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Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)

Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)

Titel: Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)
Autoren: Sandra Braun
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ziehen die vier Männer das Gefäß in die Höhe. Mit bestimmten einstudierten Bewegungen schaffen sie es, dass der Kessel schließlich am Seil hängend durch das ganze Kirchenschiff schwingt. Das ist ein tolles Schauspiel und es wäre gefährlich in dem betreffenden Gang zu stehen. Im Wanderführer steht über den Kessel (Botafumeiro), dass er etwa 60 Kilo wiegt, im gefüllten Zustand sogar 100 Kilo, er ist 1,60 m hoch und versilbert. Das Seil, an dem er hängt, ist 35 Meter lang. Angeblich soll der Kessel bei diesem Spektakel schon zwei mal über das Ziel hinaus aus der Kirche raus geflogen sein.
Das kann ich mir nun nicht so richtig vorstellen, aber so steht es in dem kleinen Buch. Begeistert und gleichzeitig ergriffen, verlassen wir die Kathedrale. Wir verbringen den Nachmittag in unserer Unterkunft. Karola macht ihre Übungen und ich gebe ein letztes Mal Infos an die Daheim gebliebenen in den PC ein. Draußen regnet es, niemand würde glauben, dass wir in den vergangenen Wochen so wunderbares Wetter hatten. Im Fernsehen war zu sehen, wie die Pilger in den Bergen durch den Schnee gestapft sind oder in Überschwemmungsgebieten durch hohes Wasser waten mussten. Die Wettersituation macht uns wenigstens den Abschied leichter.
    Im August 2009 hatten wir auch Nieselregen, aber mit dem Dauerregen 2011 nicht zu vergleichen. Wir Drei sind auf Abschied eingestellt. Die Heimreise kommt immer näher. Zwei Nächte bleiben uns noch in Santiago. Wir wohnen wieder wie vor Finsterra im Seminario Menor. Hier ist es möglich mehrere Nächte zu bleiben und wir müssen nicht jeden Tag umziehen. Wir verbringen die verbleibende Zeit damit, die Stadt anzusehen, Souvenirs zu besorgen, die Kathedrale besuchen wir auch noch mal. Mit Wiebke gehen wir ein letztes Mal in die Stadt zum Einkaufen. Ihr Flieger startet morgen früh vom Flughafen Santiago. Es ist unglaublich wie viele Souvenir Läden es hier gibt. Wir arbeiten unsere Liste ab und schleppen erschöpft unsere Schätze in die Herberge. Am Abend bevor wir schlafen gehen, verabschieden wir uns von unserer Pilgerfreundin Wiebke und verdrücken die eine oder andere Träne. Sie hat sich für den kommenden Morgen ganz früh ein Taxi bestellt. Wenn wir aufwachen, wird sie schon fort sein. Nun sind wir wieder zu dritt und müssen uns auch um unsere Heimreise kümmern. Unsere Reise wird dort enden wo sie begann, in Madrid. Nach Madrid werden wir heute Abend aufbrechen. Die Bustickets besorgen wir vormittags. Unsere Betten im Seminario Menor haben wir bereits frei gemacht und unsere Rucksäcke stehen im Keller des Hauses sicher verwahrt.
Unser Bus fährt heute Abend 21.30 Uhr vom großen Busbahnhof ab und wird uns über Nacht in die spanische Hauptstadt bringen. Bis dahin vertreiben wir uns in Santiago den Tag. Pünktlich startet der Bus und wir haben nun eine lange Fahrt in Richtung Osten vor uns. Der Camino wird in umgekehrter Richtung abgefahren und sammelt weitere Heimreisende auf. 8 Stunden später entsteigen wir verschlafen, froh unsere Glieder recken zu können, dem Bus. Wir fahren in die Innenstadt von Madrid zur Info und besorgen uns Pensionsadressen. So ausgerüstet geht es los. Nun holen wir uns eine Abfuhr nach der Nächsten. Alle Pensionen sind belegt, wir verlassen etwas deprimiert den Stadtkern. Vielleicht müssen wir einfach in andere Bezirke ausweichen. Es dauert eine Ewigkeit und wir fühlen uns wie in Sarria bei der Herbergssuche, verloren und ratlos. Unsere Füße gerade von der Lauferei entwöhnt, müssen sich wohl sehr wundern, unzählige Kilometer laufen wir die Straßenzüge ab. Nach vielen Stunden zäher Sucherei werden wir endlich fündig. Eine schöne Pension in einer Seitenstraße, gar nicht so weit vom Zentrum entfernt, wird uns weitere 2 Nächte beherbergen. Wir sind so glücklich ein Dach über dem Kopf zu haben. Eine Nacht kostet für uns drei 56,- €. Damit sind wir einverstanden. Nach diesen Strapazen machen wir uns erst einmal frisch und ruhen uns in unserer Zuflucht aus. Wieder zu Kräften gekommen, wollen wir am Nachmittag die Stadt erkunden. Am Automaten besorgen wir noch schnell Geld und begeben uns zur U-Bahn. U-Bahn fahren haben wir heute ausgiebig geübt. Wir kennen uns ganz gut aus. Die U-Bahn ist voll. Wir sind wohl im dicksten Feierabendverkehr geraten. Wir stehen mit Einheimischen und Touristen eng gedrängt in der Bahn und sind froh als wir endlich aussteigen können. Beim Aussteigen stoße ich noch mal mit einem Mann zusammen. Gott sei Dank sind
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