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001 - Vampire unter uns

001 - Vampire unter uns

Titel: 001 - Vampire unter uns
Autoren: Hugh Walker
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Ihr Besucher bei der Infanterie oder so was?«
    »Ich habe ihn nie gesehen«, sagte ich schwach, als mir mit einemmal die Konsequenzen dämmerten, die sich aus den Worten des Detektivgehilfen ergaben.
    »Kein Wunder«, erwiderte Witters lachend. »Bei der Geschwindigkeit, mit der er aus dem Fenster kam, ist sicher nicht viel mehr als ein Kondensstreifen zurückgeblieben.« Er seufzte. »Ich werde jetzt nach Eibenburg fahren. Das Detekteitelefon ist auf Band geschaltet. Rufen Sie an, wenn Sie etwas Neues wissen.«
    »Ja, das werde ich tun«, sagte ich.
    »Gute Nacht dann, Herr Mertens.«
    Ich gab keine Antwort. Ich wartete, bis es klickte und die Leitung tot war. Dann hängte ich ein und blickte in Marthas blasses Gesicht.
    »Er ist aus dem Fenster«, sagte ich leise. »Aus dem sechsten Stock, und es ist ihm nichts passiert.«
    »Das ist noch nicht alles«, erwiderte sie. »Bist du sicher mit Eibenburg?«
    »Ziemlich. Warum?«
    »Auf dem Viktoria-Friedhof in Eibenburg«, sagte sie mit kaum vernehmlicher Stimme, »liegt Willie begraben.«
     

Am nächsten Tag ging ich nicht ins Büro. Ich hätte es nicht ertragen. Nicht nach dieser Nacht voll quälender Gedanken und Gespräche. Von den Alpträumen ganz zu schweigen, die die kurzen Perioden des Schlummers unerträglich machten.
    Erst der Morgen brachte Ruhe und Ernüchterung. Wir kamen überein, uns nicht mit oberflächlichen Vermutungen zufriedenzugeben, sondern der Sache nachzugehen, und zwar mit allem Nachdruck.
    Irgendetwas Unheimliches, Bedrohliches war im Begriff zu geschehen. Irgendein Wahnsinn war dabei, sich in unser Leben zu drängen, und wir wollten uns beide dagegen wehren.
    Ich ging methodisch vor. Die Polizei einzuschalten, war zu früh. Dazu brauchten wir Hammerstocks Aussage. Wir mussten warten, bis er sich meldete. Ich informierte meinen Teilhaber, dass ich nicht ins Büro kommen würde. Er versprach, sich um die Illustriertenverträge zu kümmern, deren Erneuerung für heute vorgesehen war.
    Damit war ich entbehrlich. Dann rief ich die Firma an, bei der ich das Tonbandgerät gekauft hatte, und fragte, ob es möglich sei, dass bei einem Gespräch von zwei Personen nur die Stimme der einen aufgezeichnet wurde. Mein Gesprächspartner erklärte mir, dass man wohl bestimmte Frequenzen ausfiltern könne, aber nur mit großem technischen Aufwand und sicher nicht mit dem Gerät, das ich erstanden hatte.
    Ich berichtete ihm, dass ich das Gespräch eines Mannes und einer Frau aufgenommen hätte und dass beim Abspielen des Bandes nur die weibliche Stimme zu hören sei.
    Er fragte mich, ob der Mann vielleicht stumm gewesen sei und sich in der Zeichensprache unterhalten habe.
    Wütend hängte ich ein. Aber es war klar: Auf verrückte Fragen konnte man keine ernsthafte Antwort erwarten. Ich hatte auch nur angerufen, weil ich keine Möglichkeit außer acht lassen wollte.
    Der nächste Schritt brachte uns auch nicht weiter. Wir fuhren nach Eibenburg.
    Die Fahrt dauerte zwanzig Minuten. Vor dem kunstvollen Gittertor des alten Friedhofs parkte Hammerstocks Wagen.
    Hatte er die gleichen absurden Schlüsse gezogen wie ich?
    Wohl kaum. Aber woher wusste er überhaupt von Willie Martin?
    Die Frage war leicht zu beantworten.
    Als guter Detektiv hatte er natürlich seine Erkundigungen eingezogen. Dennoch erschien es mir seltsam, dass er sich für den Friedhof interessierte. Welche Gründe mochten ihn hierher getrieben haben? Dass er an einem Grabstein Namen und Daten lesen konnte, die er im örtlichen Amt ebenso erfahren hätte?
    Aber genauso schwer zu beantworten wäre die Frage nach den Gründen gewesen, die mich hierher getrieben hatten.
    Vielleicht, um Martha zu beruhigen, um ihr zu zeigen, dass ihr Alptraum hier begraben lag.
    Der Friedhof war ein romantischer kleiner Garten, in dem die Gräber wie steinerne Blumen wuchsen. Aber niemand wandelte darin, in diesem Garten der Toten. Wir standen eine Weile vor dem Grab und blickten auf den schwarzen Stein. In meinem Kopf hämmerte nur ein einziger Gedanke: Willie Martin ist tot! Willie Martin ist tot! Als gäbe es irgendeinen Zweifel an dieser Tatsache!
    Martha stand bleich und stumm neben mir. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass die Macht der Toten vielleicht größer war, als wir alle glaubten.
    »Unheimlicher Gedanke, nicht wahr?« sagte eine helle Stimme hinter uns.
    Wir fuhren herum und sahen Witters, der unbemerkt herangetreten war und uns forschend musterte.
    »Witters!« entfuhr es mir. »Sie hier?«
    Er
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