Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
–, während Will betete, dass er das alles nur träumte, küsste sie Gagga und steckte ihm unter einer Flut aus Tränen, die sich auf ihren warzenbedeckten Wangen verlor, den Ring an den Finger.

Es kann am Ende nur einen geben

    as Fest, das der Trauung folgte, war ein Triumph der drei Männer, die an diesem Tag die vielleicht mächtigsten drei Männer der bekannten Welt waren.
    Eulenfels, der Geheime Minister, Talleyrand, der Schwarze Baron und Ludwig der Fünfzehnte, König von Frankreich, hatten sich miteinander verbrüdert.
    Talleyrand war begnadigt. Die Niederlage im Kampf um die Insel des Vergessenen Volks, bei der er die gesamte französische Flotte verloren hatte, war ihm verziehen. Eulenfels hatte den mächtigsten König Europas als seinen und Preußens Verbündeten gewonnen, was seine private Schatulle schon bald zum Bersten bringen würde. Und Ludwig der Fünfzehnte, hatte sich durch diese Hochzeit nicht nur seiner enormen Staatsschulden entledigt. Nein, er besaß auch den Ring der Witwe Chen. Denn Gagga, der Trottel, der jetzt gerade, als wäre er ein Gaukler oder Narr, vor allen 400 Gästen auf dem Tisch zu tanzen begann, tat letztlich doch alles, was Ludwig ihm sagte.
    Und so saßen die drei auf ihren gepolsterten Thronen am Kopf der unendlich langen u-förmig auf der Festwiese errichteten Tafel, pafften Zigarren aus Westindien, streckten die Bäuche in die Frühsommernachmittagssonne und malten sich ihre Zukunft aus: Wie sie die Welt beherrschen würden, nachdem sie den Ring, den Fliegenden Rochen und selbst den Valashelm besaßen.
    »Ja, und nicht zu vergessen«, triumphierte der Schwarze Baron auf seine hugenottisch trockene Art, »nachdem wir uns der Piraten entledigt haben. Ja, wir haben sie vernichtet, so wie man Ungeziefer vernichtet, das ein Haus befallen hat: Blind Black Soul Whistle verliert seinen Verstand, während er unter höllischen Qualen auf Coffin Nail Island verrottet. Honky Tonk Hannah ist eine Kröte, die man in einen Sack gesteckt hat.« Er schaute zu der einstmals wunderschönen Piratin, die im Innenraum der u-förmigen Tafel in Jutesäcke verpackt vor einem Napf saß, in dem sich etwas befand, das noch nicht einmal Hunde fressen wollten.
    »Und Moses Kahiki und Höllenhund Will werden heute gehenkt.«
    Die beiden Piraten hatte man in einen Käfig gesteckt, den man Hannah gegenüber auf der Wiese aufgestellt hatte.
    »Und wenn das erledigt ist, gehört die Welt uns. Uns, die wir alle Überraschungen hassen, die wir die Ordnung so lieben und natürlich die Macht, weil die Macht allein die Ordnung erhält.«
    Will ließ die Gitterstäbe des Käfigs los und sank langsam zu Boden. Er starrte auf die überladene Tafel mit den 400 kichernden Gästen, die seinen Untergang feierten. Er sah Hannah in ihrem Kartoffelsack, den man ihr einfach über den Kopf gestülpt hatte, damit ihre Warzen für alle unsichtbar waren, und dann sah er sich wieder in Nassau.
    Er sah, wie er mit seinem Drachenkajak die Ruinen erreichte, und flüsterte: »Ja, ich hab es gesehen. Ich habe die Ruinen von Nassau gesehen. Ich habe gesehen, was Talleyrands Männer mit Hilfe von Valas und seinen Kanonen dort anrichten konnten. Sie haben die Türme der Fünf Völker gestürzt. Sie versanken im Meer und mit ihnen versank alles, wovon wir träumten. Wovon du geträumt hast, Moses und du, mein kleiner Freund Jo. Verfuchst! Rachel und Sarah hatten recht. Wir hatten nur eine einzige Chance. Wir alle zusammen. Ja-mahn! Zusammen hätten wir es geschafft. Wir hätten Old Nassau wieder zum Leben erweckt. So wie es gewesen war, als das Vergessene Volk noch unter uns weilte. Aber wir mussten uns ja immer bekämpfen. Ich musste immer der Beste sein.«
    »Und dabei hast du dich ständig blamiert«, hörte Will eine Stimme, die nicht von Moses kam und hob verwundert den Kopf.
    Am Gitter des Käfigs hing jetzt ein sehr fettes Äffchen. Es trug einen chinesischen Reisbauernhut und einen einfachen Kittel.
    »Du warst fürchterlich peinlich«, zischte der Affe durch seine rattenähnlichen Zähne und zog die pelzüberzogene Maske für einen kurzen Moment aus seinem Gesicht.
    »Ratten-Eis-Fuuuhh …«, wollte Will sagen, doch der Affe fiel ihm ins Wort.
    »Du bist ja noch dümmer, als ich es dachte.«
    Dann sprang er vom Käfig auf die Tafel hinüber, jagte die Hochzeitsgäste auf ihre Stühle, verneigte sich brav und zog artig das Hütchen.
    »Ho! Ich bin’s, Ling-Li-Li-Lu, der Affe der Witwe und wir spielen euch jetzt ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher