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Zwei Esel Auf Sardinien

Titel: Zwei Esel Auf Sardinien
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ein Jahr mit armseligen Prämien gewesen sein … Wie auch immer, ich habe mir ausgerechnet, dass für das hier mit allem Drum und Dran, also der kirchlichen Trauung, der Kapelle, den traccas , Trachten, Padre Mariano – der lässt sich gut bezahlen, du glaubst doch nicht etwa, dass du da mit fünfzig Euro Kollekte davonkommst? –, Fotograf, Blumen, Menü mit Hummer und Scampi und dem ganzen Rest, vierzigtausend wohl nicht gereicht haben werden…«
    »Vierzigtausend Euro?«, platzt Jutta heraus.
    »O ja, vierzigtausend. Was haben Sie denn geglaubt?«
    »Aber warum wollt ihr in Italien immer so viel Geld ausgeben?«
    »Eine Hochzeit ist eine Hochzeit, meine liebe Signora. Als ich meinen Eltern einmal gesagt habe, dass ich erst heiraten würde, wenn ich selbst etwas Geld hätte, dafür würde ich sie auch um nichts bitten, nur die engsten Freunde und Verwandten einladen, den größten Teil des Geldes für mein Heim und die Hochzeitsreise ausgeben und nichts für sinnlose Hochzeitsbilder, nein, sogar die Gäste bitten, mit ihren Digitalkameras Bilder zu machen, als ich also sagte, ich würde mir eine Einbauküche auf Raten kaufen und im Gegensatz zu meiner Schwester eine Hochzeitsliste für die Geschenke machen, da wurde es ganz still im Raum. Und ich habe gefragt: ›Entschuldigt, habe ich etwas Falsches gesagt?‹ Und wisst ihr, was meine Eltern mir geantwortet haben? ›Dann bleibst du besser Junggeselle!‹«
    Seine Redseligkeit ist unerträglich. Endlich sagt unsere Tischnachbarin, eine entfernte Verwandte von ihm oder seiner Frau, wenn nicht sechsten, dann doch fünften Grades, die dieses unentwegte Geschwätz nicht mehr aushält, zu ihm: »Jetzt hör doch endlich mal auf, Tore, lass uns in Ruhe unsere Torte essen!«
    Jutta drückt meine Hand unter dem Tisch. Ein eindeutiges Zeichen, dass auch sie mehr als genug hat. Er dagegen meint, als hätte er eine spontane Eingebung erhalten: »Du hast ja recht, meine Liebe, ich muss endlich auf die Bühne!«
    Dann steht er auf, formt die Hände zu einem Megaphon und brüllt: » ICH BITTE MEINE KOLLEGEN MUSIKER , ZU MIR AUF DIE BÜHNE ZU KOMMEN  – ODER KLEBT IHR AN DEN STÜHLEN FEST , JUNGS ? EIN TANZ FÜR UNSER WUNDERSCHÖNES BRAUTPAAR !«
    Alle nicken und schlagen mit dem Besteck beifällig an die Gläser. Ich auch, schließlich ist das die einzige Möglichkeit, ihn loszuwerden.
    » WARUM KOMMST DU NICHT MIT , BRUNO , UND TANZT DEN BALLU TUNDU MIT UNS ?«, brüllt er mir ins Ohr, dabei schiebt er seinen Stuhl zurück und tritt mir auf den Fuß.
    Jetzt wird mir heiß. Allein bei der Vorstellung, er könnte mich mit sich ziehen und in irgendeine peinliche Situation verwickeln, werde ich blass.
    »Nein, danke. Ich sehe mir das Ganze lieber von hier aus an …«
    »Wie du willst, aber du weißt gar nicht, was du dir entgehen lässt …«
    Ich seufze erleichtert. Jutta fragt mich, ob ich etwas von ihrem Baiser und den Maronen mit Schokoladenüberzug kosten möchte … In dem Moment legt mir jemand die Hand auf die Schulter. Vor mir steht Geraldo und lächelt mich an. Er ist wie immer höchst elegant gekleidet: Er trägt einen Blazer mit vergoldeten Initialen auf der Brusttasche, weiße Hosen, dazu eine gestreifte Seidenkrawatte und leichte Boots. »Wie schön, dass du hier bist! Endlich ein Lichtblick!« Ich deute auf Salvatores Platz, damit er sich dorthin setzt. Während die Musiker auf die kleine Bühne zueilen, fühle ich, dass mir Geraldo tröstend die Hand auf den Arm legt.
    »Warum willst du nicht tanzen?«, fragt er.
    »Ich bin dir sehr dankbar, dass du gekommen bist, Geraldo, aber zwing mich nicht zu etwas, was ich nicht will.«
    »Mein lieber Freund, das sind die Menschen deiner Geschichte! Alles hier wirkt fremd auf dich. Aber auch sie sind Teil deiner Reise. All die Leute, die du in diesen vier Tagen kennengelernt hast, aber auch alle Orte gehören in dein Tagebuch, dem du Empfindungen, Gedanken, Gefühle anvertrauen wirst. Glaubst du wirklich, all diese Begebenheiten, Unfälle, Begegnungen seien purer Zufall? Beschränk dich nicht darauf, nur die Dinge zu betrachten, die dir gefallen … Betrachte doch alles und jeden mit der gleichen Begeisterung, demselben Erstaunen, die du für die riesigen Granitblöcke auf den Hügeln hegst, für die erschöpften Maulesel auf den Saumpfaden, diese unberührten Landschaften, die einsamen Nuraghen. Das ist doch das Schöne an einer Reise, dass man unbekannte Orte entdeckt, Menschen kennenlernt, die ganz anders
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