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Zeiteise in Technicolor

Zeiteise in Technicolor

Titel: Zeiteise in Technicolor
Autoren: Harry Harrison
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Indianern, die sich nicht am Kampf beteiligten.
    »Könnten Häuptlinge sein – ihre Kleidung ist mit Fuchsschwänzen verziert.«
    »Eher Medizinmänner«, meinte Barney. »Ich frage mich, was sie vorhaben.«
    Die Männer mit den Pelzen schienen nun die Kämpfer zu organisieren. Unter ihrer Anleitung liefen einige der Angreifer in den nahen Wald und kamen mit Ästen und Zweigen zurück.
    »Ob sie wohl versuchen, den Zaun einzurennen?« fragte Barney.
    »Schlimmer als das«, sagte Dallas. »Kennen diese Dorsets schon das Feuer?«
    »Ja. Jens sagte mir, daß man in den Ruinen ihrer Häuser Feuerstellen und Asche fand.«
    »Das hatte ich befürchtet«, erwiderte Dallas dumpf. Er deutete zum Fuß des Palisadenzaunes, wo die Indianer die Zweige aufhäuften.
    Die drohenden Speere und Äxte der Wikinger halfen nichts – der Stoß wurde immer höher. Kurze Zeit später löste sich ein Mann von der Gruppe der Anführer und lief mit einer brennenden Fackel durch die schreiende Menge. Wikingerspeere hagelten auf ihn nieder, aber sobald er nahe genug war, schleuderte er die Fackel im hohen Bogen auf das trockene Holz. Nadeln knisterten, und kleine Flammenzungen schlugen nach oben durch.
    »Ich kann dem Scherz jetzt ein Ende bereiten«, sagte Dallas und bückte sich, um eine der Stahlkisten zu öffnen.
    »Nein«, widersprach Ottar. »Sie wollen Kampf, wir kämpfen. Wir kümmern uns um das Feuer.«
    »Vielleicht – aber sie werden euch abschlachten.«
    »Wir schlachten auch«, sagte Ottar mit einem bösen Grinsen. »Und Barney will schöne Bilder von kämpfenden Indianern.«
    Barney zögerte, aber er konnte unmöglich die Bedeutung von Dallas’ kühlem Blick übersehen. »Natürlich will ich schöne Bilder«, sagte er. »Aber doch nicht auf Kosten von Menschenleben. Laß Dallas alles machen.«
    »Nein«, sagte Ottar. »Wir kämpfen für deinen Film.« Er lachte schallend. »Nicht so traurig dreinsehen, alter Freund, wir kämpfen auch für uns. Ihr seid bald fort, und wenn wir allein sind, sollen diese skrælling wissen, wie Nordmänner kämpfen.« Damit war er verschwunden.
    »Er hat recht«, meinte Dallas. »Aber wenn er in Schwierigkeiten gerät, sollten wir alles bereit haben, um ihm zu helfen.« Er öffnete die größte Kiste und holte einen wetterfesten Lautsprecher zusammen mit einer Rolle Isolierdraht heraus. »Ich baue ihn so weit weg wie möglich auf.«
    »Was ist das?«
    »Der Lautsprecher für meine Heule. Mal sehen, wie die Eingeborenen reagieren, wenn sie das hören.«
    Ottar hatte seine Männer am Tor versammelt. Die Frauen und die größeren Kinder verteidigten nun die Palisaden. Zwei Frauen standen bereit, um das Tor zu öffnen und gleich wieder zu schließen, und Barney erkannte mit Entsetzen Slithey. Er hatte geglaubt, sie sei sicher im Lager der Filmleute untergebracht. Er wollte sie warnen, doch im gleichen Moment hob Ottar die Axt, und seine Worte gingen im Geschrei der Wikinger unter, als sie ins Freie stürmten.
    Das war die Kampfesweise, die den Wikingern lag. Dicht nebeneinander jagten sie auf die Indianer zu. Die Überzahl der Dorsets spielte keine Rolle, denn sie konnten kaum etwas gegen diese Schlächter aus dem Norden tun, die sich hinter ihren Schildern versteckten. Ja, die Wikinger waren Schlächter, und ihre kurzen Schwerter und Äxte hieben erbarmungslos auf die Feinde ein.
    Die Indianer verteilten sich und flohen. Sie konnten nichts anderes tun. Doch dann, als ein Abstand zu den Feinden entstand, änderte sich das Kampfbild plötzlich. Schnelle Speere jagten in die Gruppe der Wikinger, und Pfeile knatterten gegen die Schilde. Ein Mann fiel, dann der nächste. Die Indianer erkannten, daß ihr Vorteil in der Entfernung lag, und sie ließen ihre Waffen sprechen. Die Wikinger konnten den Feind nicht mehr fassen – und sie waren nur im Nahkampf geübt. Es sah nicht gut für sie aus.
    »Dallas, es wird Zeit, daß wir eingreifen«, sagte Barney.
    »In Ordnung. Ich habe leider nur einen Kopfhörer, deshalb rate ich Ihnen, halten Sie sich die Ohren zu.«
    Barney wollte antworten, doch Dallas schaltete ein, und alle Geräusche wurden im Nu geschluckt. Ein jaulendes, wahnsinniges Geheule drang aus dem Lautsprecher, das einem in alle Knochen fuhr. Barney hielt sich die Ohren zu. Dallas nickte zufrieden und holte aus der anderen Kiste Nebel- und Tränengasbomben. Mit geübter Hand warf er sie über den Palisadenzaun. Das Sirenengeheule und die Bomben waren den Wikingern ebenso unbekannt wie den Indianern,
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