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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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Widerstand leisten, wie vor mehreren Jahren überwältigen. Wir wollen Ihnen und Ihren Soldaten keinen Schaden zufügen. Unser Ziel wird es sein, Saddam Hussein und seine beiden Söhne zu entmachten. Wenn Sie keinen Schaden erleiden wollen, sollten Sie Ihre Panzer und sonstigen gepanzerten Fahrzeuge in Formation aufstellen und aufgeben. Entfernen Sie sich. Sie und Ihre Soldaten sollten nach Hause gehen. Nach dem Regimewechsel in Bagdad können Ihre und andere irakische Einheiten wiederaufgebaut werden.
    Es überrascht nicht, dass viele irakische Offiziere die Anweisungen befolgten, die sie vom amerikanischen Oberkommando per E-Mail über das geheime irakische Netz erhalten hatten. Bei ihrem Vormarsch stellten die amerikanischen Truppen fest, dass viele irakische Einheiten ihre Panzer fein säuberlich außerhalb ihrer Stützpunkte in Reihen aufgestellt hatten, sodass die amerikanischen Piloten sie problemlos zerstören konnten. Einige irakische Kommandeure gewährten ihren Soldaten in den Stunden vor Kriegsausbruch Heimaturlaub. Die Soldaten schlüpften in ihre Zivilkleidung und gingen nach Hause, oder zumindest versuchten sie es.
    Während die Regierung Bush bereit war, vor Beginn der konventionellen Kampfhandlungen zum Zweck der psychologischen Kriegführung in die irakischen Computernetze einzudringen, sträubte sie sich anscheinend dagegen, Saddam Husseins Vermögen zu vernichten, indem sie ihre Hacker anwies, die Computernetze von Banken im Irak und anderen Ländern zu knacken. Die Experten hätten das durchaus bewerkstelligen können, aber die Rechtsberater der Regierung befürchteten, andere Länder würden eine Plünderung von Bankkonten als Bruch des internationalen Rechts verurteilen – und einen Präzedenzfall darin sehen. Die Rechtsexperten fürchteten außerdem unliebsame Konsequenzen für den Fall, dass die Amerikaner bei ihren Banküberfällen die falschen Konten trafen oder ganze Finanzinstitute zerstörten. Mehr als ein Jahrzehnt nach dem ersten Irakkrieg hatte die amerikanische Regierung also immer noch keinen rechtlichen, verwaltungstechnischen, politischen und doktrinären Rahmen entwickelt, der es einem amerikanischen Präsidenten, der kurz davorstand, in einen blutigen Krieg zu ziehen, erlaubt hätte, die von seinen Hackern entwickelten Methoden wirksam einzusetzen.
    Der zweite Irakkrieg und der israelische Angriff auf Syrien hatten den Amerikanern zwei Einsatzmöglichkeiten jener Methoden vor Augen geführt, die als virtuelle Kriegführung bezeichnet werden. Ein Zweck der elektronischen Kriegführung besteht darin,einen konventionellen Angriff (die amerikanischen Militärs ziehen die Bezeichnung »kinetischer Angriff« vor) zu erleichtern, indem die feindlichen Verteidigungssysteme ausgeschaltet werden. Ein weiteres Anwendungsgebiet dieser Kriegstechnik ist die Propaganda zur Demoralisierung des Feindes, wobei man keine Flugzettel mehr abwirft, sondern E-Mails verschickt und andere Internet-Medien nutzt. (Tausende Blätter mit Anweisungen in Arabisch und Strichmännchenzeichnungen wurden beispielsweise im Jahr 1991 über den irakischen Streitkräften abgeworfen, um sie zur Kapitulation aufzufordern. Tausende Iraker trugen diese Flugzettel bei sich, als sie sich den Amerikanern ergaben.)
    Der Angriff auf die syrische Nuklearanlage und die Aktivitäten der Vereinigten Staaten im virtuellen Raum im Vorfeld der Invasion des Irak sind Beispiele für den militärischen Einsatz des Hacking zur Unterstützung einer vertrauten Art der Kriegführung. Doch die Nutzung des virtuellen Raums für politische, diplomatische und militärische Zwecke muss nicht von Bombenangriffen oder Panzergefechten begleitet werden. Einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie ein reiner Cyberkrieg aussehen könnte, erhielt vor einigen Jahren die estnische Hauptstadt Tallinn. Estland war im Jahr 1989 im Zuge des Zerfalls des sowjetischen Imperiums wieder unabhängig geworden.
    Die Rote Armee – oder zumindest die Kommunistische Partei der Sowjetunion – wollte nach dem Zweiten Weltkrieg verhindern, dass die Esten oder die Völker der ehemaligen osteuropäischen Satellitenstaaten die Opfer vergaßen, die die Sowjetunion auf sich genommen hatte, um sie zu »befreien«. Also wurde in Tallinn so wie in den meisten anderen Hauptstädten der Ostblockstaaten eine jener riesigen Statuen eines heroischen Rotarmisten errichtet, an denen die sowjetische Führung so großen Gefallen fand. Diese gigantischen Bronzefiguren erhoben sich oft
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