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001 - Vampire unter uns

001 - Vampire unter uns

Titel: 001 - Vampire unter uns
Autoren: Hugh Walker
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Flüstern ohne psychischen Anteil.
    »Was ist das?« fragte sie atemlos.
    »Die letzen Minuten in diesem Zimmer«, sagte ich, während ich ein Grauen in mir wachsen fühlte. Es war, als ob eine kalte Hand mich berührte und mir eisige Schauer den Rücken hinabjagte. Das Band gab nur Marthas Stimme wieder. Keine weitere. Aber deutlich konnte ich erkennen – oder glaubte ich zu erkennen –, dass sie jemanden antwortete. Auch ihr entging dies nicht.
    »Mein Gott!« hauchte sie. Langsam schien es in ihr Bewusstsein zu dringen. Als ich aufblickte, sah ich die nackte Angst in ihren Zügen. »Pet!« Sie klammerte sich mit aller Kraft an mich. »Halt mich fest!«
    Ich nahm sie beruhigend in die Arme, und gemeinsam lauschten wir.
    »Ja, ich werde es tun.«
    Pause.
    »Nein.« Diesmal eine Spur von Erschrecken in ihrer Stimme.
    Pause.
    »Ja.« Leblos.
    Gleich darauf ein Geräusch – das Öffnen der Tür. Dann Martha: »Hallo, Pet! Du kommst früh …!«
    Und meine Stimme: »Hallo, Martha!«
    Und sie: »Wieder …? Glaubst du, er sei wieder hier gewesen?«
    Schritte und das Abschaltgeräusch.
    Eine Weile saßen wir schweigend.
    Keiner fand Worte.
    Dann erhob ich mich und durchsuchte methodisch das ganze Zimmer. Es war ein sinnloses Unterfangen, das wusste ich.
    Aber es würde mir später wenigstens die eine Gewissheit geben, dass ich mich gründlich überzeugt hatte. Als ich damit fertig war, sagte ich zu Martha, ich käme gleich zurück, und stürzte aus der Wohnung. Jetzt konnte nur noch Hammerstock und Co. helfen. Auf der Straße befand sich niemand mehr. Auch der Wagen war verschwunden.
    Ich lief in den Hof, aber von Witters keine Spur. Das war seltsam. Dann wurde mir klar, was das bedeutete: Sie hatten eine Spur! Aber das war noch absurder. Wessen Spur konnten sie haben?
    Als ich in die Wohnung zurückkam, hatte sich Martha nicht von der Stelle gerührt.
    Wie erstarrt saß sie vor dem Tonbandgerät.
    Sie blickte nicht auf. Ich setzte mich schweigend zu ihr und ließ das Band ganz zurücklaufen. Nach einigem Vor- und Rückspulen fand ich die ersten Worte Marthas.
    »Komm herein, Willie.«
    Ich hielt den Atem an, und neben mir sog Martha scharf die Luft ein.
    Willie! Ihr erster Mann hieß Willie. Aber der kam nicht in Frage. Er war seit fünf Jahren tot. Ich wusste, dass sie ihn sehr geliebt hatte und über alles bedauerte, dass ihre Ehe kinderlos geblieben war. Konnte es sein, dass sie einfach nicht loskam von ihm? Dass ihr das Unterbewusstsein einen Streich spielte?
    Dass sie an dem Wahn litt, Willie besuche sie?
    Nein, denn ich hatte ja Anteil an diesem Wahn!
    Auch ich hatte die Stimme gehört. Wenn es eine Illusion war – und die Tatsache, dass das Band keine männliche Stimme aufgezeichnet hatte, sprach stark dafür –, dann betraf sie uns beide. Ich war aber ziemlich sicher, dass mich weder bewusste noch unbewusste Bande an Willie Martin knüpften.
    Marthas Finger krallten sich in meinen Arm. »Oh, Pet!«
    In Gedanken versunken, wie ich war, hatte ich einen Augenblick lang nicht auf das Band geachtet. Ich ließ es ein Stück zurücklaufen.
    »Komm herein, Willie.«
    Dann folgten Geräusche: Schritte, ein Knarren, als das Fenster geöffnet wurde …
    Das Fenster!
    Wahnsinn! Niemand konnte durch dieses Fenster kommen oder gehen.
    Dann das Schließen des Fensters und Marthas Stimme: »Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
    Pause.
    Und wieder Martha: »Ja, Willie.«
    Pause.
    Immer wieder Martha. Immer nur Martha.
    »Ja, Willie.«
    »Ja.«
    »Ja.«
    Und dann Geräusche, die uns beiden das Blut ins Gesicht trieben, ein sich stetig steigerndes Keuchen – Marthas Keuchen, und das Knarren des Bettes. Ein eindeutiger Rhythmus lag in den Geräuschen. Martha schluchzte neben mir und wollte nach dem Gerät greifen. Aber ich hielt sie fest. Es durfte jetzt keine Rücksichten geben, weder mir noch Martha gegenüber. Rücksichten würden nur neue Zweifel bringen.
    Doch welcher Trost lag in der Wahrheit?
    Es dauerte eine ganze Weile, und dass die Laute nur von Martha kamen, machte es gespenstisch. Danach war eine lange Zeit Schweigen.
    Martha saß bleich und mit geballten Fäusten neben mir, dankbar, dass ich schwieg, dankbar, dass ich sie hielt, dankbar, dass ich sie nicht anblickte.
    Endlich, nach langer Zeit, wieder ihre Stimme.
    »Ja, morgen.«
    »Ich werde schweigen.«
    »Ja, Willie.«
    »Frühestens in einer Woche werde ich es wissen.«
    »Ich habe es mir immer gewünscht.«
    »Ja, ich werde bereit sein.«
    »Ja, ich werde
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