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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara
Autoren: Dieses goldene Land
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Ehrendame. Dr. Iverson und Blanche Sinclair, inzwischen auf dem besten
Wege, Hannah und Neal nachzueifern, hatten wie siebzig weitere Gäste, darunter
auch Dr. Soames, der sich wie durch ein Wunder von seinem Kindbettfieber erholt
hatte, auf Gartenstühlen der Zeremonie beigewohnt, nicht ohne sich angesichts
der sommerlichen Temperaturen immer wieder etwas kühlere Luft zuzufächeln.
    Drei
Monate war das her, und jetzt zogen sie endgültig ein. Als sie im Haus das
vertraute Hämmern vernahm, musste Hannah schmunzeln: Neal, der Schränke für
seine neue Dunkelkammer zusammenbaute.
    Sie hielt
ihr Gesicht in den Wind und dachte daran zurück, wie skeptisch sie in
Anbetracht ihrer so unterschiedlichen Berufe einem Leben an Neals Seite
entgegengesehen hatte. Nun aber lag alles klar vor ihr: Neal würde von Zeit zu
Zeit aufbrechen, um die Naturwunder Australiens zu erforschen und zu
fotografieren, und anschließend wieder zu Hannah und nach Warrajinga zurückkehren,
während sie, Hannah, mit ihrem Arztköfferchen in ihrem Einspänner über Land
fahren würde, gelegentlich auch in die Stadt, um im Hospital nach dem Rechten
zu schauen und sich mit Dr. Iverson zu besprechen und danach zu Neal und
Warrajinga heimzukehren. Es wird bestimmt ein unkonventionelles Leben,
überlegte sie, aber ein erfülltes, ein lohnendes und zweifellos ein an
Überraschungen reiches Leben.
    Obwohl ihr
neues Zuhause auf dem Land lag, hatten sie vereinbart, das Fotoatelier in der
Stadt beizubehalten, ebenso Hannahs Praxis, wo
sie in Abständen Patienten zu behandeln gedachte. Das Baby sollte jedenfalls
auf Warrajinga zur Welt kommen, sein Leben sollte auf der roten Erde dieses
neuen Landes beginnen. Einen der Räume hatte Hannah in ein Kinderzimmer umgewandelt
und das angrenzende Zimmer in ein Büro, wo sie ihren Leitfaden für die
häusliche Pflege, der seit dem Ausbruch von Kindbettfieber vor sechs Monaten
überarbeitet worden war, fertigstellen wollte. Wenn sie anfangs Behandlung und
Pflege in den Vordergrund gerückt hatte (»Bei einer Ohnmacht: wenn das Gesicht
rot ist, Kopf hochbetten; wenn das Gesicht blass ist, Füße hochlegen.«), wollte
sie jetzt Maßnahmen zur Verhinderung von Krankheiten mehr Gewicht beimessen und
gleich im ersten Kapitel darauf verweisen, dass Sauberkeit oberstes Gebot war.
Vielleicht würde in der Einführung des Leitfadens auch die Geschichte von
Hygieia, der Tochter des Äskulap, Erwähnung finden.
    Endlich
verstand Hannah, was ihr Vater mit seinem letzten Atemzug geäußert hatte. Er
hatte gemeint, dass der Schlüssel zur Gesundheit nicht Jod war, sondern Antisepsis, das Verhindern einer Infektion. Mittlerweile gab
es noch so viel mehr, was Hannah erforschen wollte. Warum waren Aborigines, die
in der Wildnis lebten, so gesund und widerstandsfähig? Warum kam es bei den
Eingeborenen, bei denen Neal gelebt hatte, kaum jemals zu einer Erkrankung?
Nach Hannahs Auffassung genügte es nicht,
Kranke zu behandeln und Ansteckungen vorzubeugen. Sie wollte die Ursachen für
all dies ergründen und probate Heilmittel entwickeln.
    Auf der
Veranda blieb sie stehen und schaute auf die Bäume, die ihr einst fremd und
exotisch erschienen, inzwischen aber vertraut waren. Sie sah das Emu mit seinem
wuscheligen grauen Federkleid die Straße entlangtrotten, den Schwarm weißer
Kakadus, die rote Erde, den blauen Himmel. Als sie das neue Leben spürte, das
sich in ihrem Leib regte, dachte sie an die Menschen, die vor ihr hier gewesen
waren und diesen riesigen Kontinent über Jahrhunderte hinweg mit ihren
zeitlosen Pfaden kreuz und quer durchzogen hatten - die Vorfahren von Papunya,
Miriam, Jallara und ihrem Volk, auch jene aus Galagandra, die kämpfend ihren
geheiligten Boden verteidigt hatten. Sie dachte auch an diejenigen, die vor
nicht allzu langer Zeit in Australien an Land gegangen waren - an die
Merriwethers, die mit besten Absichten hergekommen waren, an Mr. Paterson,
dessen Haut sich durch den übermäßigen Genuss von Karotten orangerot verfärbt
hatte, an einen jungen Burschen namens Queenie MacPhail, der mit schottischem
Whiskey getauft worden war. Alles Neulinge, die sich auf einem uralten Kontinent
niedergelassen hatten. Hannah dachte an die letzten Worte ihres Vaters: Du stehst an der Schwelle zu einer herrlichen neuen Welt. War dies
etwa eine prophetische Vision der Zukunft seiner Tochter gewesen? Jedenfalls
gefiel es Hannah, dies so zu deuten.
    Als sie
den Hufschlag eines Pferdes vernahm und gleich darauf einen Wagen die
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