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Zauber der Begierde

Zauber der Begierde

Titel: Zauber der Begierde
Autoren: Karen Marie Moning
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würde, um diesen Platz zu behalten.
    Beinah haßte sie ihn
dafür. Sie wußte, daß sie sich selbst dafür haßte. Er
sollte mir gehören, dachte sie. Sie beobachtete ihn, wie er durch den
großen Raum zu dem Fenster schritt, das sich zwischen zwei kannelierten
Granitsäulen öffnete, die zwanzig Fuß über ihrem Kopf in einem hohen Bogen
zusammentrafen. Esmeralda lächelte höhnisch hinter seinem Rücken. Wie dumm,
solche großen, ungeschützten Öffnungen in einer Festung, oder arrogant. Aber
warum sich den Kopf zerbrechen, wenn man in einem massiven Bett mit Gänsedaunen
liegen und durch den rosafarben schimmernden Bogen einen samtenen Himmel,
gespickt mit funkelnden Sternen, betrachten konnte?
    Sie hatte bemerkt, daß
er vorhin in diese Richtung geblickt hatte, während er sie genommen und mit
dieser steinharten Männlichkeit, die nur er besaß, in ihrem Blut ein bodenloses
Verlangen entfacht hatte. Wimmernd hatte sie unter ihm die größte Ekstase ihres
Lebens erfahren, und er hatte dabei aus dem Fenster gesehen - als ob er allein
gewesen wäre.
    Hatte er die Sterne
gezählt?
    Hatte er im Kopf obszöne
Liedchen intoniert, um nicht vornüber zu fallen und einzuschlafen?
    Sie hatte ihn verloren.
    Nein, Esmeralda schwor
es sich, sie würde ihn nie verlieren.
    »Hawk?«
    »Mmh?«
    Zärtlich fuhr sie mit
zitternden Fingern über das lavendel- farbene Seidenlaken. »Komm zurück ins
Bett, Hawk.«
    »Ich habe heute keine
Ruhe, Süßes.« Er spielte mit dem Stiel einer großen, hellblauen Blüte. Noch vor
einer halben Stunde hatte er ihre taugetränkten Blätter über ihre seidige Haut
gleiten lassen.
    Esmeralda zuckte
zusammen bei seinem offenen Eingeständnis, daß er noch Überschuß an Energie
hatte. Ermattet und befriedigt konnte sie sehen, daß sein Körper immer noch vom
Kopf bis in die Zehen ruhelos vor Kraft strotzte. Wel- eher Art von Frau - oder
wie vieler - bedurfte es, um diesen Mann vollends befriedigt einschlummern zu
lassen?
    Mehr Frauen als sie,
und, bei den Göttern, wie weh ihr das tat.
    Hatte ihre Schwester ihm
größere Befriedigung verschafft? Ihre Schwester, die sein Bett gewärmt hatte,
bis Zeldie einen Weg gefunden hatte, ihren Platz einzunehmen.
    »Bin ich besser als
meine Schwester?« Bevor sie es verhindern konnte, waren ihr die Worte
entschlüpft. Sie biß sich auf die Lippe und erwartete bang seine Antwort.
    Ihre Worte zogen seinen
verhangenen Blick fort von der sternenklaren Nacht, ließen ihn durch das
großzügig bemessene Schlafzimmer gleiten, bis seine Augen schließlich auf der
schmollenden Zigeunerin mit dem rabenschwarzen Haar ruhten. »Esmeralda«,
tadelte er sie sanft.
    »Also?« Ihr heiserer Alt
bekam einen aggressiveren Ton.
    Er seufzte. »Wir hatten
diese Unterhaltung doch schon früher-«
    »Und du hast mir nie
geantwortet.«
    »Hör auf, dich zu
vergleichen, Süße. Du weißt doch, daß es dumm ist...«
    »Wie könnte ich damit
aufhören, wenn du mich mit hundert, wenn nicht sogar tausend anderen
vergleichen kannst, sogar mit meiner Schwester?«
    Ihre wohlgeformten
Augenbrauen zogen sich finster über den blitzenden Augen zusammen.
    Sein dröhnendes Lachen
erfüllte den Raum. »Und mit wie vielen vergleichst du mich, bezaubernde
Esmeralda?«
    »Meine Schwester kann
nicht so gut gewesen sein wie ich. Sie war ja fast noch eine Jungfrau.« Beinahe angeekelt spuckte sie das Wort
aus. Das Leben war viel zu unwägbar, als daß die Jungfräulichkeit bei ihrem
Volk als wertvoller Besitz gelten konnte. Die Lust, mit all ihren Facetten,
hatte in der Kultur der Zigeuner einen hohen Stellenwert.
    Warnend hob er eine
Hand. »Hör auf. Sofort.«
    Aber sie konnte nicht.
Die giftsprühenden Worte ihrer Anklage sprudelten schnell und wutschnaubend dem
einzigen Mann entgegen, der jemals ihr heidnisches Blut zum Singen gebracht
hatte, denn die Langeweile, die er zwischen ihren Schenkeln empfand, war an
diesem Abend wie in Granit auf sein makelloses Gesicht gemeißelt worden. In
Wahrheit war das schon seit vielen Abenden der Fall.
    Stillschweigend ertrug
er ihren Wutausbruch, und als ihre Zunge endlich schwieg, wandte er sich wieder
zum Fenster. Das Geheul eines einsamen Wolfes zerriß die Nacht, und in ihrem
Inneren erklang ein Schrei, der ihm antwortete. Sie wußte, das Schweigen des
Hawk war sein Lebewohl. Tief getroffen von Ablehnung und Erniedrigung, lag sie
bebend in seinem Bett - in dem Bett, in das er sie nie wieder einladen würde.
    Sie würde töten für ihn.
    Und genau das war
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