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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss
Autoren: Lori Handeland
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meine Pistole und meinen Kompass. Ich hätte tagelang hier draußen bleiben und anschließend auch ohne das antiquierte Walkie-Talkie meinen Weg nach Hause finden können.
    Das Gerät wählte gerade diesen Moment, um zu knacken, also schaltete ich es aus. Was ich jetzt überhaupt nicht brauchte, war, in die Nähe des Wolfs zu gelangen, nur damit Zee plötzlich eine Schimpfkanonade rüberschickte. Wenn überhaupt, würde ich nur eine einzige Chance bekommen, und die durfte ich nicht vermasseln.
    In diesem Moment wünschte ich mir, ein Gewehr zu haben. Mit einer Pistole würde ich mich furchtbar nah heranpirschen müssen,aberwirführtenindenStreifenwagenkeineLangwaffenmit.SiewarenallesicheraufdemRevierverstautundver­schlosse n – wo sie für mich im Moment überhaupt keinen Nutzen hatten.
    Die Blutspur bog nach rechts ab, dann nach links und wieder nach rechts. Der Mond schien hell; er war schon fast drei viertel voll. Es war die Art von Nacht, in der die meisten Tiere im Wald blieben und sich versteckten, verängstigt von der leuchtenden Scheibe am Himmel. Außer den Wölfen. Die schienen sie zu mögen.
    Heute Nacht mochte ich sie ebenfalls. Weil ihr silberner Schimmer nämlich von einem glitzernden Flecken auf dem Boden hier oder einem Blatt dort reflektiert wurde. Die Tatsache, dass das Blut noch nass war, ließ mich darauf hoffen, dass meine Beute keinen allzu großen Vorsprung hatte. Der Wolf könnte mög­licherweise sogar tot sein, was eine Menge Probleme lösen würde.
    Trotzdem behielt ich meine Pistole in der Hand. Ich wusste es besser, als ohne Schutz einem verwundeten wilden Tier zu folgen.
    Die Brise zerzauste meine kurzen Haare, und ich blieb stehen, hob mein Gesicht der Nacht entgegen und fluchte. Ich bewegte mich mit dem Wind. Falls der Wolf nicht tot war, wusste er, dass ich kam.
    Ein Heulen durchdrang die Nacht, stieg auf der Brise nach oben, sickerte durch die Dunkelheit und flüchtete in Richtung Mond. Es war nicht der seelenvolle Ruf eines einsamen Tiers, das einen Gefährten suchte, sondern das zornige, aggressive Heu­len eines dominanten Wolfsrüden. Mein Nacken begann zu prickeln.
    Er wusste, dass ich kam, und er war bereit.
    Mein Adrenalinstoß setzte ein. Ich wollte mich schneller bewegen. Dort ankommen. Kämpfen, nicht fliehen. Das hier zu Ende bringen. Aber ich musste dem Blut folgen, und das war kein bisschen einfacher geworden.
    DannplötzlichwardieSpurweg.IchliefeinStückzurück.FanddasBlutwieder.Bewegtemichvorwärts,fandnichtsmehr.
    Mein Wolf schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Beunruhigt starrte ich zu den schwankenden Silhouetten der Bäume hinauf. Mir entschlüpfte ein Lachen, das Geräusch mehr nervös als be­lustigt. Was für ein Wolf könnte einen Baum hochklettern? Keiner, dem ich begegnen wollte.
    Eine Bewegung vor mir ließ mich weiterhasten, verdammt sollte die Blutspur sein. Ich brach durch das Gebüsch, gelangte auf eine Lichtung, stolperte und stürzte beinahe beim Anblick einer hellen Blockhütte, die vor ein paar Wochen noch nicht da gewesen war. War sie einfach aus dem Boden gewachsen? Meine Neugier bezüglich der neuen Hütte verschwand, als mein Blick an einem schwankenden, zitternden Busch hängen blieb. Die Fenster des Blockhauses waren dunkel. Falls ich Glück hatte, schliefen die Bewohner oder, noch besser, waren gar nicht anwesend. Ich wollte niemanden um vier Uhr morgens mit Pistolen­schüssen vor seinem neuen Heim erschrecken, aber ich würde meine Beute auch nicht entkommen lassen.
    Mit gezogener Waffe pirschte ich mich voran.
    Ein einzelner, glitzernder Blutstropfen auf einem Blatt ließ mich die Pistole entsichern. Der Busch wurde still.
    Mein Körper war so angespannt, dass es wehtat. Ich konnte nicht einfach schießen, ohne zu wissen, was da war. Aber was, wenn der Wolf mit gefletschten Reißzähnen auf mich zustürzte, bevor ich feuern konnte?
    Entscheidungen über Entscheidungen. Ich hasste sie. Gebt mir einfach einen netten, sicheren, sauberen Schuss. Schwarz und weiß. Richtig und falsch. Gute kontra Böse.
    „Hey!“, schrie ich, darauf hoffend, dass der Wolf in die andere Richtung laufen würde und ich ihm eine Kugel verpassen konnte.
    Aber Fehlanzeige. Stattdessen begann der Busch von Neuem zu zittern, bevor dann ein Schatten aus ihm hervorwuchs, sich verlängerte, breiter wurde und schließlich die Gestalt eines Mannes annahm.
    Eines sehr attraktiven, wohlproportionierten, nackten Mannes.
    „Was zu r … “
    Aus nördlicher Richtung kam
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