Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuschauer - exzessive Freunde (German Edition)

Zuschauer - exzessive Freunde (German Edition)

Titel: Zuschauer - exzessive Freunde (German Edition)
Autoren: Irina Meerling
Vom Netzwerk:
hätte Piero lange auf den Moment gewartet, sich jemandem anvertrauen zu können. Und so war Kathy am Ende der Party besser über den unnahbaren Frauenschwarm informiert als alle anderen …
    „Weißt du etwas, das ich nicht weiß?“, forschte Ian nun weiter und riss Kathy damit aus ihren Gedanken.
    „Vielleicht …“ Zufrieden grinste sie ihn an.
    „Er steht echt auf Kerle?“, schloss er problemlos. „Das hätte ich nicht gedacht … Habe ihn nie mit einem gesehen …“
    „Es weiß ja auch keiner …“, erklärte Kathy vergnügt. „Er erzählte es mir vor Kurzem – dein Schatz verträgt übrigens nicht so viel Alkohol …“
    „Er hält es geheim?“
    Kathy verdrehte die Augen himmelwärts. „Er ist total feige. Ständig fragen ihn seine Kumpels nach Freundinnen, da sie ihn eben noch nie mit einer gesehen haben, und er nutzt die Chance einfach nicht. Lässt sich jedes Mal eine möglichst plausible Ausrede einfallen, weil er sich nicht traut, sich zu outen.“
    „Das muss furchtbar sein …“ Ian starrte nachdenklich ins Leere und Kathy beobachtete, wie sein Mundwinkel nach oben zuckte. „Vor allem in dem Alter – gerade da will man doch alles ausprobieren und …“ – Ihr Freund hielt inne und runzelte die Stirn. – „Das heißt … Piero hatte weder etwas mit Mädchen noch mit Jungs?“
    „Bravo, gut erkannt!“, kicherte Kathy. „Ja, der Kleine ist noch Jungfrau. Bist du jetzt noch schärfer auf ihn? – Männer sind schon seltsam, jagen jeder Keuschheit hinterher …“
    „Als ob du dich da beschweren müsstest“, neckte Ian und zwinkerte ihr zu.
    „Ach, ich werde noch als Jungfrau sterben …“
    Ihr Freund schmunzelte. „Wirst du nicht, wenn du mal damit aufhören würdest, mit den armen Kerlen zu spielen, um sie dann fallen zu lassen, bevor es ernster wird.“
    Kathy seufzte. Ganz offensichtlich ahnte Ian nicht einmal, dass sie keinen ihrer Verehrer näher an sich heranlassen konnte, weil sie doch nur ihn wollte.
    „Du findest schon noch den Perfekten für dich …“
    Frustriert schlug Kathy die Arme über das Gesicht. „Wetten, der wird dann auch schwul sein …?“
     

~ * ~
     
    Langsam sanken die Spaghetti in das kochende Wasser, als es an der Tür klingelte, und Kathy zum Eingang eilte. Sie öffnete und begrüßte Ian mit einem Kuss auf die Wange.
    „Wieder ganz allein zuhause?“, fragte er und folgte Kathy zurück in die Küche.
    „Ja“, antwortete sie gut gelaunt. „Wieder ganz allein. Anders dürftest du dich auch überhaupt nicht hierher wagen.“ Kathy musste grinsen. Immer schon hatten ihre Eltern Ian gehasst. Das taten sie, ohne ihn auch nur ein einziges Mal getroffen zu haben. Doch allein die Tatsache, dass er Kathy so sehr verändert hatte, war ihnen Grund genug. Denn seitdem sie Ian kannte, hatte Kathy sich von einem recht schüchternen Mauerblümchen in jemanden verwandelt, der das Leben zu genießen verstand – eine Katastrophe für ihre Eltern, wenngleich sie auch nur selten über die Stränge schlug.
    Summend schob Kathy frisch in Scheiben geschnittene Tomaten in eine Salatschale aus Kristall und machte sich ans Halbieren der Radieschen, als Ian sich stirnrunzelnd ein gevierteltes Gurkenstäbchen vom Schneidebrett nahm.
    „Ziemlich viel Salat für zwei Personen …“, meinte er und sah Kathy fragend an. „Warum summst du? Ist etwas passiert, das ich vielleicht wissen sollte?“
    „Ich bin bloß gut drauf“, entgegnete sie, konnte sich ein Schmunzeln aber nicht verkneifen.
    „Du bist meistens gut drauf. Aber wenn du summst, hat das immer einen besonderen Grund.“ Er hob skeptisch eine Braue, doch Kathy verdrehte ihre Augen himmelwärts und schüttelte ihren Lockenkopf.
    „Ich bekomme die Melodie vom gestrigen Film einfach nicht aus meinem Kopf. Das ist alles. Was ist schon dabei?“
    Es fiel Kathy überraschend schwer, Ian nicht auf der Stelle von ihrem Vorhaben zu berichten. Andererseits aber machte es ihr großen Spaß, die Skepsis in seinen Augen zu sehen. Er wusste ganz offensichtlich, dass sie etwas im Schilde führte. Doch selbst als das Essen dreißig Minuten später auf dem Wohnzimmertisch angerichtet war, und Kathy eine Flasche Rotwein aus dem Keller geholt und entkorkt hatte, schwieg sie zu ihren Absichten.
    Als sie den Blick ihres Freundes bemerkte, der im Türrahmen der Küche lehnte und sie abwägend betrachtete, musste sie lachen. „Wieso starrst du mich so an?“
    „Ich frage mich nur, wann du mir endlich sagst, was los ist“,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher