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Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)

Titel: Ziemlich böse Freunde: Wie wir die Bandidos in Deutschland gründeten (German Edition)
Autoren: Peter Maczollek , Leslav Hause
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teuren Gerätes sicher – würde man Gebäude wie unseres problemlos stürmen können. Was in dem amerikanischen Fahrzeugprospekt offenbar nicht stand: Wenn – wie in deutschen Städten nun einmal üblich – Autos vor den Häusern stehen, kommt dieses Spezialfahrzeug nicht nah genug an die Fassade ran. Ein kleiner Schönheitsfehler, der den Behördenleitern bitter aufgestoßen sein muss, als man bei unserem Clubheim, wie in den Jahren zuvor auch, wieder die bewährte Baumarktleiter anstellen musste. In den Zeitungen war selbstverständlich trotzdem das neue Einsatzfahrzeug abgebildet, aber ich will dem nordrhein-westfälischen Innenminister an dieser Stelle nicht die ganze Freude nehmen …
    Wir standen oben im ersten Stock, schauten interessiert den angestrengten Bemühungen der Ordnungskräfte zu und fragten uns währenddessen die ganze Zeit, warum man nicht einfach unten an die Tür geklopft und um Einlass gebeten hatte. So etwas macht optisch zwar nicht viel her, ist aber mit deutlich weniger Aufwand verbunden, und es ist meines Wissens auch noch nie vorgekommen, dass in der Geschichte der deutschen Bandidos sich jemals ein Chapter in seinem Clubheim verschanzt und der Polizei den Eintritt verweigert hätte.
    Irgendwann also – ich war mittlerweile vom Klo zurück – standen endlich die Leitern an der Hauswand und wir konnten von innen beobachten, wie mit Helm und Schusswesten bewehrte Beamte verzweifelt versuchten, mit Rammen und anderen Schlaggegenständen die Fenster zu unserem Raum einzuschlagen. Aber auch das wollte nicht so recht funktionieren, weil unsere Fenster mit einer Spezialfolie beklebt waren, die es Freund und Feind schwer machen sollte, etwas durch unsere Fenster zu schmeißen, seien es nun Molotowcocktails, Handgranaten oder Steine.
    Es kam dann der Moment, wo man mit diesen hilflosen Beamten schlichtweg Mitleid bekommen hat. Die Jungs auf der Leiter können im Grunde auch nichts dafür. Sie führen Einsatzbefehle aus und tun das, was sie jahrelang geübt haben – allerdings ohne Fensterfolie. Einer unserer Leute fragte die Beamten auf der Leiter also durchs verschlossene Fenster hindurch, ob wir nicht vielleicht einfach aufmachen sollten. Die Männer nickten uns dankbar zu – »ja, macht das mal!« –, denn es schien auch ihnen langsam zu dämmern, dass sie da oben eine zunehmend unglückliche Figur machten. Wir öffneten die Fenster, im selben Moment flogen Blendgranaten in den Raum und nach ein paar Sekunden lag ein Großteil von uns rüde gefesselt mit dem Gesicht auf dem Boden. Es fehlte eigentlich nur noch der Mann auf dem Regiestuhl, der durchs Megafon brüllt: »Klappe, Schnitt – das Ganze bitte noch einmal. Und bitte Daniel Craig noch ein bisschen nachpudern!«

Der Einsatz
von Les H.
    Noch bevor die Blendgranate oben gezündet worden war, bin ich nach unten ins Erdgeschoss gestürmt. Ich hatte an diesem Abend meine Frau, meinen Sohn und meine vier Hunde mit, und da ich ja wusste, wie es bei Einsätzen dieser Art normalerweise zugeht, war mir klar, dass ich schleunigst runter zu meiner Familie musste. Ich war kaum im Treppenhaus, da lief mir auch schon der erste vermummte Bulle über den Weg, der sofort mit seiner Pistole auf meinen Hund zielte. Eine junge Dogge im Welpenalter. Ein wunderbares Tier, das vor Angst und Aufregung zitterte.
    Unten konnte ich sehen – und hören –, dass ein paar Polizisten ohne jeden Grund mit ihren Schlagstöcken auf meine Hunde eindroschen. Meine Frau schrie vor Entsetzen, mein Junge war wie versteinert. Dem Beamten, der noch immer starr seine Waffe auf meinen Hund gerichtet hatte, konnte ich in seinen Augen ansehen, dass er gleich abdrücken würde. Plötzlich kam einer seiner Kollegen um die Ecke und riss ihm schreiend die Waffe runter: »Bist du bekloppt? Der Köter sitzt doch nur da und schaut dich an!« Der Typ drehte sich ab und sagte: »Glück gehabt, Arschloch!« und ging weiter.
    Der Hund von unserem Bruder Heino vom Chapter Osnabrück wurde damals getötet, als er wegen des Verdachts, einen 81er erschossen zu haben, verhaftet wurde. Ist ja dann auch nur der Hund eines gesuchten Mörders, warum soll sich da jemand den Kopf zerbrechen. In den Berichten steht dann lapidar, dass die Tiere aggressiv waren, angreifen wollten und die Beamten aus reiner Notwehr gehandelt hätten. So etwas ist nicht mehr als eine Randnotiz für die Ermittlungsbehörden. Da fragt keiner nach, ob eine solche Maßnahme wirklich notwendig gewesen ist. Und für die
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