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0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande

0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande

Titel: 0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande
Autoren: Ich zerpflückte die Blütenbande
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ausgespielt, das musste ihm der Neid lassen. Er hatte nicht wie ich, für Makulatur gesorgt, die zu Asche verbrennen sollte, sondern er hatte sich ebenfalls gutes Papier besorgt, auf dem man aber keine Noten drucken konnte.
    »Ich gebe Ihnen drei Minuten Zeit«, sagte der Chef der Blütenbande, »bis dahin will ich wissen, was gespielt worden ist…«
    Ich hatte also drei Minuten Zeit.
    Dass der Chef der Blütenbande nicht gepasst hatte, stand für mich fest. Der Mann wusste nicht genau, von wem er überwacht wurde. Er wollte und musste es natürlich wissen. Es war ein riesengroßer Unterschied, ob sich die Städtische Polizei, oder aber das Schatzamt und das FBI sich an seine Fersen gehängt hatten. Aus der Kenntnis dieser Dinge heraus ließen sich wertvolle Schlüsse ziehen.
    Ich wunderte mich nur darüber, dass bisher kein Wort über den angeblichen Jack Stern gefallen war. Sollte sich Phil noch in Freiheit befinden? War er nicht aufgefallen? Das erschien mir mehr als fraglich. Ich war in ehrlicher Sorge. Man hatte Phil doch hoffentlich nicht ausgeschaltet?
    »Sie haben noch zwei Minuten«, sagt Sloman genussreich und klopfte auf seine Armbanduhr.
    Ich musterte meine Umgebung.
    Man hatte mich auf dem Stuhl festgebunden, also war ich außerstande, etwas zu unternehmen. Meine einzige Chance lag darin, dass ich sie so reizte, dass ich zusammengeschlagen wurde. Töten würde man mich erst in dem Moment, in dem ich dem Chef der Blütenbande meine Karten auf den Tisch gelegt hatte. Ich musste mich also in eine längere Ohnmacht flüchten, musste sie herbeiführen, wenn es auch noch so wehtat.
    »Noch eine Minute…«, sagte Sloman.
    »Ich spaße nicht«, schaltete sich der Gangsterchef noch einmal ein. Er sagte es so dringend, dass ich sofort wusste, wie richtig mein Entschluss war. Er war unsicher geworden. Sicher, ihm war es aller Wahrscheinlichkeit nach gelungen, das Notenpapier beiseite zu schaffen, aber er wusste nicht, ob er noch beschattet wurde oder nicht.
    »Die drei Minuten sind um«, sagte Sloman und sah seinen Herrn und Meister an.
    »Wollen Sie jetzt reden?«, fragte mich der Chef. Er war näher gekommen und beugte sich zu mir herunter. In dem Moment schnellte ich meinen angezogenen Kopf nach vorn. Meine Stirn traf genau seine Nase.
    Der Gangsterchef brüllte vor Schmerz auf. Er hatte Nasenbluten bekommen, wich überrascht und entsetzt zurück.
    Sie behandelten mich dann gemein. Ich verlor bald das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, stöhnte ich unwillkürlich. Meine Augenlider waren schwer wie Blei, ich vermochte sie kaum zu heben.
    Um mich herum war es stockfinster. Der Untergrund, auf dem ich lag, bestand aus nassem, glitschigem Beton. Es roch muffig und nach Salzwasser. Bald darauf hüpften die ersten Ratten um mich herum. Sie waren ungeheuer frech. Die schlauen Tiere wussten wahrscheinlich schon, dass sich kaum Bewegungsfreiheit hatte. Ich richtete mich mühsam hoch und lehnte mich gegen die Betonwand. Dann machte ich mich geduldig, aber sehr schwach, daran, die Fesseln loszuscheuern.
    ***
    Es dauerte lange Zeit, bis ich endlich frei war. Danach aber war ich restlos erschöpft. Warum soll ich das nicht zugeben? Ich legte mich auf den Boden und holte tief Luft. Ich musste fit sein, wenn die Gangster kamen, um mich zur nächsten Befragung abzuholen.
    Aber sie kamen nicht.
    Hinter der Tür blieb alles ruhig und still. Ich hörte nur das stetige Fallen der Wassertropfen, das Rascheln und Quieken der gut aufgelegten Ratten und meine schweren Atemzüge. Ich kam mir wie lebend begraben vor und ich fand mich bald an der Tür wieder, die ich sehr genau untersuchte.
    Sie bestand aus solidem Stahl. Selbst mit einem behelfsmäßigen Werkzeug hätte ich gegen sie nichts ausrichten können. Ich sah auf meine Armbanduhr. Es war weit nach Mitternacht.
    Erst gegen sechs Uhr morgens tat sich etwas.
    Zwei Riegel wurden zurückgeschoben, und ein Schlüssel fuhr klirrend ins Schloss. Ich baute mich seitlich neben der Tür auf und sprang die beiden Gangster an, die den Raum betraten. Sie schüttelten mich wie ein lästiges Insekt ab.
    Ich gab mir ehrliche Mühe, freizukommen, aber meine Kräfte reichten dazu nicht mehr aus. Ich sackte wieder einmal zu Boden. Sie rissen mich hoch und schleiften mich nach oben in die Baracke.
    Diesmal band man mich nicht auf einem Stuhl fest.
    Sloman und der Chef der Blütenbande, der nicht Kendell heißen wollte, kamen zu mir und blieben schweigend vor mir stehen. Sloman lächelte mich
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