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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara
Autoren: Dieses goldene Land
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Bayfield.
    »Wenn Eure
Lordschaft gestatten«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Falconbridge
ließ seine Frau auf die Kissen zurücksinken. Margaret war jetzt bewusstlos,
ihr Gesicht so weiß wie die Bettlaken.
    Unter
Zuhilfenahme seiner goldenen Taschenuhr prüfte Willoughby den Puls Ihrer
Ladyschaft und ließ dann ihren Arm zurücksinken. Als er den gewölbten Bauch
unter dem weißen Nachtgewand sah, kräuselte er die Lippen und warf einen Blick
auf Margarets Gesicht. »Mrs. Keen«, sagte er zu der Wirtschafterin, ohne seine
Patientin aus den Augen zu lassen, »wann ist die Wehentätigkeit zum Stillstand
gekommen?«
    »Vor etwa
einer halben Stunde, Sir.«
    »Sehr gut.
Wenn Eure Lordschaft jetzt so freundlich wäre, uns alleinzulassen ...«
    »Retten
Sie sie, Doktor«, beschwor Falconbridge ihn und erhob sich vom Bett. »Ich
könnte nicht ertragen, sie zu verlieren.« Sein Gesicht hatte die Farbe von
Spinnweben angenommen.
    »Seid
unbesorgt, Eure Lordschaft. Ein kleiner Aderlass ist alles, was Ihre Ladyschaft
braucht.«
    John
Conroy trat vor. »Freund«, sagte er, »ein Aderlass empfiehlt sich nicht. Bei
Margaret Falconbridge hat sich die Plazenta abgelöst, dadurch verliert sie viel
Blut. Das Kind muss unbedingt
geholt und die Blutung zum Stillstand gebracht werden.«
    Willoughby
würdigte ihn kaum eines Blickes. »Mrs. Keen, ich
schlage vor, Sie begleiten Seine Lordschaft in seine Privatgemächer.«
    »Sehr
wohl, Doktor«, erwiderte sie, während sie leise bangend darauf wartete, dass
Falconbridge sich von der bewusstlosen Margaret löste. Der Baron, ein hagerer,
abweisend und humorlos wirkender Mann in den Vierzigern, der sich als
geschickter Fasanenjäger hervortat, war bei seinem Personal und den
Dorfbewohnern nicht sonderlich beliebt. Margaret war seine zweite Ehefrau, und
noch immer wartete er auf einen Erben.
    Falconbridge
wandte sich an John Conroy, den er erst jetzt wahrzunehmen schien. »Weshalb
sind Sie denn hier?«
    »Man hat
mich gerufen.«
    Der Baron
nickte kurz, warf einen letzten bekümmerten Blick auf seine Frau und verließ
dann, gefolgt von der Haushälterin, das Zimmer. Kaum hatte sich die Tür hinter
den beiden geschlossen, stellte Willoughby seine Arzttasche auf das Bett und
öffnete den Verschluss. »Sie können ebenfalls gehen«, brummelte er, ohne die
Conroys anzusehen. »Ich übernehme jetzt.«
    Das
Stethoskop, das er gleich darauf aus seiner Tasche zog und Ihrer Ladyschaft auf
die Brust setzte, war ein altmodisches Modell - ein langes Holzrohr, dessen
eines Ende auf der Brust des Patienten aufgesetzt wurde, das andere Ende ans
Ohr des Doktors. Die Länge des Instruments - das bei Weitem nicht so
zuverlässige Ergebnisse erbrachte wie das moderne Stethoskop, das Hannahs Vater benutzte - sollte verhindern, dass sich das Gesicht des Arztes
zu weit dem weiblichen Busen näherte.
    »Meine Tochter
kann assistieren«, merkte John Conroy an. »Sie ist ausgebildete Hebamme.«
    Willoughby
ging auf den Vorschlag nicht ein. Es kam für ihn nicht in Betracht, dass ein
einfaches Mädchen vom Lande Hand an die Gemahlin eines Barons legte.
    Hannah
nahm es ihm nicht übel. Sie hatte noch nie daran gedacht, auch
hochwohlgeborenen adligen Damen beizustehen.
    Willoughby
zog nochmals die Art der Behandlung seiner Patientin in Erwägung. Körperliche
Malaisen, vom einfachen Kopfschmerz bis hin zu Krebs, wurden samt und sonders
mit einer der vier gängigen Methoden bekämpft: Aderlass, Abführen, Erbrechen,
Schröpfen. Im vorliegenden Fall, in dem es darum ging, den Druck auf die
Gebärmutter zu lindern, kam Abführen nicht in Frage, schon weil die Patientin
bewusstlos war und somit nicht in der Lage, das Quecksilbergemisch zu
schlucken. Gleiches galt für die Verabreichung eines Brechmittels. Und
Schröpfen, bei dem mit heißer Luft gefüllte kleine Glasballons auf die Haut
aufgesetzt wurden, war nach Willoughbys Meinung nicht ausreichend. Blieb also
nur, wozu er von Anfang an tendiert hatte: ein Aderlass.
    »Jetzt
machen Sie schon, Freund«, drängte Conroy. »Dem Baby bleiben nur noch Minuten.«
    »Sir, dem
Baby geht es gut«, erwiderte Willoughby, als er das Stethoskop beiseitelegte und
Lady Margarets gewölbten Leib befühlte. »Das mit der Wehentätigkeit war
falscher Alarm. Und die Blutungen, die Sie so beunruhigen, rühren daher, dass
Ihre Ladyschaft einfach zu viel Blut hat. Dadurch wird Druck auf die Gebärmutter
ausgeübt. Wenn ich sie behandelt habe, wird der Druck beseitigt
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