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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter
Autoren: Horst Friedrichs
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Yard übertrumpft hat?«
    Zamorra legte lächelnd sein Besteck beiseite.
    »Fangen wir nicht wieder an zu diskutieren, Bill. Du kennst meinen Standpunkt. Sicher lassen sich die Geschehnisse von Llangurig nach logischen Gesichtspunkten erklären. Man muß nur gründlich genug nach solchen Argumenten suchen. Das alles spielt für mich keine Rolle. Auch die Schlagzeilen nicht. Erfreulich ist für mich an der ganzen Sache nur eines: daß ich die Möglichkeit bekommen habe, in meinen künftigen Forschungsarbeiten mit dem Londoner Institut für Parapsychologie zusammenzuarbeiten. Der Fall Jones wird von den Kollegen dort drüben gründlich untersucht. Und wir tauschen unsere Erfahrungen untereinander aus.«
    »Okay«, nickte Bill Fleming und nippte an seiner Kaffeetasse, »ich gebe zu, daß es außer dir eine Reihe ernsthafter Leute gibt, die sich mit der Parapsychologie befassen. Aber ebenso mußt du zugeben, daß es, niemand anders als Kenneth Jones war, der die Morde in Llangurig verübt hat.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Zamorra, »doch er handelte nicht aus eigenem Antrieb. Er war vom Geist seines Vorfahren Gordon Basil Jones besessen. Der Scharfrichter benutzte den jungen Mann als Werkzeug.«
    Nicole Duval meldete sich zu Wort.
    »Angenommen, so etwas gibt es wirklich, Professor - wie ist es dann zu erklären, daß dieser Scharfrichter-Geist so plötzlich auf die Idee kam, die Morde zu verüben? Ist es nicht vielmehr so, daß Kenneth Jones geistesgestört war? Daß er bei der Erforschung einer Familiengeschichte endgültig durchdrehte und sich diese grauenvollen Taten ausdachte?«
    Professor Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Das stimmt ebensowenig wie Ihre Annahme, daß Sie von Kenneth Jones in der Folterkammer zu Tode gequält werden sollten. Erinnern Sie sich an die Geschichte von Llangurig Castle! Nach den überlieferten Gerüchten hieß es, daß Gordon Basil Jones vorzeitig gestorben war, nachdem ihn die Grafen zu sich auf die Burg geholt hatten. Tatsache ist aber, daß er sich von allem zurückzog und freiwillig in dem unterirdischen Verlies dahinvegetierte. Möglicherweise hatte er den Verstand verloren. Es kann auch sein, daß ihn die Grafen dort einsperrten. Fest steht jedoch, daß er in den letzten Jahren seines Lebens nur darüber herumgrübelte, wie er sich an den Bürgern von Llangurig rächen konnte. Und zwar dar für, daß sie ihn mit ihrer Verachtung straften, nachdem er den begnadigten Brudermörder doch noch hinrichtete. Das war die Vorgeschichte. Nach seinem Tod fand die Seele von Gordon Basil Jones keine Ruhe.«
    »Entschuldige«, lächelte Bill Fleming, »aber das klingt alles so unwahrscheinlich wie in einer Märchenstunde!«
    »Vor etwa einem Monat kam Kenneth Jones zum erstenmal nach Llangurig Castle«, fuhr Zamorra unbeirrt fort. »Der Scharfrichter spürte, welches Interesse der junge Mann für seinen Vorfahren zeigte. Und er merkte auch, daß Kenneth durchaus Verständnis für seine Lage hatte. Ich habe das zu spüren bekommen, als ich Kenneth Jones gegenüber absichtlich den Scharfrichterberuf in den Dreck zog. Das Weitere war einfach. Kenneth Jones war geradezu prädestiniert, um dem Scharfrichter als Mord Werkzeug zu dienen. Hinzu! kamen die Dämonen der Grafenfamilie, die Gordon Basil Jones bei seinem blutigen Treiben unterstützten.«
    »Ich kann es nicht glauben«, entgegnete Bill Fleming, »beim besten Willen nicht. Wenn die Parapsychologie irgendwann mit konkreten Beweisen aufwartet, lasse ich mich vielleicht überzeugen. Vorher nicht.«
    »Für mich bleibt nur eines unerklärlich«, warf Nicole ein, »die unversehrten Polizeisiegel an dem Schaukasten! Das ging nicht mit rechten Dingen zu. Aber alles andere…« Sie zuckte die Schultern, ließ den Rest ihrer Worte in der Luft hängen.
    »Schluß damit«, entschied Professor Zamorra, »Bill ist hier, um seinen ersten Urlaub auf Château Montagne zu verbringen. Und wir alle wollen die Geschehnisse von Llangurig vergessen.«
    »Das ist ein Wort«, lachte Bill, »aber die Folterkammer in diesem Gemäuer werde ich mir ganz bestimmt nicht ansehen!«
    Auch Nicole und Professor Zamorra mußten lachen.
    »Heute mittag gibt es eine Überraschung!« verkündete Nicole. »Ich hatte noch etwas Zeit, mich mit der walisischen Küche vertraut zu machen.«
    »Eintopf?« erkundigte sich Bill.
    Nicole bedachte ihn mit einem zornigen Seitenblick.
    Professor Zamorra lehnte sich zurück. Seine Gedanken wanderten in die Unendlichkeit.
    Ja, er hatte
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