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0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon
Autoren: Traute Maahn
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herankommen! dachte der Professor.
    Und das erstemal kam ihm der Gedanke, ob der Urheber der entsetzlichen Metzelei in der Wellington Street der Biedermann McTrash war, der eine Entführung vorgetäuscht hatte, um seinen abartigen Neigungen zu folgen. Wenn seine Vermutung stimmte, dann war McTrash ein machtbesessener Magier, der seine technischen Erzeugnisse mit seinen Dämonen koppelte, um seine Macht über die Menschheit zu demonstrieren. Aber hatte die Stimme auf dem Tonband nicht von einem Ming-Li gesprochen?
    ***
    Nancy Chaokin lachte perlend. Sie war eines der schönsten chinesischen Mädchen, das man je gesehen hatte. Die Haut war wie Alabaster. Die edle Neigung des Kopfes, die dunklen Ebenholzaugen und den schön geschwungenen Mund kannte man von unzähligen Fotos her.
    Nancy Chaokin gab im Queens Hotel eine Pressekonferenz. »O ja, ich stamme von einer uralten chinesischen Familie ab«, berichtete sie den eifrig mitstenographierenden Journalisten. »Man kann die Chaokins bis ins dreizehnte Jahrhundert zurückverfolgen. Damals lebten meine Urahnen am Ufer des Pazifischen Ozeans, und als die wilden Mongolen von den Bergen herunterstürmten und alles niedermetzelten, waren auch meine Ahnen dabei, bis auf einen…«
    Sie wurde mit Fragen bestürmt und lächelte strahlend in die vielen Kameras.
    »Nein, ich bin stolz darauf«, rief sie. »Ich habe, wie jedes chinesische Mädchen, sehr viel Traditionsbewußtsein. Noch heute hasse ich diese Wilden, die unter der Führung des furchtbaren Dschingis-Khan die damaligen Einwohner von Cathay verfolgten… Und noch heute«, fügte sie hinzu, »kann ich keine Mongolen leiden.«
    Die meisten Reporter waren Amerikaner. Sie bestürmten Nancy Chaokin mit Fragen. »Wenn nun ein attraktiver Mongole käme, Miß Chaokin, und Sie um Ihre Hand bäte?«
    In Amerika hatte Nancy das Glamour-Lächeln gelernt. Und auch jetzt zeigte sie es mit größter Vollendung.
    »Niemals«, rief sie, »würde ich mich näher mit einem Mongolen abgeben. Und wenn mein Regisseur meine Mitwirkung in einem Film davon abhängig machen würde, daß ich mit einem Mongolen spielen müßte, würde ich auf die Rolle verzichten.«
    Auf einmal schwieg alles.
    Es war, als ginge der Tod durch die Reihen der Journalisten. Eiskalter Modergeruch wehte über den Teilnehmern der Pressekonferenz. Doch dann war dieser Augenblick vorüber.
    Verlegen räusperten sich einige Journalisten. Eine richtige Stimmung wollte nicht mehr aufkommen.
    Auch die Schauspielerin schien den Spaß an dem Interview verloren zu haben. Mit spröder Stimme berichtete sie von den nächsten Plänen: eine Tournee durch den Mittelwesten von Nordamerika, dann eine Show im San-Francisco-Televisions-Programm.
    Ein letztes Foto noch, dann ging alles auseinander.
    Bill Fleming trat zu Nancy. »He, Nancy, ich möchte Sie mit einer guten Freundin bekannt machen.« Er brachte sie mit Nicole Duval zusammen. Die beiden Mädchen reichten einander die Hände.
    »Sie ist Französin, Nancy«, erklärte Bill und grinste, »und die Mitarbeiterin meines besten Freundes, Professor Zamorra.«
    »Oh…« Nancy Chaokin wirkte erschöpft. »Laden Sie mich zu einem Drink ein, Mr. Fleming, ich bin total erledigt.«
    »Glauben Sie nicht, Miß Chaokin«, erkundigte sich Nicole, als sie neben der Schauspielerin auf einen Tisch in der Bar zuging, »daß dieses Interview Ihnen den Unwillen der mongolischen Rasse einbringen wird?«
    Nancy hob die schön geschwungenen Brauen. »Möglich. Aber das ist mir egal. Sehen Sie, Miß Duval, so eine Feindschaft, die über Jahrhunderte hinweg lebt, brennt noch immer in einem. Ich kann zu jeder Gefühlsregung mein einstudiertes Lächeln aufsetzen, doch niemals zu diesem Thema, niemals, Miß Duval.«
    Bill Fleming versorgte die beiden Damen mit Getränken. »Der Rundfunk sendet die wildesten Nachrichten«, erzählte er, als er sich zu ihnen an den Tisch setzte. »Es soll in der Wellington Street entsetzlich hergegangen sein.«
    Nicole machte eine bekümmerte Miene. »Und Professor Zamorra ist sicher dort, um eine Spur aufzunehmen. Aber es ist Ihre Schuld, Bill, wenn ihm etwas passiert.«
    Bill verzog komisch entsetzt sein Gesicht. »Bin ich vielleicht sein Kindermädchen?«
    »Ach, bitte«, fragte Nancy nach einem langen Schluck und stellte das Glas ab, »wer ist dieser Professor Zamorra? Der Name klingt so interessant.«
    »Er ist auch ein interessanter Mann«, sprach Nicole mit Nachdruck, »leider beschäftigt er sich mit
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