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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten
Autoren: Nathan Jaeger
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gern. Niemand redete ihm hinein, niemand mäkelte über Zutaten, die Frank liebte, alles war prima. Schließlich hatte er sich nach dem Abi immer selbst versorgt. Um genau zu sein, konnte Frank sich vieles vorstellen, aber nicht, dass er sein eigenes Reich plötzlich mit jemandem teilen musste oder auf jemanden über Gebühr Rücksicht zu nehmen hatte.
    Er war gern Single. Nicht zuletzt, weil er noch nie so richtig verliebt gewesen war. Wenn man ihn danach fragte, manche Arbeitskolleginnen taten das zwischenzeitlich, sagte er immer nur, dass er Liebe für einen fiesen Trick der Natur hielt. Körperchemie zu Reproduktionszwecken.
    Er hatte immer gewusst, dass er sich nicht vermehren würde. Frauen hatten ihn noch nie angetörnt. Meistens nicht einmal einen zweiten Blick bei ihm provoziert. Es gab eben nichts an weiblichen Körpern, das ihn nennenswert reizen konnte.
    Ein Männerkörper dagegen, konnte seinen Hormonhaushalt schon enorm auf Trab bringen! Muskeln, harte Körper, lange Beine, knackige Hintern, Bartschatten, das waren Dinge, die er bemerkte. Und tiefe Blicke konnten ihn erst dann für sich einnehmen, wenn sie voller Gier und Verlangen auf ihm ruhten. Lippen waren auch so eine Sache ... Egal ob voll oder nicht, der Gegensatz von maskulinen Gesichtszügen und zärtlichen Küssen auf seiner Haut, war pures Dynamit für ihn.
    Küsse auf den Mund dagegen ... nein, das kam bei ihm nicht vor. Mit sechzehn hatte er einmal einen Jungen aus der Parallelklasse geküsst. Zu Testzwecken, quasi. Aber da es eben nicht mehr gewesen war, hatte sich der Knutschversuch als ausgesprochen nichtssagend erwiesen.
    Und seitdem er achtzehn war, hatte er so ziemlich alles mal ausprobiert – abgesehen von einer Sache ...
    Frank wusste nicht, ob er jemals so was wie einen Mister Right treffen würde, aber falls es so war, würde ebendieser der erste Mann sein, der ihn vögeln durfte.
    Er schob den Teller von sich und seufzte. Vergebene Mühe. Der Grund für seine Flucht aus Köln hatte diese bewusste Enthaltsamkeit in Sachen Penetration zunichtegemacht.
    Tja, daran gab’s kein Rütteln. Jemand hatte ihm gewaltsam etwas genommen, das er nur freiwillig und nur einem ganz bestimmten Traumtypen hatte geben wollen.
    Frank schnaubte abfällig. Wahrscheinlich war das sowieso total albern, besonders, weil er ja eh nicht damit rechnete, so jemanden mal kennenzulernen.
    Wie auch? Wenn er sich nur noch auf dieser einen Gayseite herumtrieb und ansonsten alle Treffpunkte für Schwule mied wie der Teufel das Weihwasser?
    Nein, heutzutage war das alles egal. Schlichtweg hinfällig.

    ~*~

    Gabriel sah von seinen Unterlagen auf, als Sam in sein Büro stürmte. Er lächelte. Sein Freund war einfach ein gigantischer Wirbelwind, dem beinahe nichts schnell genug gehen konnte ...
    „Was für eine Tarantel verfolgt dich denn?“, fragte er und grinste breiter.
    „Unsere Annonce hat über hundert Aufrufe, aber keiner schreibt“, maulte Sam und klang geknickt. „Vielleicht war es doch keine so gute Idee, einen richtigen Text zu schreiben?“
    „Hm, sie ist doch erst seit zwei Tagen online. Erwartest du Wunder?“
    „Keine Ahnung, anscheinend! Aber wenn ich mir angucke, wie viele Hits diese Anzeigen mit Schwanzlängenangaben und Fotos haben ... Das geht in die tausende … Echt, ich glaube, wir haben schlechte Karten ...“
    „Sieh es doch mal so: Wer sich die Zeit nimmt, unsere Annonce zu lesen, wird erstens nicht der hinterletzte Trottel sein und zweitens einen gewissen Anspruch an sich selbst haben ...“
    Sam starrte ihn verwundert an und lachte. „Du denkst, der Text schreckt die Vollpfosten ab?“
    „Ja, ganz offensichtlich!“ Gabriel streckte die Hand nach Sams Gesicht aus und strich über dessen leicht kratzige Wange. „Hmm, ich mag es, wenn du zu faul zum Rasieren bist, Sammy. Und bevor du noch nervöser wirst: Vielleicht sollten wir die Sache vergessen?“
    Sam lehnte seine Wange in Gabriels Hand und schloss die Augen. „Ich liebe dich, aber manchmal geht deine Vernunft mir auf den Keks, mein Engel.“
    Gabriel lachte. „Kriege ich heute noch einen Kuss? Und hast du Helmi schon gefragt, wann es heute etwas zu essen gibt?“
    „Ja und ja.“
    Gabriel vertiefte den Kuss nahezu sofort und zog Sam auf seinen Schoß. „Hmm, du warst wieder am Pudding ... irgendwann wird Helmi dich deshalb mit einem Kochlöffel verhauen, ist dir das klar?“
    Sam nahm Abstand und sah ihn an. „Klar, am gleichen Tag, an dem sie hier kündigt ...“
    Das
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