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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
Autoren: Solomon Northup
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Mobiliar des Raums, in dem ich mich befand, bestand aus der Holzbank, auf der ich saß, und einem altmodischen Ofen; das war alles. In keiner der beiden Zellen gab es so etwas wie ein Bett oder eine Decke oder überhaupt irgendetwas sonst. Die Tür, durch die Burch und Radburn den Raum betreten hatten, führte in einen Durchgang mit einem Treppenhaus, das wiederum in einen Hof führte, welcher von einer über drei Meter hohen Ziegelmauer umgeben war. Der Hinterhof gehörte offenbar zu einem Haus von ungefähr der gleichen Größe. In einer Wand war eine starke, ebenfalls mit Eisen beschlagene Tür eingelassen, die in einen engen, überdachten Durchgang führte. Dieser Gang verlief entlang der äußeren Mauer bis vor zur Straße. Das Schicksal des farbigen Mannes, hinter dem sich diese Tür einmal geschlossen hatte, war besiegelt. Die Mauer stützte einen Teil des Daches, das nach innen anstieg und so eine Art offenen Schuppen bildete. Unter dem Dach war etwas montiert, das wie eine Art Käfig oder Taubenschlag aussah. Hier konnten Sklaven die Nacht verbringen oder bei schlechtem Wetter Schutz vor einem Sturm suchen. Fast könnte man meinen, es sei die Scheune eines Bauern - wenn sie nicht so gebaut worden wäre, dass die Welt von draußen niemals einen Blick auf das darin eingepferchte menschliche Vieh werfen konnte.
     
    Das Gebäude, zu dem der Hof gehörte, hatte zwei Stockwerke und mündete vorne auf eine der öffentlichen Straßen Washingtons. Von außen erweckte es den Eindruck eines ruhigen, privaten Wohnsitzes. Ein Fremder, der es erblickte, wäre niemals auf den abscheulichen Zweck gekommen, den es wirklich erfüllte. Paradoxerweise lag das Capitol in Sichtweite des Hauses und schaute von seinem Hügel auf es herunter. Fast hörte man, wie sich die Stimmen der von Freiheit und Gleichheit redenden patriotischen Abgeordneten mit dem Klirren der Sklavenketten vermischten. Ein Sklavenstall  im Schatten des Capitols!
     
    Dies ist die Beschreibung von Williams' Sklavenstall, wie man ihn 1841 in Washington vorgefunden hätte. Zumindest so, wie ich ihn aus dem Keller heraus, in dem ich mich unerklärlicherweise befand, sehen konnte.
     
    "Na, mein Junge, wie geht's dir jetzt?", fragte Burch als er durch die Tür trat. Ich antwortete, dass mir übel war und fragte nach dem Grund meiner Einkerkerung. Er antwortete, dass ich ein Sklave sei – dass er mich gekauft hatte und mich nach New Orleans schicken würde. Ich versicherte, laut und schroff, dass ich ein freier Mann sei, ein Bürger von Saratoga, wo ich eine ebenso freie Frau und Kinder hatte und dass mein Name Northup war. Ich beschwerte mich bitterlich über die Behandlung, die mir widerfahren war und drohte ihm, nach meiner sofortigen Freilassung, Genugtuung für das Unrecht an. Er bestritt, dass ich frei sei und erkläre unter einigen heftigen Flüchen, dass ich aus Georgia käme. Wieder und wieder versicherte ich, dass ich niemandes Sklave sei und bestand darauf, meine Ketten sofort abgenommen zu bekommen. Er bemühte sich, mich zum Schweigen zu bringen, als ob er Angst hatte, dass man meine Stimme hören könnte. Aber ich war alles andere als still und bezeichnete die Verantwortlichen meiner Gefangenschaft, wer immer diese auch waren, als Erzgauner. Da er sah, dass er mich nicht in den Griff bekam, fing er an unbändig zu wüten. Unter gotteslästerlichen Flüchen nannte er mich einen schwarzen Lügner, einen Flüchtling aus Georgia, und gab mir jede andere profane und vulgäre Bezeichnung, die er sich in seinem kranken Hirn ausdenken konnte.
     
    Während dieser Zeit stand Radburn einfach nur ruhig daneben. Seine Aufgabe war es, diesen menschlichen, oder unmenschlichen Stall für zwei Schilling pro Kopf und Tag zu beaufsichtigen, Sklaven in Empfang zu nehmen, zu füttern und auszupeitschen. Burch wandte sich ihm zu und befahl, den Bleuel und die neunschwänzige Katze zu bringen. Radburn verschwand und war im Nu mit diesen Folterinstrumenten zurück. Der Bleuel, wie er im Sklavenjargon genannt wird, oder zumindest in dem, das ich kennenlernen durfte, war ein Stück eines harten Holzbohlens, etwa einen halben Meter lang, und geformt wie ein altmodischer Kochlöffel oder ein Ruder. Der flache Teil hatte einen Umfang von knapp zwei geöffneten Händen und war an einigen Stellen mit kleinen Bohrern besetzt. Die Katze war eine große Peitsche mit vielen Strängen, die sich nach dem Griff trennten und an jedem Ende einen Knoten hatten.
     
    Sobald diese
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