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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle
Autoren: Joachim Masannek
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das bitte schön tun? Ich hab jetzt den Ring und ich muss ihn mir nur an den Finger stecken. Dann könnt ihr mich alle mal.«
    »Du hast es versprochen.« Will blieb ganz cool.
    »Ja, aber ich bin ein Pirat«, erwiderte Honky Tonk Hannah.
    »Ein Pirat, der mich liebt«, konterte Will überzeugt und sah in Hannahs verdutztes Gesicht.
    »Verfuchst«, schluckte sie, »und wieso weiß ich das nicht?« Sie lachte verlegen und spöttisch zugleich. »Nein, das wünschst du dir, hörst du, das träumst du nur, ja.« Sie grinste ihn jetzt triumphierend an. »Und deswegen warst du so doof wie dieser echte Prinz Gagga. Du hast mir vertraut …«
    »Ja, das habe ich, Hannah!« Will fiel ihr ins Wort. »Aber ich war nicht doof, hörst du, ich war einfach nur ehrlich. Und ich hoffe, dass du genauso ehrlich bist. Denn nur wenn wir beide zusammenhalten, wenn alle Piraten zusammenhalten, können wir die da …« Er deutete mit dem Kopf Richtung Eulenfels. »… irgendwann einmal besiegen. Verstehst du das, Hannah?«, fragte Will leise, ganz leise und beugte sich dann über das staunende Mädchen.
    »Wenn du mich liebst, so wie ich dich liebe, wirst du durch diesen Kuss von deinen Warzen erlöst.«
    Er beugte sich ganz nah an ihre ängstlichen Lippen, doch Hannah wich ungläubig vor ihm zurück
    »Ich weiß nicht. Ich bin vier, ja, vier Jahre älter als du und ich hasse so große Gefühle, Will …«
    »Ich weiß«, sagte er, »das tue ich auch, aber willst du für immer mit dieser Pest leben?«
    »Nein«, seufzte Ophelia. Sie hatte ihre Eifersucht vor lauter Ergriffenheit einfach vergessen und Salome forderte:
    »Jetzt küss ihn doch endlich. Los, küss ihn, oder willst du vielleicht, dass ich es tue?«
    Da gab Hannah endlich ihren Widerstand kopfschüttelnd auf. Sie schloss ihre Augen und wollte Will küssen …
    Will wollte gerade sagen: »Yeah, das ist mein Tag …«
    … da zerschnitt eine Stimme die Stille: »Maintenant!«
    Im nächsten Moment fielen die schneeweißen Planen von den Zeltstangen und gaben den Blick auf die 22 000 Soldaten frei. Sie hatten den Hochzeitsplatz umstellt und legten jetzt liegend, kniend und stehend auf die Festgesellschaft an.
    »Bonjour!«, meldete sich Talleyrands drahtdünne Stimme und dann ritt der Schwarze Baron vor dem echten König von Frankreich und dem echten Marquis durch die Reihen seiner Armee.
    »Ist das nicht der Zeitpunkt, an dem der Herr Bischof die Anwesenden fragen muss, ob jemand etwas gegen diese Hochzeit einzuwenden hat? Nun, das tue ich hiermit. Ich habe was dagegen.«
    Er fixierte Moses und Will mit seinen fahlgelben Echsenaugen und bevor die verstanden, was mit ihnen passierte, hatten die Soldaten sie schon überwältigt.

Das Todesurteil

    ill und Moses waren entwaffnet, bevor sie einmal Luft holen konnten. Sie lagen gefesselt auf den Dielen und der Junge, der noch Hannahs Haut riechen konnte, der sich noch in ihren Augen sah, wie er sie gerade küssen wollte – der noch spürte, wie der Ring der Witwe Chen langsam die Spitze seines Fingers berührte und sie dann zu umschließen begann –, sah jetzt atemlos und ohnmächtig, dass Hannah als Einzige aufrecht stand.
    Der Bischof, Eulenfels und die beiden Damen hatten sich zusammen mit der Hochzeitsgesellschaft auf den Boden geworfen und im Schutz seiner 22 000 Soldaten, die jetzt alle nur noch auf Hannah zielten, stieg Ludwig der Fünfzehnte von seinem Pferd und ging langsam und mit eisiger Miene auf seine Tochter zu. Er schritt über die bibbernden Preußen hinweg, umrundete Eulenfels’ Walrossbauch, und blieb dann vor Hannah stehen.
    »Bonjour, Papa«, flüsterte die mit giftiger Artigkeit und versuchte dazu einen linkischen Knicks. »Die Überraschung ist dir wirklich gelungen. Ich meine, dass du zu meiner Hochzeit kommst.«
    Sie schniefte verlegen bis entnervt, doch ihr Vater blieb ganz König. Er verzog keine Miene. Nur eine Augenbraue hob sich ganz leicht und beinahe unmerklich über den eiskalten Augen.
    »Papa?«, fragte er trocken. »Ich dachte, dass du mich für den Teufel hältst.«
    Er zog einen Zettel aus der Tasche und entfaltete das spröde Papier.
    »Der hat in einer dieser Flaschen gesteckt. Ich glaube, ich habe zweihundert davon und die waren wirklich alle sehr schön bemalt.«
    Hannah verdrehte die Augen und schaute drohend und zornig zu Will.
    »Dein Flaschenposttagebuch«, sagte sie tonlos. »Das steck ich dir irgendwann …«
    Da hatte der König die Stelle gefunden. »… Ich war gerade zwölf«, las er
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