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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
Autoren: Ross Thomas
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neununddreißig Jahre alten Gärtner aus Mexiko, der auch die Hunde dressiert hatte. Er war es gewesen, der sie auf das Handzeichen abgerichtet hatte, das er dann Piers als nützlich empfahl und beibrachte. Obwohl die Hunde zwölf Morgen weitgehend zur freien Verfügung hatten, zogen sie es vor, im geschlossenen Sechserrudel umherzustreifen. Piers hatte noch einen Mexikaner eingestellt, Angel Torres, neunzehn, der nicht nur Garfías im Garten helfen, sondern auch die Hundescheiße einsammeln sollte.
    Der Rest von Piers’ Haushalt bestand aus einem englischen Butler, einem Koreaner, der als kombinierter Leibwächter-Chauffeur fungierte, einer österreichischen Haushälterin aus Wien, zwei jungen mexikanischen Mädchen, die illegal im Lande waren, und einem Koch, der vorgab, Franzose zu sein, aber in Wahrheit aus der Schweiz stammte. Das Personal war mit Ausnahme des Butlers und Fausto Garfías’ auf den Tagesablauf von Piers’ Frau, Lace Armitage, programmiert, die selten vor elf aufstand, es sei denn sie drehte gerade einen Film, was sie in den letzten sieben Monaten aber nicht mehr getan hatte.
    Der Butler, der gern früh aufstand, weil er die kalifornischen Sonnenaufgänge immer noch bezaubernd fand und ohnehin an Schlaflosigkeit litt, hieß Styles Whitlock, war vierundvierzig und Engländer. Er stammte aus Islington und hatte auf der Universität von Warwick mit Stipendium seinen Diplom-Ingenieur gemacht, 1960 war er in die Staaten ausgewandert – im Zuge dessen, was er gern den »geistigen Aderlaß« nannte – und hatte in Los Angeles am Raumfahrtprogramm mitgearbeitet, bis dort in den Siebzigern das Geld knapp wurde und er zu den ersten gehörte, die gefeuert wurden, weil er bestenfalls ein mittelmäßiger Ingenieur gewesen war.
    Nach einem weiteren halben Jahr hatte Whitlocks amerikanische Ehefrau seinen Daueraufenthalt vor dem häuslichen Fernseher satt, heuerte einen gerissenen Anwalt an, beantragte die Scheidung und erleichterte Whitlock um seinen letzten Cent. Er fuhr daraufhin eine Zeit lang lustlos Taxi und gab schließlich in letzter Verzweiflung im Hollywood Reporter eine Anzeige auf: »Erfahrener englischer Butler für Partys verfügbar«. Weil er lang gewachsen und zurückhaltend war und ein Englisch sprach, das seine Klientel für kultiviert hielt, hatte er bald mehr Arbeit, als er meistern konnte.
    Als Randall Piers 1973 Lace Armitage heiratete und das Paar ins neue Haus in Malibu einzog, wurde Styles Whitlock Piers’ Hochzeitsgeschenk an die Braut. Piers zahlte Whitlock fast soviel, wie er einem halbwegs begabten Ingenieur gezahlt hätte, war aber nach einigen technischen Fachgesprächen mit dem Engländer immer erleichtert, ihn nur als Butler engagiert zu haben.
    Whitlock wartete auf Piers vor dem riesigen Raum, der vom Architekten als Bibliothek entworfen worden war, von Piers als Büro benutzt und vom Butler beharrlich »Arbeitszimmer des Herrn« genannt wurde.
    »Der Kaffee steht auf Ihrem Schreibtisch, Sir.«
    »Danke«, sagte Piers. »Ist Mr. Ebsworth schon da?«
    »Gerade eingetroffen, Sir.«
    Piers nickte und schickte sich an, den Raum zu betreten, hielt aber kurz inne. »Jemand soll eine Kaffeekanne kaufen«, sagte er. »Eine von diesen großen, altmodischen, die eine Gallone Kaffee fassen und aus gefleckter Emaille sind. Blau und weiß. Man bekommt sie vermutlich bei Sears.«
    Whitlock nahm die Anweisung mit jenem ernsten Nicken entgegen, das er stundenlang vor dem Spiegel eingeübt hatte, nachdem er das Nicken englischer Butler in alten Filmen vor dem Fernseher studiert hatte. Die Serie Upstairs, Downstairs hatte sich als wahre Fundgrube an Informationen für angehende Butler erwiesen. Whitlock hatte sich jede Folge mindestens dreimal angesehen und oft Notizen gemacht.
    Als Piers sein Bibliotheksbüro betrat, sparte er sich das »Guten Morgen« an den neunundzwanzig Jahre alten Juristen mit dem gesträhnten blonden Haar, den wachsamen blauen Augen und dem dünnen, skeptischen Mund, der auf Piers immer wirkte, als wolle er vor einem Unheil warnen. Der Jurist hieß Hart Ebsworth und hatte das Examen an der Universität von Chicago als Zweitbester seines Semesters abgelegt. Er war seit fast fünf Jahren Piers’ Bevollmächtigter und rechte Hand und hatte überhaupt nichts dagegen, morgens um sieben zur Arbeit zu erscheinen, da Piers ihm fast 76000 Dollar im Jahr zahlte.
    Ebsworth hätte auch in die Anwaltskanzlei seines Onkels in Chicago eintreten können, ein zwar trockener, aber
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