Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity
Autoren: Nicole Schuhmacher
Vom Netzwerk:
Organisation, die immer wieder durch Angriffe auf Konzern-Führungspersönlichkeiten und -Einrichtungen von sich reden machte -
    eine perfekte Tarnung für Missionen ohne Comeback. Corrigan wagte nicht einmal zu vermuten, wie viele angebliche Anti-Kon-Attentate tatsächlich auf das Konto anderer Kons gingen… Zum Glück bewegte sich die eingeborene Kreatur, die einem übergroßen Tausendfüßler ähnelte, von ihrem Unterschlupf weg; zwar hätte sie in einem offenen Kampf gegen die Justifiers von United Industries keine reelle Chance gehabt, aber Auseinandersetzungen mit der lokalen Fauna waren nicht Teil von Corrigans Missionsbeschreibung.
    »Hmmmmmmmmmm«, brummte Floyd noch einmal. Die Schwingungen brachten seine Helluvex - natürlich eine Marke von UI, was sonst - zum Schaukeln. Bei der Kettensäge handelte es sich um eine von zwei Spezialanfertigungen, die für den ungeschlachten Büffelmann Arbeitsgerät, Nahkampfwaffe und Glücksbringer zugleich war. Es gab keinen Einsatz, zu dem er sie nicht mitgeschleppt hatte. Der praktische Nutzen des nachträglich angebrachten Laserpointers war Corrigan bisher verborgen geblieben, aber solange er dem Beta mehr Freude im Kampf bescherte - warum nicht? Es hieß ja, Betas seien mental wie emotional zurückgeblieben…
    Apropos zurückgeblieben: Corrigan berührte den in sein linkes Handgelenk implantierten Touchscreen. »Grün Leader, hier ist Gelb Leader. Bitte melden. Over.«
    Immer noch nichts. Nur statisches Rauschen drang aus dem JUST genannten Gerät, das bei Justifier-Einheiten oft den Kommunikator und diverse andere unterhaltungselektronische Funktionen ersetzte. Entweder war es am anderen Ende so laut, dass Falken-Beta Robert, der das grüne Team anführte, das Signal nicht wahrnahm, oder er hatte das JUST abgeschaltet. Es gab natürlich auch noch die Möglichkeit, dass der Funk gestört wurde, aber das wollte er gar nicht erst in Betracht ziehen. Von allen möglichen Alternativen gefiel ihm diese am allerwenigsten. Er schnitt eine leidende Grimasse und blickte dann seitlich unter der Veranda hervor. Als die Sonnenstrahlen auf die ungeschützte Haut trafen, schien sich glühendes Metall über sein Gesicht zu ergießen, und mit einem leisen Surren verengte sich die Blende des kybernetischen Auges. Augenblicklich schnitt ein langes, scharfes Messer in seinen Kopf.
    Scharf sog Corrigan die heiße Luft ein.
    Die Kernkompetenzen der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von United Industries lagen nun einmal bei Waffen und nicht bei Kybernetika - UI war nicht der Order of Technology, kurz 20T genannt. Vermutlich würde sein Arbeitgeber noch sehr lange forschen müssen, um menschliche Ersatzteile herzustellen, die ihren Träger nicht um den Verstand brachten…
    Der scharfe Schmerz in Corrigans Kopf ließ nach. Wolken waren nirgends zu sehen, und es sah nicht aus, als würden die Temperaturen bald erträglicher werden.
    Er hatte eine der Häuserruinen der verlassenen Kon-Stadt am Rande der Wüste als Treffpunkt ausgewählt, weil sie ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Frachthafen von Zamblian und den beiden Einsatzorten seiner kleinen Truppe lag. Zudem hatte sich in diesem Teil der Ruinenstadt in all der Zeit, in der sie sie aus dem Orbit beobachtet hatten, niemals jemand blicken lassen.
    Inzwischen wusste er auch, wieso: Kühlenden Wind gab es hier draußen nicht. Es wurde höchste Zeit, dass Team Grün eintraf, bevor Mensch und Beta unter der Veranda den Hitzetod starben.
    Corrigan seufzte leise und blickte auf die Zeitanzeige seines JUST.
    »Wo, bei allen Göttern, bleibt Team Grün? Was treiben die bloß so lange?«
    »Vielleich sin se tot.«
    »Garantiert nicht. Der Vogelmann und die Waschbärin sind zu feige, um zu sterben, und das Nashorn ist zu dumm dazu.«
    »Das is aber nich nett von dir, Chef«, murrte Floyd, aber Corrigan hatte keine Lust, mit dem Büffel-Beta über die Qualitäten der übrigen Mitglieder seiner Einheit zu diskutieren, denn er kannte sich selbst zu gut. An irgendeinem Punkt der fruchtlosen Debatte würde er ausrasten, und dann…
    … dann gnade ihm Gott. Oder ein anderes der transzendenten Wesen, an die Leute glaubten, um einen Schuldigen für Katastrophen benennen zu können.
    Wieder berührte er den Touchscreen.
    »Grün Leader, melde dich. Over.«
    Nichts.
    Er probierte einen anderen Kanal aus, aber auch von Becky kam keine Reaktion. Erst als er Jugga anfunkte, geschah etwas: Das Display flackerte im Takt dröhnender Geräuschfetzen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher