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Yakuza Flowers

Yakuza Flowers

Titel: Yakuza Flowers
Autoren: Angelika Murasaki
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dass Kira das Thema wechselte und kaum hatte er es erwähnt, da meldete sich auch der Jetlag, den Vincent seit ein paar Stunden immer deutlicher spürte. Im Flugzeug hatte er vor Aufregung nicht wirklich schlafen können.
    „Ein paar Stunden Schlaf wären sicherlich nicht verkehrt, obwohl es besser wäre, mich an den hiesigen Tagesrhythmus anzupassen.“ Vincent erhob sich und folgte Kira in ein hübsches und sehr ordentliches Gästezimmer. Irgendwie kam es ihm verkehrt vor, dass er hier untergebracht wurde. Andererseits konnte es sein, dass die Haushälterin von Kiras Vorlieben nichts wusste und Kira darum Rücksicht auf sie nahm. Er hätte fragen können, aber er tat es nicht, denn das Bett sah sehr verlockend aus und sein Körper gierte regelrecht nach Schlaf. Nun, wo er wieder hoffen konnte, dass alles gut werden würde, griff er nach Kiras Arm und zog ihn an sich. Sein Arm lag fest um die Taille des anderen Mannes und Vincents Augen glitten über die androgynen Züge.
    „Du hast mir gefehlt.“ Vincents Stimme klang rau und obwohl die Müdigkeit an seinen Nerven zerrte, konnte er nicht anders als Kira zu küssen. Sein Mund presste sich auf die fremden Lippen, die er vor über zwei Monaten das letzte Mal hatte schmecken dürfen. Nach so langer Zeit wurde der Kuss schnell intensiv und Kiras Finger vergruben sich in Vincents Schulter, doch dann zog er den Kopf zurück.
    „Du hast mir auch gefehlt“, erwiderte Kira atemlos und leckte sich über die Lippen, was Vincent flüchtig lächeln ließ. „Aber du solltest dich jetzt ausruhen. Später haben wir noch alle Zeit der Welt.“ Natürlich hatte Kira recht, aber Vincent fiel es trotzdem schwer, ihn aus seinem Arm zu lassen. „Ich werde dich zum Abendessen wecken.“ Nach diesen Worten blieb Vincent alleine im Gästezimmer zurück.
               
    Vincent schlief wie ein Stein und fühlte sich danach auch wirklich besser. Wie versprochen weckte ihn Kira zum Abendessen. Gemeinsam gingen sie ins Tatamizimmer. Der Raum war ganz traditionell eingerichtet, was vor allem ‚sparsam‘ bedeutete. Der Boden war mit Reisstrohmatten ausgelegt und durfte ebenfalls nur auf Strümpfen betreten werden. Ansonsten gab es ein Rollbild in der Nische, unter welcher ein Ikebana-Gesteck stand, und an der gegenüberliegenden Wand ein Schränkchen. In der Mitte des Raums stand ein niedriger Esstisch, mit zwei Sitzkissen davor. Vincent ließ sich etwas ungeschickt nieder und sah sich neugierig um.
    „Ich hatte angenommen, dass alle Zimmer im Haus modern eingerichtet wären.“ Diese kühle Ordnung ließ etwas Sehnsucht nach der leichten Unordnung seiner eigenen Wohnung aufkommen.
    „In vielen japanischen Häusern gibt es noch heute ein Zimmer, das ganz traditionell eingerichtet ist“, erklärte Kira, während die Haushälterin das Essen auftrug. Wunderbare, dekorativ angerichtete Speisen, die nicht nur exotisch rochen, sondern auch so aussahen. Vincent war sich nicht sicher, ob er alles kannte, was auf dem Tisch landete.
    „So ganz kommen wir von den alten Traditionen nicht los“, fügte er noch an, als die Haushälterin sich mit einer kleinen Verneigung verabschiedete und sie dann alleine ließ. Für Sekunden trat zwischen den beiden Männern Stille ein. Vincent konnte regelrecht spüren, wie sich Intimität zwischen ihnen aufbaute. Es passierte wie von selbst und ganz natürlich, ohne, dass sie sich darum bemühen mussten. Er senkte den Blick und merkte kaum, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen.
    „Vincent?“ Kiras Stimme war sanft und brachte Vincent dazu aufzublicken. Er musste durchatmen.
    „Ich war nicht sicher, ob du mich mit offenen Armen empfangen würdest“, platzte es aus Vincent heraus, der den ganzen Flug über wie auf glühenden Kohlen gesessen hatte. Aber hier, in diesem malerischen Haus, war die Unruhe vergessen. „Und jetzt sitze ich hier vor dir und ich kann es nicht wirklich fassen, nicht, dass ich hier bin, sondern …“ Ihm fehlten die Worte und Vincent suchte verzweifelt nach ihnen. „Wahrscheinlich habe ich befürchtet, dass die Gefühle, die wir in London füreinander hatten, abgekühlt sein könnten. Doch jetzt, wo ich dich ansehe, weiß ich, dass dieser Gedanke Unsinn war.“ Vincent kam sich unbeholfen vor, während er das sagte, aber es lag ihm wie ein glühender Stein auf der Seele. Es musste einfach ausgesprochen werden.
    Der Anfang ihrer Beziehung war nicht gerade einfach gewesen, nicht nur weil Kira für Vincent der
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