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Yoga-Anatomie

Yoga-Anatomie

Titel: Yoga-Anatomie
Autoren: Amy Leslie u Matthews Kaminoff
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Erster Patañjali formulierte und wie es Reinhold Niebuhr in seinem berühmten Gelassenheitsgebet nachempfand. 1 Durch das Praktizieren lernen wir, zwischen Dingen zu unterscheiden (swadhyaya), die wir ändern können ( tapah ) und solchen, die wir nicht ändern können ( isvara pranidhana ).
    Ist das nicht ein hervorragender Grund, im Zusammenhang mit Yoga die Anatomie zu studieren? Wir wollen wissen, was in uns ist, damit wir verstehen können, warum manche Dinge relativ leicht zu ändern sind, während es bei anderen so schwierig scheint. Wie viel Energie sollten wir darauf verwenden, unseren eigenen Widerstand zu überwinden? Wann sollten wir lieber daran arbeiten, uns in etwas zu fügen, was wahrscheinlich nicht veränderbar ist? Beides ist mühsam. Denn sich zu fügen, ist ein Willensakt. Dies sind nicht enden wollende Fragen, deren Antworten sich mit jedem Tag zu ändern scheinen – und genau deshalb müssen wir sie immer wieder stellen.
    Ein paar anatomische Kenntnisse sind bei diesem Unterfangen hilfreich, besonders wenn wir das Thema Atmung in unsere Forschungen miteinbeziehen. Was macht den Atem zu einem derart fähigen Yoga-Lehrer? Die Atmung ist von zwiespältiger Natur, denn sie ist einerseits willkürlich, andererseits unwillkürlich und versinnbildlicht so die ewige Frage danach, was wir steuern oder ändern können und was nicht. Wir alle stehen irgendwann vor dieser persönlichen und doch universellen Frage, wenn wir uns weiterentwickeln wollen.
Willkommen in meinem Laboratorium
    Yoga gibt dem Anatomiestudium einen Beziehungsrahmen, der auf der Frage gründet, wie sich die Lebenskraft selbst durch Bewegungen des Körpers, des Atems und des Geistes ausdrückt. Die uralte Metaphernsprache des Yoga hat sich durch anatomische Experimente von Millionen von Forschenden während Tausenden von Jahren gebildet. All diese Forschenden benutzten das gleiche Labor: den menschlichen Körper. Ziel dieses Buches ist es, eine Führung durch dieses Laboratorium anzubieten, die erklärt, wie die Gerätschaften funktionieren und welche Versuchsanordnungen einen Erkenntnisgewinn versprechen. Statt genauer Anleitungen für eine bestimmte Yoga-Richtung möchte ich solide Grundkenntnisse vermitteln, die der Ausübung aller Arten von Yoga zugrunde liegen.
    Da es beim Yoga auf das Zusammenwirken von Atem und Wirbelsäule ankommt, werden wir diesen Systemen besondere Beachtung schenken. Indem alle anderen Körperstrukturen bezüglich ihres Verhältnisses zu Atem und Wirbelsäule untersucht werden, wird Yoga zur Grundlage für das Verständnis der Anatomie. Außerdem würdigen wir die yogische Sichtweise der dynamischen Verbundenheit, indem wir eine reduktionistische Analyse der Haltungen und eine Aufzählung ihrer Vorteile vermeiden.
Alles, was wir brauchen, ist da
    Die alten Yogis waren der Ansicht, dass wir drei Leiber besitzen: einen physischen, einen astralen und einen kausalen. So gesehen ist die Yoga-Anatomie ein Studium der feinen Energieströme, die durch die Schichten oder »Hüllen« dieser drei Leiber fließen. Es geht in diesem Buch nicht darum, diese Ansicht zu untermauern oder infrage zu stellen. Aber ich möchte Ihnen als Leser dieses Buches die Vorstellung nahebringen, dass Sie einen Geist und einen Körper besitzen, der ein- und ausatmet und sich in einem Gravitationsfeld bewegt. Und so können Sie unermesslichen Nutzen aus einem Lernprozess ziehen, der Sie dazu befähigt, klarer zu denken, leichter zu atmen und sich effizienter zu bewegen. Das ist unser Ausgangspunkt und gleichzeitig die grundlegende Definition des Yoga-Praktizierens: die Integration von Geist, Atem und Körper.
    Eine weitere alte Weisheit sagt uns, dass die Hauptaufgabe beim Yoga-Praktizieren darin besteht, Blockaden zu lösen, die dem natürlichen Funktionieren unseres Organismus im Wege stehen. Das mag einfach klingen, widerspricht jedoch der weitverbreiteten Ansicht, dass unsere Probleme auf einem Mangel an etwas beruhen. Durch Yoga können wir lernen, dass alles, was wir für Glück und Wohlbefinden brauchen, in unserem System bereits vorhanden ist. Wir müssen nur einige der Blockaden identifizieren und beseitigen, die die naturgegebenen Kräfte in ihrem Wirken behindern, »wie ein Bauer, der einen Damm ansticht, damit Wasser dort auf das Feld fließen kann, wo es gebraucht wird« 2 . Diesen Ausspruch darf sich jeder zu Herzen nehmen, egal wie alt, schwach oder unflexibel er ist: solange es Atem und Geist gibt, kann es auch Yoga
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