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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)
Autoren: Jermaine Jackson
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die er ertragen musste, bedeutete das endlich die Würde und Ehre, die ihm gebührte. Ich ging mit Randy vorne, Jackie und Marlon befanden sich in der Mitte, gefolgt von Tito, der mit zwei Sargträgern des Beerdigungsinstituts am Ende schritt. Dann vernahmen wir unser Zeichen, denn der Gospelchor, der neben einem dorthin projizierten Bild von Kirchenfenstern stand, durch die Sonnenstrahlen einfielen, begann „We Are Born To See The King“ zu singen. Während wir langsam dahinschritten, schaute ich nach vorne und sah das Ziel – eine lichtüberflutete Plattform, umgeben von Blumen, in deren Mitte wir den Sarg aufbahren würden. Ich fixierte die Stelle. Als uns die Trauergäste sahen, begrüßten sie meinen Bruder mit Beifall und Rufen. Ein Blitzlichtgewitter setzte ein – bis hinauf zu den durch Glas abgetrennten VIP-Bereichen.
    Mr. Gordy betrat als Erster die Bühne, um die Trauerrede zu halten und seinem „erstklassigen Studenten“ aus der „Motown-Universität“ Respekt zu zollen. Während so viele Freunde und Künstler ihre Reden hielten, fühlten wir alle, wie Michaels Geist die riesige Arena erfüllte. Als die Menschen sich an „Billie Jean“, „Thriller“ und seinen Moonwalk erinnerten, musste ich bei dem Gedanken an einem Jungen lächeln, der einen Stift durch zwei Quaker-Oats-Kartons steckte, „Climb Ev’ry Mountain“ sang und damit seine Schule zum Tanzen brachte. Der Ruhm und das ganze Geld hatten seine Seele nicht verändert, nur die Menschen, die ihn anders behandelten. Er schenkte uns so viele gute Taten, Taten, die viel größer waren als sein Superstar-Status, und er lebte ein Leben, an dem wir uns ein Beispiel nehmen sollten: Michael lebte seine Wahrheit, ließ sich nicht von den Meinungen anderer abschrecken, war immer höflich und zuvorkommend und vertraute auf Gott. Ich hörte Mutters Stimme aus unseren Kindertagen: „Geht es Michael gut?“ Ja, Mutter. Michael geht es jetzt gut. Ihm geht es jetzt besser als jemals zuvor.
    Vor den „This Is It“-Konzerten hatte mein Bruder eine Reise nach Vevey in der Schweiz geplant, um einige Zeit mit der Chaplin-Familie zu verbringen. Er wollte Prince, Paris und „Blanket“ mitnehmen, um ihnen alles von der Legende zu zeigen, die ihn so sehr inspiriert hatte. Niemand liebte „Smile“, den Song, den Charlie Chaplin komponierte, mehr als Michael. Wir einigten uns zuerst darauf, dass keiner aus der Familie bei den Gedächtnisfeierlichkeiten auftreten sollte, doch Michael und ich besuchten Vevey zu unterschiedlichen Zeiten und schwärmten von diesem Erlebnis. So erklärte ich Mutter: „Ich weiß, dass wir nicht auftreten wollten, doch ich muss auf die Bühne gehen …“
    Sie meinte: „Baby, wenn du etwas für deinen Bruder tun möchtest, ist jetzt die Zeit dafür gekommen.“
    Während der Proben fühlte ich mich stark. Aber als ich kurz vor dem Auftritt stand, schwand meine Kraft. Die Gefühle überwältigten mich. Doch im Backstage-Bereich erinnerte mich jemand daran, dass man Michaels Bild hinter mich projizieren wollte – mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln auf den Lippen. Ich würde in seinem Schatten singen, vor seinem Sarg. Ich musste ihn stolz machen. Ich hasse das In-Ear-Monitoring, doch zu diesem Anlass nutzte ich es. Dadurch merkte ich, dass etwas nicht stimmte, denn der Empfang war gestört, ähnlich wie bei einer schlechten Handy-Verbindung. Darum schaute ich beim Auftritt für den Bruchteil einer Sekunde zur Seite und lege eine Hand auf mein Ohr. Ich wusste nicht, dass im Stadium keine Musik zu hören war, und so begann ich a cappella zu singen, woraufhin dann die Band die Pause überbrückte, bis der Background-Track wieder abgespielt wurde. Ich spürte, wie mich die Gefühle überwältigten, und darum vergaß ich wohl auch einen Teil des Textes, aber uns wurde beigebracht weiterzumachen, und so riss ich mich zusammen und beendete den Song. Als das Publikum applaudierte, warf ich meine Rose auf Michaels Sarg. In dem Moment stürzte die erbarmungslose Realität auf mich ein – es war das letzte Mal, dass wir uns eine Bühne teilten. Während unserer Zeit als Jackson 5 meinte Michael oft, dass er sich daran gewöhnt habe, nach links zu schauen und mich zu sehen. Wenn meine Brüder und ich jetzt die Musik von damals singen oder ein Stück von Michael, hat das eine heilende Wirkung. Die Lücke, die klaffende Wunde wird immer bleiben, doch wir fühlen uns in seiner Nähe.

    Nach den öffentlichen Pflichtveranstaltungen
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