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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle
Autoren: Joachim Masannek
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Brautpaar zusammen mit dem Brautvater und den vor Eifersucht kochenden Salome und Ophelia das Zelt betrat, erhoben sie sich von den Kirchenbänken, stampften mit den Stiefeln auf die Dielen, die den Boden bedeckten und sangen düster und schaurig:
    »Dreizehn Mann auf des toten Manns Kiste. Dreizehn Mann, ja-mahn, und ’ne Buddel voll Rum.«
    »Huih!«, kicherte Will, der immer noch rückwärts lief und dirigierte den Chor.
    »Huih, oh-ja, huih, und ’ne Buddel voll Rum. Rum, Rum, ja, Rum und den Ring der Chinesin.«
    Er lächelte Hannah an: »Du bist unwiderstehlich.«
    Dabei kreuzte er die Finger in ihrer Hand, sodass sie, aber nur sie, es ganz offensichtlich bemerkte, und wandte sich so an die Damen:
    »Doch Ihr habt den Ring, den Schwur und mein Herz. Ich gehöre nur Euch, Das wisst Ihr doch, oder? Salome und Ophelia?«
    Er lächelte kurz und verführerisch und wandte sich dann an den Bischof.
    »Huih! Da seid Ihr ja endlich. Lasst uns beginnen. Aber bitte macht schnell. Stellt nur die wichtigsten Fragen.«
    Er schielte über die Schulter des Bischofs und den Altar durch einen Spalt in der Plane nach draußen, wo keine zwanzig Schritte von ihnen entfernt der Rochen majestätisch am Flussufer lag.
    »Sobald das vorbei ist«, flüsterte er Hannah ins Ohr, »schießen wir uns den Weg mit unseren hübschen Spielzeugen, die Moses und ich umhängen haben, frei, fliehen aufs Schiff, verpassen Eulenfels eine Breitseite aus den Kanonen und segeln davon.«
    Er versank kurz in ihren dunkelrehbraunen Augen, war für einen kurzen Augenblick Will, der Junge, der Hannah liebte, und wurde dann wieder zu Gagga.
    »Huih!«, kicherte er. »Da kommt sie doch schon, ich meine Eure Frage: Hallo, Honky Tonk Hannah, willst du …« Er trat dem Bischof rüde vors Schienbein. »Willst du, huih, willst du …?«
    Und bevor sich der Bischof von seinem Schmerz erholte, übernahm Hannah die Initiative. »Ja, ja, ich will.«
    Der Marquis alias Will schaute verblüfft zum Bischof zurück.
    »Und was ist mit mir?«, fauchte der Junge. »Will ich das auch?« Er trat ihm noch einmal gegen das Schienbein.
    Da heulte der Bischof: »Oh, oh, o ja, oh, das frage ich dich natürlich, Beauregard Marquis de Marseille, Neffe des Königs. Willst du Honky Tonk Hannah …?«
    »Ja, ja, ich will!«, fiel ihm Prinz Gagga ins Wort. »Ich will und ich will ihn, ähm, ich meine den Ring.« Er streckte seine Hand fordernd in Ophelias Richtung. »Ich will ihn. Ich will.«
    Und als die den Ring endlich von ihrer widerspenstigen Freundin bekam, gab sie ihn zögernd weiter an Will.
    »Halt!«, stöhnte Eulenfels, als er schmerzhaft erkannte, wer den chinesischen Ring die ganze Zeit besessen hatte.
    »Gräfin und Gräfin!«, stammelte er. »Salome – nein … Das dürft Ihr nicht tun. Ihr seid meine …«
    »Was?!«, fuhr ihm Salome giftig über den Mund. »Was sind wir, du Fettsack?«
    Da wurde Eulenfels rot. Er wurde so rot wie eine Kirsche, die eine gepuderte Perücke trug. Er sprang aus der Kirchenbank und wollte sich schon auf die Damen stürzen – er wollte den Ring –, da verwies ihn ein Blick von Moses, dem König von Frankreich, zurück auf die Bank.
    »Aha, ich verstehe«, sagte Eulenfels heiser. Er bekam einen Hustenanfall und musste, während er zu ersticken drohte, hilflos mit ansehen, wie Gagga den Ring entgegennahm.
    »Huih, da ist er, da ist er«, kicherte Will und hielt das Schmuckstück ins Sonnenlicht. »Ist er nicht wundervoll, magisch und zauberhaft?«
    Er schielte zu Hannah, doch die traute ihm nicht und verengte die Augen zu zwei argwöhnischen Schlitzen.
    »Genau«, nickte Will, »und jetzt nimmst du ihn. Du nimmst ihn.«
    Er trat auf sie zu und hielt den Ring hoch.
    »Du nimmst dieses kostbare kleine Ding.« Er ließ den Ring fallen, lachte erschrocken: »Huih, da war er doch, oder?«, und als Hannah ihn auffing, packte er sie und riss sie eine Vierteldrehung herum, sodass sie ihm rücklings in den Arm fiel.
    Dann zog er ihr blitzschnell den Schleier herunter, sah die fünf fetten Warzen auf ihrem Kinn, der Wange und ihrer eigentlich so zierlichen Nase, und zuckte entsetzt zusammen.
    »Beim pockigen Ochsenfrosch. Du bist eine Kröte.« Er würgte und schluckte und ignorierte Hannahs zornigen Blick. »Aber so soll es sein. Ich werde dich küssen, und dabei steckst du mir brav den Ring an den Finger.«
    Er beugte sich langsam zu ihr herab, doch Hannah begann sich trotzig zu wehren. Sie beugte sich immer weiter zurück: »Und warum sollte ich
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