Wortschatzes von oben nach unten ab. Es waren grausame Verwünschungen, die Gucky mit einem nochmaligen Entblößen seines Zahnes quittierte.
    „Mordbube!" schimpfte die kleine. Intelligenz. „Mich einfach totschießen wollen, eh? Ich habe alles gehört. Ich habe nicht mit der Sonne gespielt und mit dem Schiff auch nicht. Ich habe dem Chef mein Wort gegeben, daß ich nur mit seiner Erlaubnis Schalter sausen lasse."
    Gucky verstummte, um sich an dem großartigen Wort zu ergötzen.
    „Sausen!" wiederholte er sehnsüchtig. „Das wäre eine Sache. Ich könnte durch die bloße Fernbetätigung der Notschalter das ganze Schiff dirigieren, pah!"
    „Sozusagen ein Sause-Spiel, was?" tobte Bully außer sich. „Wenn du deine Leidenschaften nicht zügelst, dann passiert etwas. Überhaupt: Seit wann bist du Offizier? Was heißt hier Leutnant Guck vom Mutantenkorps?"
    Gucky drehte sich lässig um. Das breite Ende des Löffelschwanzes klatschte fünfmal auf den Boden, was für Gucky die allerhöchste Ausdrucksform seiner Mißachtung bedeutete.
    „Fünf Schläge, Mr. Bull", zwitscherte er vernichtend. „Fünf Schläge! Pfui!"
    „Schiff klar zum Start", krachte Rhodans Stimme in das hilflose Gewimmer der lauschenden Männer.
    „Was gibt es hier zu feixen? Eine jede Intelligenz dürfte ihre Eigenarten haben. Als tolerante Menschen haben wir das zu respektieren. Oder sind Sie nicht tolerant?"
    Rhodan sah sich kaltäugig um, bis er beim plötzlichen Erstarren seiner Offiziere brüllend zu lachen begann. Beim Großen Imperium der Arkoniden - so hatten sie ihren Chef noch niemals erlebt. Gucky amüsierte sich köstlich. Nahezu zärtlich sah er zu dem Mann hinüber, der ihn, Gucky, so ausgezeichnet verstand. Es war doch ein guter Gedanke gewesen, auf dem Planeten Tramp in eine Proviantkiste zu schlüpfen, um sich auf diese Art in das Schiff befördern zu lassen.
    Dann war Gucky auch noch eine Hypnoschulung zum raschen Erlernen der menschlichen Hauptsprache bewilligt worden. All diese Tatsachen genügten, um Rhodan für Guckys Geschmack zum Heroen werden zu lassen. Der Chef der Dritten Macht beendete sein Gelächter ebenso schnell, wie er es begonnen hatte.
    Unverhofft kehrte die Sorge in seine Augen zurück.
    „Das war eine kleine Ablenkung für meine Nerven, Sie gestatten", sagte er ironisch. „Wie wäre es nun, wenn sich die Herren zu ihren Stationen begäben! Crest, wie weit sind Sie mit der positronischen Auswertung?"
    Gucky war sofort vergessen. Männer, die unter dem Begriff „positronische Auswertung" sehr viel verstanden, richteten ihre Blicke auf den arkonidischen Wissenschaftler. Crest erschien ruhig und gelassen. Sein weißes Haar glänzte im hellen Licht der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher