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0014 - Der Schreckenskult

0014 - Der Schreckenskult

Titel: 0014 - Der Schreckenskult
Autoren: Walter Appel
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auch nicht kenne, und mein Gehirn erfaßt den Sinn eurer fremdartig klingenden Worte.«
    Nicole stieß Zamorra mit dem Ellbogen an, doch der ließ sich nicht ablenken. Nicole war so verwirrt, daß es sie nicht einmal bekümmerte, daß sie in der Eile ihr schwarzes Haar nur zu einer ganz einfachen, glatten schwarzen Frisur hatte herrichten können.
    Sie sah trotzdem so reizend aus, und sie paßte ebensowenig zu diesem primitiven Gastmahl wie Zamorra mit seinen hellen Jeans und seinem Sporthemd. Zamorra ließ sich ein Schiefertäfelchen bringen, auf das er einige Dinge aufmalte.
    Er stellte Astokah Fragen dazu.
    Mehrmals nickte der Starrakone eifrig. Nun wandte sich Zamorra an Nicole. Er zeigte ihr das Täfelchen, auf dem er mit einigen Strichen ein Mammut skizziert hatte.
    »Dieses Tier kennt Astokah«, sagte er. »Er sagt, weiter nördlich in den kälteren Zonen gäbe es eine Menge davon.«
    »Was bedeutet das?«
    »Daß wir offenbar aus dem Cochanoee-Tempel am Rande des Okaloacoochee Slough in eine Welt der Zwischeneiszeit versetzt worden sind, unzählige Jahre vor unserer Zeit.«
    »Das ist unmöglich.«
    Zamorra zuckte die Achseln.
    »Die Flora und Fauna dieser Welt lassen sonst keinen Schluß zu. Fragen Sie mich nicht, wie es geschehen ist. Ich kann nur auf Oscanoras Worte verweisen, daß er Cochanoee aus einer anderen Zeit beschwor. Er sprach von Linien, die nach den Sternbildern der Dämonen berechnet werden, und von magischen Sphären. Es scheint nun, daß Cochanoee uns in die Vergangenheit holen konnte, als wir im Tempel in den Bereich jener magischen Spirale traten.«
    Es sprach für Nicole, daß sie jetzt nicht etwa des langen und breiten über ihre Zweifel und Bedenken sprach, sondern sofort das Nächstliegende und Wichtigste erwähnte.
    »Wenn Cochanoee uns hierhergeholt hat, wird er uns töten wollen. Weshalb dann dieses Gastmahl und Astokahs Freundlichkeit?«
    »Vielleicht will der Dämon mit uns spielen. Wir haben keine Waffen gegen ihn, nur unsere bloßen Hände. Wir sind ihm wehrlos ausgeliefert, und er weiß das.«
    Zamorra und Nicole hatten ihr Gespräch im Flüsterton geführt.
    Nun wandte sich Zamorra an Astokah.
    »Ist dir der Dämon Cochanoee ein Begriff?« fragte er.
    Ein Schatten überflog das achtungsgebietende Gesicht des alten, weißhaarigen Mannes.
    »Cochanoee ist unser Gott und oberster Herr«, sagte er. »Er hat Cayatana, unsere frühere Göttin, in einen tiefen Todesschlaf versetzt und in einer Felsenhöhle eingeschlossen.«
    »Woher kam Cochanoee?« fragte Zamorra eindringlich. »Hast du ihn beschworen, Astokah, oder ein anderer Starrakone?«
    »Nein, gewiß nicht. Er ist vor vielen Jahren aus dem eisigen Norden gekommen. Der Magier eines wilden, barbarischen Bergvolkes, das ganz mit einem langen Haarkleid bedeckt war und Tieren ähnlicher war als Menschen, hat ihn aus der Unterwelt gerufen, aus den Bereichen jenseits von denen, in denen die Menschen und ihre Welt sich befinden. Das Eis schloß jenes Bergvolk in einem großen Talkessel ein. Cochanoee hat die behaarten Bergbewohner aufgefressen, einen nach dem anderen, bis keiner mehr da war. Das Eis und die Kälte konnten ihn nicht töten, weil er ein Dämon war. Er kam nach Süden, zu uns, von denen er sich seitdem nährt.«
    »Ihr müßt ihm Opfer bringen?«
    »Ja, jedesmal zur Zeit des vollen Mondes fordert er sieben Opfer. Der Stamm von Starrakonen, bei dem er zuerst war, ist nicht mehr. Nun weilt Cochanoee lange schon in unserer Mitte.«
    »Wo ist er?«
    Astokah sah Zamorra und Nicole seltsam an.
    »Euch sollten ein paar Tage unbeschwerter Gastfreundlichkeit beschieden sein bis zum Vollmond in drei Tagen. Doch nun, da ihr danach fragt, will ich es euch nicht verheimlichen. Cochanoee lebt in dem runden Tempel in der Mitte des Dorfes. Bei Vollmond sollt ihr ihm mit fünf Männern und Frauen aus unserer Mitte geopfert werden. Es gibt keinen Ausweg, ihr könnt dem Dämon nicht entkommen. Genießt die Tage, die euch noch bleiben, eßt, trinkt und seid fröhlich. Dem Ende ist nicht auszuweichen.«
    ***
    Zamorra verließ das Gastmahl tief erschüttert. Eine grausige Geschichte von dämonischem Terror war ihm zu Ohren gekommen.
    Die Starrakonen waren dem Dämon Cochanoee ohnmächtig ausgeliefert. Bei ihnen machte er sich nicht die Mühe, sie zu täuschen und über seine wahren Ziele zu belügen, wie er es bei den Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts tat.
    Zamorra suchte das Gemach auf, das ihm zugewiesen war. Wenig später kam Nicole.
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