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World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

Titel: World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Autoren: Christie Golden
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überlegen, ob er seinen Schwarm vielleicht enttäuscht hatte. Wäre es ihnen unter der Führung eines wahnsinnigen Aspekts besser ergangen? Die Antwort war „Natürlich nicht“, aber dennoch … dennoch.
    Er schloss die Augen, allerdings nicht wegen des nadelspitzen Schnees, sondern allein aufgrund des Schmerzes.
    Mit ihren Herzen haben sie darauf vertraut, dass ich sie anführen kann, und damals, glaube ich, habe ich sie würdig geführt. Aber … jetzt? Welchen Platz haben die blauen Drachen – haben irgendwelche Drachen überhaupt – in einer Welt, in der die Stunde des Zwielichts vereitelt wurde? Steht uns nur noch eine endlose Nacht bevor?
    Er fühlte sich schrecklich einsam. Was die Führerschaft des blauen Drachenschwarms betraf, so hatte er sich selbst von Anfang an für die denkbar unwahrscheinlichste Wahl gehalten. Schließlich hatte er sich nie wirklich wie ein typischer blauer Drache gefühlt. Während er nun dahinflog, mutlos und von wachsenden Zweifeln geplagt, erinnerte er sich aber, dass es zumindest eine gab, die ihn besser als alle anderen verstehen konnte. Er legte sich auf die Seite und krümmte seinen gewaltigen Körper leicht, dann schlug er mit den Flügeln und sauste in Richtung des Nexus zurück.
    Er wusste, wo er sie finden konnte.
    Kirygosa, Tochter von Malygos und Schwester von Arygos, saß in ihrer menschlichen Gestalt auf einer der magischen, leuchtenden Plattformen, die um den Nexus herum in der Luft schwebten. Sie trug nur ein langes, weites Kleid, und ihr blauschwarzes Haar war nicht geflochten. Mit dem Rücken hatte sie sich an einen der schimmernden silberweißen Bäume gelehnt, die einige der Plattformen schmückten. Hoch über ihr zogen blaue Drachen ihre Kreise, ganz genau so, wie sie es schon seit Jahrhunderten getan hatten, eine endlose Patrouille, auch wenn es inzwischen keine Gefahr mehr für den Schwarm zu geben schien. Kirygosa schenkte ihnen keinerlei Aufmerksamkeit, ihr Blick war trübe und ziellos, so als hätte sie sich in Gedanken verloren. Doch was es war, das ihren Geist beschäftigte, vermochte Kalecgos nicht zu sagen.
    Sie drehte sich zu ihm herum, als er näherkam, und sie lächelte schmal, als sie erkannte, dass er keiner der Wächter des Nexus war. Er landete auf der Plattform und nahm seine Halbelfengestalt an, und nun wuchs ihr Lächeln in die Breite, während sie ihm eine Hand entgegenstreckte. Er küsste sie liebevoll und setzte sich dann neben Kirygosa auf den Boden, seine langen Beine ausgestreckt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, darum bemüht, einen gelassenen Eindruck zu machen.
    „Kalec“, sagte sie liebevoll. „Was führt dich an diesen Ort der Reflexion?“
    „So etwas soll das hier also sein?“
    „Für mich schon. Der Nexus ist mein Zuhause, und ich möchte mich nicht zu weit davon entfernen, aber es ist gar nicht so einfach, dort drinnen einen stillen Ort zu finden, wo man allein sein kann.“ Sie wandte sich ihm zu. „Darum ziehe ich mich hierhin zurück, wenn ich nachdenken möchte. Du scheinst aus einem ganz ähnlichen Grund gekommen zu sein.“
    Kalec seufzte. Seine Freundin, von der er oft wie von einer Schwester dachte, war einfach zu scharfsichtig, als dass er seine Sorgen vor ihr verbergen könnte. „Ich bin geflogen“, sagte er.
    „Vor deinen Pflichten kannst du nicht davonfliegen, ebenso wenig wie vor deinen Gedanken“, erklärte Kirygosa sanft, während sie die Hand ausstreckte und seinen Arm drückte. „Du bist unser Anführer, Kalec. Und du hast uns weise geführt. Arygos hätte den Schwarm vernichtet – und die ganze Welt mit ihm.“
    Kalec zog die Augenbrauen zusammen, als er an die trostlose Vision dachte, die Ysera, der frühere Aspekt der grünen Drachen, vor nicht allzu langer Zeit mit ihnen geteilt hatte. Es war die Stunde des Zwielichts gewesen – eine, in der alles Leben ausgelöscht wurde, vom Gras und den Insekten über die Orcs, Elfen, Menschen und all die anderen Geschöpfe von Land und Meer bis hin zu den mächtigen Aspekten selbst, von denen jeder durch seine eigenen, einmaligen Fähigkeiten getötet wurde. Am Ende war sogar Todesschwinge gestorben, gemeinsam mit dem Rest von Azeroth – aufgespießt wie eine groteske Trophäe auf dem Turm des Wyrmruhtempels. Kalecgos erschauderte. Selbst jetzt noch verstörte ihn die Erinnerung an Yseras melodiöse, aber gebrochene Stimme, die erklungen war, während sie den anderen diese Vision gezeigt hatte.
    „Ja, das hätte er“, brummte Kalec. Diesem Teil
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