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Zeit der Finsternis

Zeit der Finsternis

Titel: Zeit der Finsternis
Autoren: Tanja Rauch
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allein die Loyalität zu ihm.

"Denkt noch nicht einmal daran, ihr auch nur ein Haar zu krümmen! Sonst reiße ich euch die Kehle raus!" Damians wütende Stimme zerschnitt die Luft.
Sofort fuhren unsere Köpfe herum und wir senkten alle drei den Blick. Er war auf seinem Balkon erschienen und hatte die Szene mit angesehen. Anscheinend war Margaretha sehr wertvoll für ihn, denn er funkelte die beiden Wachen zornig an.
Sein Blick fiel auf mich.
"Julian, mein treuer Freund! Wie ich sehe warst du erfolgreich. Bring unseren Gast doch bitte in den roten Salon.", rief er mir zu und verschwand im nächsten Moment wieder in seinem Zimmer.
Ich fasste Margarethas zierlichen, weißen Oberarm und zog sie die Stufen in die Burg hinauf. Sie folgte mir, ohne eine Miene zu verziehen.

Die schwere Eichentür knarrte, als ich sie öffnete und mit Margaretha eintrat. Der rote Salon machte seinem Namen alle Ehre. Die Vorhänge waren aus dunkelrotem Brokat und mit goldfarbenen Kordeln umwickelt. Der gewebte Teppich hatte die Farbe von frischem Blut und die prunkvollen Stühle hatte man mit Stoff in derselben Farbe bezogen. Damian hatte ein Faible für stilvolle Einrichtung und dank seines Einflusses und seiner Stellung auch die entsprechenden Mittel dafür.

Margaretha stand in der Mitte des Raumes und rührte sich nicht. Sie befand sich immer noch unter meinem Einfluss und ich hatte ihr befohlen, einfach stehen zu bleiben und abzuwarten.
Damian betrat den Raum und musterte sie von Kopf bis Fuß. Er sagte kein Wort, sondern trat näher an sie heran und sog den blumigen Duft ein, den ihre Poren verströmten. Sein Gesicht glitt an ihrer Wange hinunter zu ihrem Hals und verharrte an ihrem Schlüsselbein.
Ich wagte es nicht, mich zu bewegen oder etwas zu sagen. Eingeschüchtert von dem blutrünstigsten aller Vampire wartete ich auf weitere Befehle.
Damian hob indes den Kopf und wandte sich zu mir um. Unsere Blicke trafen sich und ich atmete geräuschvoll ein. Das was jetzt kam, kannte ich bereits.

"Schade schade, was für eine Verschwendung...so ein wunderschönes Mädchen..." Er machte eine Pause und schüttelte langsam den Kopf. Das war typisch für Damian. Er liebte die Dramatik und spielte allen gern vor, dass er für manche seiner Opfer eigentlich Mitgefühl empfand.
Ich war es so leid! Am liebsten wäre ich ihm in diesem Moment an Kehle gesprungen, hätte sie ihm zerfetzt und wäre dann mit Max und Margaretha geflohen.
Doch die bittere Realität verlangte etwas anderes von mir.
"Julian," sagte Damian nur, "du weißt was du zu tun hast?"
Ich seufzte tief und nickte. Widerstrebend machte ich einen Schritt auf die arme Margaretha zu und legte ihr eine Hand in den Nacken.
Ich schloss die Augen und zögerte einen Moment, es zeriss mir das Herz, dass ich ein unschuldiges Mädchen töten musste. Es war nicht das erste Mal, doch es fühlte sich diesmal mehr als nur falsch an. Jede Faser meines Körpers sträubte sich dagegen.

"Julian?!", hörte ich Damians scharfe, ungeduldige Stimme hinter mir.
Ich öffnete die Augen. Margaretha stand immer noch still da und verzog keine Miene.
Im nächsten Moment rammte ich ihr meine scharfen Zähne ins Fleisch. Wenige Sekunden später floss ihr warmes, süßes Blut in meine Kehle.
Ich schluckte und trank, bis kein Tropfen mehr übrig war und ihr lebloser Körper schlaff in meine Arme sackte. Tränen liefen mir über die Wangen und vermischten sich mit ihrem Blut, das an meinem Mund klebte.
Reiß dich zusammen Julian!, wies ich mich gerade in Gedanken zurecht, als ich hinter mir ein ersticktes Flüstern vernahm.
"Nein...Margaretha..Nein!"
Vor Schreck ließ ich Margarethas toten Körper zu Boden fallen und wirbelte herum.

Ich blickte in Max´ ungläubige Augen, seine Lider waren weit aufgerissen und sein ganzer Körper bebte. Er war kreidebleich, hatte den Mund zu einem Schrei geöffnet - doch er blieb stumm!
"Max, was...?" Ich kam nicht dazu, meine Frage zu Ende zu formulieren, denn da fiel mir Damian ins Wort: "Nun Max, wie fühlt es sich an - verraten zu werden?", rief er und grinste diabolisch.
Ich war verwirrt und begriff nicht, was da gerade geschah.
Max´ Miene war wie versteinert, er hatte die Zähne zusammengebissen und sein Kiefer zitterte.
"Es fühlt sich an, als würde man ein Messer in den Rücken gerammt bekommen - nicht wahr?", bohrte Damian weiter, "Ich weiß von deinen Plänen - Julian hat mich aufgeklärt...und da dachte ich - warum nicht Gleiches mit Gleichem vergelten."
Max richtete
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