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0011 - Das Todesschloß

0011 - Das Todesschloß

Titel: 0011 - Das Todesschloß
Autoren: Franc Helgath
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heißen soll!«
    »Verzeihen Sie, Ernest«, meinte Zamorra, »ich sagte, daß ich Ihre Familiengeschichte aus reiner Neugierde studiert habe, bevor ich mich hierher auf die Reise machte. Aber ich glaube, mich erinnern zu können, daß diese Schwarze Burg tatsächlich existierte. Neue Landkarten sagten mir, daß es diese Burg sogar heute noch gibt. Wenn ich mich recht entsinne, gehört sie zur Zeit einem Mr. Meredith Gloombstone. Auch eine alte Familie. Als das mit Griselda passierte, wohnten ebenfalls Gloombstones auf der Schwarzen Burg.«
    »Alte Geschichten«, tat der Earl unwirsch ab und bewies damit Zamorra, daß er sich tatsächlich Sorgen machte, daß sich hinter seinem ständig aufgekratzten Gehabe ein grübelnder Mensch verbarg.
    »Alte Geschichten bergen manchmal einen Kern Wahrheit in sich.«
    Der Earl of Blakeborne fuhr herum.
    »Ich habe Sie nicht nach Ihrer Meinung befragt, James«, sagte er zu dem Butler, der mit der Kognakflasche näher getreten war, um die leeren Gläser zu füllen, und der sich diese unbotmäßige Bemerkung erlaubt hatte.
    Der Butler schien durch diese Maßregelung nicht sonderlich irritiert. »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er, »es tut mir leid, wenn ich Ihnen mit meiner unüberlegten Bemerkung zu nahe getreten sein sollte. Doch ich habe heute beim Einkauf im Dorf eine Geschichte gehört, die Sie vielleicht interessieren könnte.«
    »Dummes Gerede?«
    »Ich nehme es an. Aber der Fischer Gordon Maxwell will heute früh Gladys’ Leiche im Schloßgraben entdeckt haben. Er machte mit seiner Geschichte das ganze Dorf rebellisch.«
    »Maxwell trinkt ziemlich viel«, meinte der Earl knapp. Er hielt stumm seinen Kognakschwenker zum Nachschenken hin. Doch seine zerfurchte Stirn zeigte überdeutlich, wie sehr es hinter ihr arbeitete. »Hat Maxwell sonst noch etwas gesagt?«
    »Ich weiß es nicht, Sir«, antwortete der Butler. »Ich habe dieses seltsame Gerücht nur im Vorübergehen aufgeschnappt. Die Leute aus dem Dorf erzählen sich oft komische Geschichten.«
    »Gut, James. Versorgen Sie auch die anderen Herrschaften mit Alkoholischem. Mir reicht es für heute.«
    Professor Zamorra hatte sich nicht eingemischt. Seine eisgrauen Augen ruhten auf Ernest, dem Earl of Blakeborne. Etwas hatte diese Frohnatur empfindlich aus dem Gleichgewicht gebracht. Der Earl war nachdenklich geworden. Sehr nachdenklich. Seine Maske des allzeit fröhlichen Menschen bröckelte langsam ab. Er wurde immer mehr zum Vater, der sich Sorgen um seine einzige Tochter machte.
    Große Sorgen.
    Der Earl of Blakeborne hatte sein Wissen um die geheimen Mächte, um Geister und Dämonen dem englischen Understatement gemäß Professor Zamorra gegenüber ganz gewaltig heruntergespielt.
    Tatsächlich hatte er jetzt Angst. Eine ungreifbare, durch nichts zu belegende grauenvolle Angst. Seine Hände zitterten, als er sein Glas zum Mund führte.
    »Was ist mit Ihnen?« fragte Zamorra. »Sie sind blaß geworden. Ist Ihnen nicht wohl?«
    »Die Hitze«, sagte der Earl. »Es ist viel zu warm hier. Dabei habe ich Rosalinda immer gesagt, sie soll nicht so fürchterlich einheizen lassen. Aber welche Ehefrau hört schon auf ihren Mann.«
    Das war eine fade Ausrede. Trotzdem drang Professor Zamorra nicht weiter in den Gastgeber. Von dessen Sorgen konnte auch er ihn nicht befreien, und mit dem Instinkt eines feinfühligen Menschen wußte er auch, daß der Earl nicht weiter über die Gründe für seine plötzliche Unpäßlichkeit sprechen wollte.
    Zamorra tat das, was ihm als am besten erschien: Er stellte das Buch in das Regal zurück und entfernte sich.
    Nicole Duval unterhielt sich angeregt mit Gladys. Über Mode sprachen sie nicht, sonst hätte Gladys nicht andauernd gekichert.
    Eher schon über Winston, der Lady Blakeborne offenbar mit Artigkeiten verwöhnte. Die rundliche ältere Dame strahlte vor Vergnügen.
    »Darf man stören?« fragte Professor Zamorra.
    »Aber ja«, antwortete Gladys. »Ihre Sekretärin, ich meine Miss Duval, erzählte mir eben, welch toller Hecht Sie sind.«
    »Ich drückte mich etwas anders aus«, versuchte Zamorras Sekretärin einzuwenden und konnte es nicht vermeiden, daß eine sanfte Röte in ihr reizendes Gesicht schoß. »Ich erwähnte nur, womit Sie sich beschäftigen, Chef.«
    »Das muß ja irrsinnig spannend sein«, fiel Gladys ein. »Nach Gespenstern zu forschen, nach Wesen, die die Zwischenwelt bevölkern und immer wieder in den Lauf unserer Welt eingreifen. Mein Paps hat mir auch schon einiges
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