Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolke 7 inklusive

Wolke 7 inklusive

Titel: Wolke 7 inklusive
Autoren: Darius Nora
Vom Netzwerk:
flüsterte Janine. »Das hat Stil.«
    »Das ist – wundervoll.« Richard Volkersen, mit fast sechzig Jahren der Senior der Gruppe, schaute begeistert in die Runde. »Hier könnte ich es mir gut gehen lassen.« Er verließ den klimatisierten Bus und ging ein paar Schritte auf den Hoteleingang zu.
    »Das könnte dir so passen!«, lachte seine Tochter, »und mich mit den Geschäften alleinlassen.«
    »Warum nicht? Bist perfekt eingearbeitet. Ich werd mich mal umhören, wie die Konditionen für Langzeiturlauber sind.« Sein Augenzwinkern verriet jedoch, dass er nicht wirklich daran dachte, sich schon aufs Altenteil zurückzuziehen.
    »Ah, da ist ja Markus Berger!« Nina, die Reiseleiterin, beschleunigte ihren Schritt.
    Der Mann, der nun vors Haus trat, war groß, dunkelhaarig und trug einen leichten, hellgrauen Leinenanzug. Das weiße Hemd unterstrich die Bräune des Gesichts.
    »Herzlich willkommen!«, rief er den neuen Gästen zu. »Darf ich Sie gleich in die Hotelhalle bitten. Der Begrüßungsdrink steht schon bereit.«
    »Hoffentlich nicht wieder Sangria«, flüsterte Miriam Janine zu.
    »Ach was. Hier doch nicht.« Sie folgten den anderen, die sich schon in der großen Hotelhalle umschauten, dann aber erst einmal die Erfrischung genossen. Es war – Janine atmete
auf – ein erstklassiger Champagnercocktail! Dazu gab es Fingerfood, das exzellent war.
    Das Haus war wirklich ein kleines Paradies, man konnte sich im siebten Himmel fühlen. Diesen Eindruck gewannen die Fachleute schon nach einer Stunde, in der sie die gesamte Anlage besichtigen konnten.
    Das anschließende kleine Dinner war ebenso exzellent wie der Wein. Und der Chef des Hauses: ein Bündel Charme, gepaart mit umfassenden Hotelkenntnissen. Er und Nina, die seit fünf Jahren auf Mallorca lebte, kannten sich offensichtlich sehr gut. Ein paar intensive Blicke, flüchtige Scherzworte … man spürte, dass sie vertraut miteinander waren.
    Und Janine spürte tief innen einen Stich. Doch wohl nicht Eifersucht? Unsinn! Wohin verstieg sie sich da? Dieser Hotelier ging sie absolut gar nichts an! Er war nur einer von vielen mehr oder weniger gut aussehenden Männern, die sie im Laufe der Zeit kennen gelernt hatte. Kein Grund also, sich näher mit ihm zu befassen.
    Nachdem die erste Führung durch die Anlage beendet war, lud Markus Berger seine Gäste ein, sich auszuruhen und zu entspannen. »Da die Saison noch nicht begonnen hat, kann ich Ihnen Zimmer im Haupthaus zur Verfügung stellen. Bitte, genießen Sie die Zeit bei uns. Wir sehen uns, wenn Sie mögen, abends zum Galabüfett wieder.«
    Er ging zu Nina, führte sie ein wenig abseits, und Janine registrierte – Himmel, warum konnte sie sich nicht einfach
um ihr Gepäck kümmern und in ihr Zimmer gehen? –, dass die beiden wieder höchst vertraulich miteinander taten.
    Was kümmert es mich, ob Nina hier auf der Insel einen Flirt mit einem Hotelchef hat? Sie ist höchst apart. Klein, zierlich, dunkelhaarig – das gefällt vielen Männern.
    Und dann ertappte sie sich dabei, wie sie sich selbst kritisch in dem großen Spiegel musterte, der in der kleinen Vorhalle ihres Zimmers hing. Na ja, gegen die Figur war nichts einzuwenden. Janine war einssiebzig groß, schlank, das Gesicht war ebenmäßig, die Haare lang und dunkelblond. Hin und wieder gönnte sie sich eine Auffrischung mit helleren Strähnen, die dann in der Sonne wie kleine Goldfäden wirkten.
    Aber die Nase … viel zu plump. Zu dick, genau gesagt. Mit einer kleinen Kerbe in der Mitte. Und die Augen … hingen ihre Lider nicht schon leicht herunter? Gab es da schon das erste Fältchen?
    Einige Wespen, die durchs offen stehende Fenster geflogen kamen, lenkten Janine ab. Die Tiere wirkten aufgeregt, irgendwie anders als sonst.
    Janine unterbrach ihre kritische Selbstbetrachtung. Es war ja doch sinnlos, irgendetwas verändern zu wollen. Sie war normalerweise mit ihrem Aussehen ganz zufrieden. Und was Markus Berger von ihr hielt, konnte ihr völlig schnurz sein. Sie war hier, um sein Hotel zu testen. Das hieß, dass er alles unternehmen sollte, um ihr zu gefallen –
genau genommen sein Haus, selbstverständlich. Und das tat es. Dieses Hotel war einfach traumschön. Nicht nur die Lage, sondern auch sein Flair, das man sogleich spürte, waren beeindruckend.
    Das Einzige, was Janine ein wenig vermisste, war die Nähe zum Meer. Sie liebte es, den Strand entlangzuspazieren, das Wasser an den Füßen zu spüren, sich einfach nur mal in den warmen Sand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher