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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter
Autoren: Horst Friedrichs
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rollte sich behende ab, kam zwei Schritte von Jones entfernt federnd wieder hoch.
    Jones stöhnte vor Schmerzen. Dennoch war seine Muskelkraft ungebrochen.
    Wutbebend machte er Anstalten, sich aufzurappeln.
    Gerade noch rechtzeitig trat Zamorra das Schwert mit dem Fuß beiseite. Klirrend schlitterte die Waffe über den Boden, um an der gegenüberliegenden Wand zum Stillstand zu kommen.
    Jones war blitzschnell auf den Beinen.
    Doch sofort war Zamorra zur Stelle, schmetterte ihm einen brettharten Haken in die Nierengegend.
    Jones krümmte sich, geriet ins Torkeln.
    Die gewonnene Zeit reichte für den Professor, um mit zwei Schritten zu dem Schwert zu eilen und es mit einem raschen Griff an sich zu bringen.
    Die tödliche Waffe wog schwer in seinen Händen.
    Aber er dachte nicht darüber nach, als er den Griff mit beiden Fäusten packte, von der Wand beiseite wich und zwei, drei Schritte rückwärts machte. Jones erstarrte vor Schreck.
    Urplötzlich fiel die teuflisch verzerrte Fratze von ihm ab. Sein Gesicht wurde kreidebleich, die Mundwinkel begannen zu flattern. Seine Augen starrten in ungläubigem Entsetzen auf Professor Zamorra. Dann blickte Jones an sich herab, fassungslos, bebend vor Schreck.
    »Nein!« keuchte er verzweifelt. »Nein, das kann doch nicht…«
    Er stockte. Etwas schien in ihm zu zerbrechen.
    Wie gebannt hielt Professor Zamorra noch immer das Schwert.
    Er hatte kaum begriffen, was mit Kenneth Jones vor sich ging, als das Grauenvolle geschah.
    Hinter dem jungen Mann tanzte plötzlich ein Lichtstrudel. Innerhalb von wenigen Atemzügen formte sich eine Gestalt heraus, nahm Konturen an - materialisierte sich.
    Zamorras Herzschlag stockte.
    Der Scharfrichter!
    Gordon Basil Jones war persönlich aus dem Reich der Finsternis gekommen, um in den Kampf einzugreifen. Und Gordon Basil Jones hatte den Körper seines Nachfahren verlassen.
    Kenneth Jones war nicht länger der Mann, der die blutigen Morde von Llangurig auf dem Gewissen hatte.
    Er war ein hilfloses Bündel, das mit der furchtbaren Erkenntnis nicht fertig wurde.
    Ehe Zamorra reagieren konnte, schnellte der Dämon des Scharfrichters auf den jungen Mann zu, der sein Werkzeug gewesen war.
    Ein brutaler Stoß ließ Kenneth Jones vorwärts stolpern.
    Zamorra zuckte zusammen.
    Doch er konnte nicht mehr reagieren. Es geschah zu schnell.
    In dem Moment, als er das Schwert beiseite reißen wollte, war es bereits zu spät.
    Kenneth Jones lief buchstäblich in die Klinge hinein. Der tödliche Stahl bohrte sich fast ohne Widerstand durch seinen breiten Brustkasten.
    Zamorra löste seine Hände von dem Schwertgriff.
    Aber es half dem jungen Mann nicht mehr.
    Kenneth Jones warf beide Arme hoch, prallte gegen eine unsichtbare Wand. Ein furchtbarer Schrei kam tief aus seiner Kehle.
    Professor Zamorra traf dieser Schrei bis ins Mark.
    Fassungslos sah er, wie Kenneth Jones vor seinen Füßen mit dem Gesicht auf den Boden schlug.
    Die Schwertklinge bohrte sich weiter durch ihn durch, ragte mehr als einen Meter hoch blutüberströmt aus seinem Rücken.
    Der Todesschrei des jungen Mannes versiegte, ging über in das Hohngelächter des Scharfrichters.
    Breitbeinig stand er vor Zamorra, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Er trug die gleiche Kleidung wie sein Nachfahre, den er selbst getötet hatte. Zamorra fühlte sich nicht schuldig am Tod von Kenneth Jones.
    Aus der Folterkammer tönte das schrille Triumphgeheul der Grafen-Dämonen. Sie schienen von ihrem teuflischen Treiben derart besessen, daß sie nicht mitbekamen, was sich hier draußen auf dem Gang abspielte.
    »Nun wirst auch du sterben, Zamorra!« erscholl die hohle Stimme des Scharfrichters. »Lange genug hast du mich in meiner Rache gestört! Dafür hast du einen vielfachen Tod verdient!«
    Wieder lachte der Scharfrichter voll Hohn.
    Professor Zamorra antwortete nicht.
    Er hatte Zeit, die Kette des Amuletts von seinem Hals zu lösen.
    Dann nahm er den silbernen Talisman in die Handfläche der Rechten.
    Das Gelächter des Scharfrichters riß nicht ab.
    Gordon Basil Jones setzte sich in Bewegung. Er bückte sich, um seinen toten Nachfahren aufzuheben und das Schwert aus seinem leblosen Körper zu ziehen.
    Er schaffte es nicht.
    Professor Zamorra war mit einem Satz zur Stelle, stieß die ausgestreckte Rechte mit dem Amulett in den Oberkörper des Scharfrichters hinein.
    Ein wilder Wutschrei war die Antwort.
    Die Gestalt des Scharfrichters löste sich einen Moment lang auf, um sich sofort neu zu
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