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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss
Autoren: Lori Handeland
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ich Männern direkt in die Augen schauen, und nur selten war ich ihnen so nah. Und sie waren nie nackt.
    Er roch wie der Wal d – grüne Bäume, braune Erde un d … etwas Wildes und Freies. Ich hatte das Gefühl, in seinen dunklen, endlos tiefen Augen zu versinken. Seine Wangenknochen waren markant, seine Lippen voll, seine Haut makellos. Der Mann war hübscher als ich.
    Ich machte einen großen Schritt nach hinten. Bloß weil ich mit einem hinreißenden, nackten Indianer auf einer Waldlichtung stand, hieß das nicht, dass ich deshalb gleich in Verzückung geraten musste, wie die Heldin eines romantischen Historienromans. So ein Typ war ich nicht.
    „Ich tue nur meine Arbeit“, sagte ich, gleichermaßen, um ihm zu antworten sowie auch, um mich selbst daran zu erinnern. „Ein Wolf hat auf dem Highway eine Frau gebissen. Ich muss ihn finden.“
    Etwas flackerte in seinen Augen auf, verschwand dann jedoch so schnell wieder, dass ich mir nicht sicher war, ob ich nicht nur ein Schimmern des Mondes durch die Bäume gesehen hatte.
    „Ich bezweifle, dass Sie Erfolg haben werden.“ Er drehte sich wieder weg, und dieses Mal blieb mein Blick an einem bösen Bluterguss an seiner Hüfte haften.
    „Autsch“, murmelte ich.
    „Wie bitte?“
    „Ic h … ä h … “ Ich wedelte mit der Hand vage in Richtung seines Hinterteils. „Was ist da passiert?“
    Er drehte seinen Oberkörper, spähte nach unten, runzelte die Stirn, dann sah er mich an. „Ich bin mir nicht sicher. Ich muss wohl tollpatschig gewesen sein.“
    Als er auf die Hütte zuschlenderte, beobachtete ich seine Be­wegungen. Seltsam, er wirkte kein bisschen tollpatschig.
    Er grabschte sich eine abgeschnittene Jeans von der Veranda und schlüpfte hinein, ohne einen Gedanken an Unterwäsche zu verschwenden. Warum ich das unglaublich erotisch fand, weiß ich nicht. Aber so war es.
    Nachdem er gleichermaßen auf ein Hemd verzichtet hatte, kam er zurück. Voller Verzückung betrachtete ich seine Brust. Glatt, stark und unbehaart, um die Perfektion vollkommen zu machen. Würde er so gut schmecken, wie er roch?
    Ich rieb mir die Augen, um die Vorstellung zu verscheuchen. Ich brauchte Sex, und zwar bald. Als mein Puls in Erwiderung dieses Gedankens zu rasen begann, wurden meine Wangen wieder heiß.
    Vergiss es, Mädchen , ermahnte ich meine erhitzte Libido. Du hast keine Chance. Der Typ spielt in der Oberliga .
    Trotzdem durfte ich doch träumen, oder etwa nicht?
    „Ä h … Könnten Sie mir helfen, die Spur wieder aufzunehmen?“
    Klasse, Jessie. Warum stotterst und sabberst du nicht gleich, wenn du schon dabei bist?
    Zum Glück schien er mein rotes Gesicht und meine unbeholfene Zunge nicht zu bemerken.
    „Ich?“ Er fuhr sich mit den Fingern durch sein kurzes Haar, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, fast so, als wäre der Schnitt neu und unvertraut. Sein Ohrring tanzte im Mondschein.
    „Die Blutspur endet hinter dem Busch, wo Si e … “ Ich runzelte die Stirn. „Sie sind sicher, dass Sie ihn nicht gesehen haben?“
    Er seufzte ungeduldig. „Ich bin mir sicher.“
    „Dann könnten Sie mir vielleicht helfen, die Spur wieder­zufinden?“
    „Wieso glauben Sie, dass ich weiß, wie man einen Wolf aufspürt? Nur weil ich ein Ojibwa bin?“
    „Sind Sie das?“
    Er verdrehte die Augen. „Kommen Sie, Officer. Sie sind nicht blind, und Sie haben hingesehen.“
    „Siehabensichgezeigt.Ichbinaußerdemauchnichtdumm.“
    Seine Lippen zuckten. Er lächelte fast, beherrschte sich dann aber. „Selbst wenn ich etwas über das Fährtenlesen im Dunkeln wüsste, würde ich Ihnen nicht helfen, diesen Wolf aufzuspüren. Sie wollen ihn töten.“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Er hat eine Frau gebissen. Sie wird Tollwutspritzen brauchen, falls ich ihn nicht finde.“
    „Sie werden ihn nicht finden.“
    Ärger durchzuckte mich. „Sind Sie ein Hellseher oder so ­etwas?“
    „So etwas.“
    Was auch immer das heißen sollte.

3
    Wie sich herausstellte, behielt er recht. Ich fand weder diesen Wolf noch irgendeinen anderen.
    Der Wald wirkte seltsam ausgestorben in dieser Nacht. Ich schob es auf die Helligkeit des Mondes und meine alles andere als subtile Methode, durch das Unterholz zu trampeln. Aber später fand ich es trotzdem rätselhaft.
    Zum Teufel, später fand ich eine Menge Dinge rätselhaft.
    Zum Beispiel, wer dieser nackte Mann wohl war. Er hatte meinen Namen erfahren, seinen jedoch nicht genannt. Und ich hatte wenig Gelegenheit gehabt, ihn danach zu
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