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0011 - Das Todesschloß

0011 - Das Todesschloß

Titel: 0011 - Das Todesschloß
Autoren: Franc Helgath
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Sohn von Lord Francis Bannet, pensionierter Admiral Ihrer Königlichen Majestät, sah berückend gut aus. Nur seine Erziehung machte ihm noch zu schaffen.
    Als Leutnant der Royal Navy war er auf der Militärakademie in gewisser Hinsicht verpatzt worden. Er ahmte seinen Vater nach, was den Earl of Blakeborne wiederum zu Sticheleien reizte. Doch er kannte den guten Kern des jungen Mannes. Er würde sich Gladys schon anpassen. Sonst hätte er nie sein Einverständnis zu dieser Verbindung gegeben.
    Winston Bannet war zum Gentleman erzogen worden, oder zumindest zu dem, was sein Vater, Ihre Lordschaft, darunter verstand.
    Doch wenn keine Leute zuschauten, konnte Winston sogar äußerst menschlich werden. Gladys wußte davon, seit er sie in einer stürmischen Liebesnacht zur Frau gemacht hatte. Als Tochter ihres Vaters hatte sie durchaus Verständnis für derartige elementare Bedürfnisse.
    Sie liebte ihren Winston.
    Das Mahl verlief anschließend ziemlich schweigsam. Die Konversation gedieh über die üblichen Tischgespräche nicht hinaus. Dieser Umstand erfuhr erst eine Wendung, als sich Mr. und Mrs. Wayne verabschiedet hatten.
    »Wir gehen ins Kaminzimmer«, schlug der Earl vor. »In einem Schränklein habe ich einen vorzüglichen Kognak aufbewahrt, den meine Frau bisher noch nicht gefunden hat.«
    Er heimste sich für diese Bemerkung einen mißbilligenden Blick von Rosalinda ein, doch Ernest Earl of Blakeborne schien daran gewöhnt zu sein.
    Der Kognak war wirklich exzellent. Sogar Rosalinda hatte sich vom Earl überreden lassen, ein Glas zur Verdauung mitzutrinken.
    Die eine Wand des Kaminzimmers wurde völlig von einem Bücherregal eingenommen. Professor Zamorra blieb daneben stehen.
    Der Earl trat zu ihm.
    »Die eine Hälfte habe ich mit dreihundert Exemplaren meines Buches vollgestopft«, sagte er. »Welcher Schloßherr kann das schon? Es ist mein Buch über die Gespenster in südenglischen Schlössern.«
    »Ich kenne es sehr gut«, antwortete Professor Zamorra. »Und die andere Hälfte?«
    »Quellenmaterial. Die anderen dreihundert Bücher mußte ich lesen, um meines schreiben zu können. Es sind übrigens auch die Bände über unsere Familienchronik unter ihnen.«
    Zamorra griff nach einem Band. »Den hier zum Beispiel habe ich auch in meiner Bibliothek. Ich habe ihn überflogen, bevor ich nach Exmoor Castle aufbrach. Ich erzähle Ihnen sicher nichts Neues, wenn ich Ihnen sage, daß auch Ihr Schloß bereits von spukhaften Erscheinungen heimgesucht wurde.«
    »Sie meinen die Sache mit Griselda?«
    Zamorra blätterte in dem Band. Die Seiten rauschten an seinem Daumen vorbei. Dann hatte er das Bild gefunden. Es war ein Porträt. Ein Kupferstich.
    »Ja, ich meine die Sache mit Griselda. Ist das nicht ihr Bild?«
    Der fröhliche Earl verlor einen Großteil seiner Lustigkeit. Er wirkte fast betreten, als Zamorra das sagte. Doch das Bild schaute er nicht einmal an. »Es paßt mir nicht«, meinte er schließlich nach einer kleinen Pause, »daß diese Griselda aufs Haar meiner Tochter gleicht. Vielleicht ist das Porträt schlecht, oder es kommt eben wirklich einmal vor, daß Verwandte verschiedener Generationen sich ähneln.«
    Zamorra konnte sich denken, was dem Earl die Laune vorübergehend verdorben hatte. Es war die mögliche Duplizität der Ereignisse.
    Griselda of Blakeborne war im blühenden Alter von zwanzig Jahren spurlos verschwunden. Das war am Abend ihrer Verlobung geschehen. Sie war gegen Mitternacht auf die Veranda, die zum Schloßgraben hinausführte, gegangen, einige Leute hatten noch einen gräßlichen Schrei gehört, und von da an hatte man über Griselda nie mehr etwas gehört. Abergläubische Spaziergänger behaupteten, ihr Körper würde dann und wann aus den trüben Fluten des Schloßgrabens tauchen und obskure Weissagungen von sich geben.
    »Das muß nichts bedeuten«, sagte Professor Zamorra. »Vielleicht ist das Porträt tatsächlich schlecht und die Ähnlichkeit mit Ihrer Tochter deshalb rein zufällig.« Doch auch Zamorra erkannte, daß sich Griselda und Gladys offenbar glichen wie ein Ei dem anderen.
    »Der Text hier ist etwas unvollständig«, meinte Zamorra anschließend und wies auf das Buch. »Es gibt nur Andeutungen wieder, warum Griselda damals verschwunden sein könnte. Ich zitiere wörtlich: ›Der Herr der Schwarzen Burg hat sie zu sich genommen.‹«
    »Humbug«, wehrte der Earl unwirsch ab. Man konnte ihm ansehen, daß ihn dieses Thema bedrückte. »Schwarze Burg! Was das schon
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