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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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intelligenter junger Mann, da war es nur natürlich, dass er irgendwann eine Frau finden würde, mit der er Pläne für eine gemeinsame Zukunft schmieden wollte. Dennoch hätte sie sich gewünscht … Sie wusste nicht, was. Aber was sie genau wusste: Sie fürchtete sich davor.
    „ Als wäre ich ein …“ Mit dem Handrücken fuhr er sich über die Stirn. „Ein grüner Junge. Oder noch Schlimmeres.“
    Er war ein Idiot!
    „Und es ist … es müsste erniedrigend sein, sich einzugestehen, was für einen Narren ein solches Gefühl aus einem macht. Es sollte in die Kategorie Märchen gehören und nicht …“
    … niemals einen Menschen wie ihn überfallen und gefangen nehmen.
    „Sie lässt mich träumen.“
    Angel – ein Träumer? Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen strich Erika über das nur wenige Millimeter kurze Haar des Arztes. „Bewundern wir nicht alle Menschen mit Zivilcourage, die sich selbstlos für andere einsetzen? Sie hat ihr Leben riskiert, um die beiden Kinder zu retten. Nicht eine Sekunde hat sie an die Konsequenzen für sich selbst gedacht und gezögert.“
    „ Es ist mehr als bloße Bewunderung. Es ist wie beim ersten Mal, verstehst du?“
    Er schüttelte heftig den Kopf und lachte unsicher , weil ihm in dieser Sekunde klar wurde, dass er sich nicht mehr auf seine erste Liebe besinnen konnte. „Nein. Das ist vollkommener Blödsinn. Es ist nicht wie beim ersten Mal, denn dann könnte ich mich daran erinnern. Ich müsste mich doch daran erinnern, oder? Anders, ganz anders. Neu. Ich habe … Angst. Angst, sie zu verlieren. Als wüsste ich nicht, dass man nichts verlieren kann, was man nie besessen hat. Ich habe Angst, sie könnte glücklich verheiratet und mit vielen Kindern gesegnet sein, dabei wünsche ich ihr nichts mehr, als dass sie glücklich ist. Ich möchte ihren Schlaf behüten und sie gleichzeitig wachrütteln, um mit ihr zu reden. Ich möchte sie beschützen vor all den Gefahren, die da draußen auf der Straße auf sie lauern.“
    U nd am meisten vor mir selber.
    Mit einer Handbewegung wischte die Oberschwester seine Befürchtungen beiseite. Dabei fiel ihr Blick auf die Wanduhr, worauf Erika die Gesichtszüge vor Schreck gehörig entgleisten.
    „ Ich gebe dir Bescheid, sobald sie aufgewacht ist. Nun wird es allerdings höchste Zeit für uns beide. Der Professor wird sauer, wenn ich ihn warten lasse. Und du machst dich ebenfalls auf den Weg, damit du zur Visite wieder in deinem Zimmer bist. Ansonsten bekomme ich einen Riesenärger. Wie du dir denken kannst, hat dich unser Boss nicht ohne Grund auf meine Station gelegt. Wir sollten ihn nicht enttäuschen.“
    Angel nickte gehorsam und wartete, bis die eiligen Schritte der Oberschwester nicht mehr zu hören waren.
    „ Möglicherweise war es etwas zu früh für einen Krankenbesuch. Verrate mich nicht an diesen lieben Drachen, er würde mir sonst die Ohren lang ziehen. Macht sich stets Sorgen um mich, die Gute“, flüsterte er und merkte erst in dieser Sekunde, wie sehr ihn der Besuch und die Diskussion mit Erika erschöpft hatten. „Ich musste dich wiedersehen.“ Dabei verstand er selbst nicht, aus welchem Grund.
    Sanft fuhren seine schlanken Finger über die Wangen der Patientin. Sie ähnelte einem gerupften Vögelchen. Die Haare zerzaust, ihre Haut übersät von Schnitten und blaugrün schillernden Hämatomen, wirkte sie klein und hilflos. Nichtsdestotrotz ahnte er, dass der Schein trog. Sie war stark. Sie war stärker als all die anderen.
    „ Werde bald gesund, meine Kleine. Ich werde in Gedanken bei dir sein.“
    Unendlich langsam und mit zusammengebissenen Zähnen richtete er sich auf. Der starre Verband um Brust und Bauch schränkte ihn in seiner Bewegungsfähigkeit ein, als er sich von seinem Stuhl in die Höhe zu schieben versuchte. Wie er es hasste, hilflos zu sein! Er verabscheute sich für seine momentane Schwäche und wollte so funktionieren, wie er es immer tat. Wie er selber es gewohnt war und wie jeder es von ihm erwartete.
    Verärgert streckte er die Hand nach dem Haltegriff über dem Bett aus. Der Schmerz ließ ihn kurz innehalten. Er grub die Zähne in seine Lippen, um nicht aufzuschreien. Mit einer ruckartigen Bewegung beugte er sich nach vorn, um sich emporzuziehen. Im gleichen Augenblick verlor er das Gleichgewicht. Sein Oberkörper stieß gegen den Monitor des Überwachungsapparates. Blitzschnell schossen seine Hände vor und rissen das wackelnde Gerät gegen seine Brust. Eine glühende Klinge fuhr durch
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