Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen sieben und zwölf Uhr

Titel: Zwischen sieben und zwölf Uhr
Autoren: Anne Katherine Green
Vom Netzwerk:
Vorplatz? rief ich.
    Jawohl. Können Sie sich auch nur einen Augenblick träumen lassen, der Dieb, der dieses kleine Vermögen stahl, sei durch das Fenster eingestiegen?
    Herr Winchester, sagte ich, als ich die Station verließ, war ich einigermaßen im Zweifel, das gestehe ich, ob dieser Diebstahl gerade in der Weiseausgeführt worden sei, wie es nach Aussage des Ueberbringers Ihrer Anzeige geschehen sein sollte. Aber nachdem ich die Angaben vernommen, die Frau Winchester zu machen hatte –
    Auf Frau Winchesters Bericht über diesen Vorfall darf man sich nicht verlassen, unterbrach er mich ruhig, aber entschieden. Soll ich Ihnen eine oder zwei Tatsachen anführen? Das Fenster, das meine Frau ihrer Versicherung zufolge bei ihrem Eintreffen offen fand, wurde nicht emporgeschoben, solange sie hier unten verweilte, sondern erst nachdem sie wieder fort war, denn ich hörte es. Der Schritt, der oben über den Gang ging, während wir hier zusammen redeten, entfernte sich nicht etwa durch ein Fenster, sondern durch die auf den Vorplatz führende Tür, so daß –
    Herr Winchester, unterbrach ich ihn, bedenken Sie auch, wenn das wahr ist, was Sie sagen, daß die Diamanten vermutlich noch hier im Hause sich befinden?
    Gewiß, nirgends anders, Herr Byrd, nirgends anders.
    Ich bekam allmählich eine bestimmte Vorstellung von seinem Verdachte.
    Und Philippa? warf ich ein.
    Sah, was ich hörte.
    Ich machte keinen weiteren Versuch, ihn zurückzuhalten. Lassen wir sie hieher kommen! rief ich. Wenn Ihre Annahme zutrifft, so sollte des Rätsels Lösung sich leicht finden lassen, so leicht, konnte ich nicht umhin beizufügen, daß ich mich über Ihr Bedürfnis wundere, nach einem Detektiv zu schicken.
    Sie vergessen, daß ich nicht so sehr auf die Entdeckung des Diebes, als vielmehr auf die Wiedererlangung der Steine bedacht bin, bemerkte er. Das erstere hätte ich ohne Ihre Hilfe fertigbringen können, das letztere aber erfordert einen gesetzlichen Rückhalt. – Nun hielt er sich nur noch einen Augenblick auf, um mir einzuschärfen, die Haustüre gut zu beobachten, damit niemand aus dem Hause entkommen könne, solange er fort sei. Dann verließ er mich eiligst und begab sich nach oben.
    Er blieb etwa zwanzig Minuten weg, während deren ich ihn im Zimmer seiner Frau aus- und eingehen hörte. Er kam jedoch allein zurück, und seine Miene, in der sich zuvor lediglich Besorgnis und Entschiedenheit ausgedrückt hatten, trug jetzt die Spuren von Aerger und Ungeduld.
    Ich weiß nicht, was für Beweggründe das Mädchen bestimmen mögen, rief er, aber ich bin nicht imstande, Philippa zum Sprechen zu bringen. Sie beharrt darauf, sie habe nichts zu sagen.
    Also haben Sie sie doch getroffen; ich fürchtete, sie möchte über die Hintertreppe entwischt sein.
    Das wäre nicht gut möglich, versetzte er trocken. Ich habe die Türe zum hinteren Hausgang schon längst abschließen lassen.
    Ich gab durch eine Verbeugung meiner Bewunderung für seine Umsicht Ausdruck.
    Niemand kann aus dem oberen Stock in den unteren gelangen, außer durch die Türe, fuhr er fort; wie könnte ich sonst sicher sein, daß die Diamanten noch nicht aus dem Hause geschmuggelt wurden?
    Und sind Sie ganz sicher, daß, so wie die Sachen liegen, sie noch darin sind? fragte ich nun.
    Ganz sicher.
    Und daß Philippa, obwohl sie nicht sprechen will, weiß, wer die Steine genommen hat, oder wenigstens wer das Zimmer oben betreten hat, solange Frau Winchester hier unten war?
    Jawohl.
    Dann, erklärte ich, ist unser Feld frei. Um die Diamanten zu finden, bedarf es nur einer Haussuchung, und was den Schuldigen betrifft, so wird es Philippa doch schwer werden, bei ihrem Schweigen zu verharren, wenn einmal das Gesetz seinen Lauf genommen hat, und Pflicht und Ehre sie gleichermaßen zum Sprechen drängen.
    Er nickte und blieb dann einen Augenblick in Gedanken versunken stehen.
    Sie wollen das Haus durchsuchen lassen? wiederholte er endlich. Es ist ein großes Haus, das eine Unzahl von Versteckplätzchen bildet; ich glaube nicht, daß wir auf diesem Wege zu den Steinen gelangen – wenigstens nicht innerhalb der erwähnten Zeit. Hören Sie meinen Plan! Ich habe vor, mit meiner Frau heute abend in eine Gesellschaft zu gehen. Es ist eine wichtige Gelegenheit, bei der wir nicht gut fehlen können. Wir wollen also hingehen, aber zuvor will ich im ganzen Hause ankündigen, daß Sie ein Detektiv sind, und sagen, daß Sie vorhaben, das Haus nach den fehlenden Juwelen zu durchsuchen, sobald
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher