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Zeit für mich und Zeit für dich

Zeit für mich und Zeit für dich

Titel: Zeit für mich und Zeit für dich
Autoren: Fabio Volo
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Vieni avanti cretino, Zoolander, Borotalco oder den ersten Teil von Vacanze di Natale.
    [34]  Ich fragte ihn, wie es Sara gehe.
    »Wieder besser. Jeden Monat das Gleiche… Hör mal, ich hab Hunger. Hast du irgendwas zu beißen, während wir kochen?«
    »Guck mal im Kühlschrank. Da ist Aufschnitt und Käse, wenn du magst.«
    Nicola setzte sich an den Tisch und aß Schinken und Mozzarella.
    »Wie schaffst du es, dass dein Kühlschrank immer so gut gefüllt ist? Wann hast du bloß Zeit, einkaufen zu gehen?«
    »Auf dem Nachhauseweg vom Büro. Ich sag dir tschüss, dann gehe ich los und kaufe ein.«
    »Beneidenswert. Ich sag dir tschüss, gehe los und trinke irgendwo einen Aperitif. Weißt du, dass dieser Risotto mein erstes warmes Essen seit einer Woche ist? Seit Tagen halte ich mich nur mit Knabberzeug, Bier und Fritten auf den Beinen.«
    Sein Handy klingelte, er antwortete mit vollem Mund und ging zum Telefonieren auf die Terrasse.
    Vorher fragte ich ihn noch: »Willst du den Risotto lieber mit Safran oder ai quattro formaggi ?«
    » Ai quattro formaggi? Was ist denn mit dir los, bist du wieder gesund?«
    »So gut wie.«
    »Safran-Risotto wäre mir lieber, aber ich bin froh zu sehen, dass du Fortschritte machst.«
    »Langsam, aber sicher geht’s besser.«
    Risotto ai quattro formaggi war ihre Spezialität. Niemand konnte das so gut kochen wie sie. Auch kein [35]  Restaurant. Bei uns gab es immer Risotto ai quattro formaggi und hinterher Tiramisù. Ich hatte es nicht mehr gekocht oder gegessen, seit sie mich verlassen hatte. Darum war Nicola so verwundert.
    Als er wieder reinkam, sagte ich: »Du und dein Telefon. Seit du mit Sara zusammen bist, benimmst du dich wie ein Fünfzehnjähriger.«
    »Wir haben über dich gesprochen. Ich muss dir was sagen, aber… ich weiß nicht. Sara meint, ich hätte es dir längst sagen sollen.«
    »Ist sie schwanger?«
    »Nein, nein, es hat nichts mit uns zu tun. Eher mit dir… also, nicht direkt, aber…«
    »Du und Sara, ihr sprecht über mich, hinter meinem Rücken? Über Dinge, die mich betreffen? Ich weiß nicht, ob ich dir das verzeihen kann.«
    »Keine Panik, du bist und bleibst mein bester Freund. Egal, ich muss dir was sagen. Ich versuch’s schon seit Tagen, aber ich weiß nicht, wie du es aufnehmen wirst, darum habe ich auf den richtigen Moment gewartet. Jetzt, da wir den Auftrag abgeschlossen haben, will ich es dir nicht länger verheimlichen. Vielleicht haut es dich ja gar nicht um, vielleicht interessiert es dich ja nicht mal.«
    »Jetzt red nicht länger drum herum, sag’s mir einfach.«
    »Sie… also die, deren Namen ich nicht mehr aussprechen darf, seit ihr euch getrennt habt…«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie wird in sechs Wochen heiraten.«

[36]  Ein Kind
    Die erste Bar meines Vaters hatte von vormittags bis nachts geöffnet. Man musste also unter anderem lernen, wie man mit betrunkenen Gästen umgeht. Darum legte er sich jeden Mittag nach dem Essen ein wenig hin. Wir mussten dann in der Wohnung ganz leise sein und uns langsam und sachte bewegen: Messer und Gabeln wurden vorsichtig in die Schublade gelegt, die Teller lautlos zurück in den Schrank gestellt, die Stühle sorgsam verrückt, wenn man aufstand. Der Fernseher lief leise hinter der geschlossenen Küchentür, und wir unterhielten uns im Flüsterton, um Vater nicht zu stören. Nur ein einziges Mal war ich übermütig und habe ihn geweckt. Mit zerzausten Haaren und in Unterhosen trat er in die Küche und wies mich zurecht. Ich habe mich nie wieder so angestellt. Ich war mit meinem Vater nicht so vertraut wie mit meiner Mutter, deshalb fürchtete ich mich vor ihm, wenn er mit mir schimpfte. Wenn meine Mutter »Schluss jetzt« sagte, dann konnte ich immer noch ein bisschen weitermachen, und sie musste es noch mal sagen. Bei meinem Vater reichte ein Mal, und ich hörte sofort auf. Meine Mutter unterstützte die väterliche Autorität, indem sie mir oft drohte: »Wehe, wenn Papa nach Hause kommt, dann kannst du was erleben…«
    [37]  Eines Tages erfuhr mein Vater, dass in einer besseren Wohngegend der Stadt eine Bar zum Verkauf stand, eine Kaffeebar mit einem guten Kundenstamm und Schwerpunkt auf dem Frühstücksgeschäft, die in den frühen Morgenstunden öffnete und abends schon um sieben schloss: das Gegenteil also von der bisherigen. Die Veränderung reizte meinen Vater, und außerdem versprach diese Bar fast doppelt so hohe Tageseinnahmen. So entschloss er sich, es zu wagen, und wir zogen in ein
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