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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2
Autoren: Ruth Adelmann
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Begeisterung, die sehr lautstark ausfallen konnte, weitestgehend zu ignorieren. Ich knabberte lustlos an den Häppchen und wippte mit meinem Kopf zur Musik, wenigstens sie war auszuhalten. Der Verdienst von Malz, meinem Chefredakteur. Der einzige fast Fünfziger, der mit der heu-tigen Musikszene genauso vertraut ist, wie mit dem Back-Katalog der Beatles. Sein breites Grinsen begrüßte mich schon, als ich hereinkam. Er hatte nicht wirklich mit mir gerechnet, das sah man seinem Ausdruck an. Nachdem er einige Kunden versorgt hatte, kam er zu mir herüber. Der große Mann wollte so gar nicht in das Klischeebild eines 48-Jährigen passen. Seine kurzen, braunen Haare waren mit etwas zu viel Gel in Form gebracht und ließen ihn noch jünger aussehen. Ohne zu wissen, wieso, musste ich zurücklächeln, als er sich zu mir durchgekämpft hatte. Der Jahrestreff war sehr gut besucht. Die meisten, neuen Redakteure kannte ich noch nicht, worüber ich froh war. So blieb es mir erspart, weiteren nervigen Small Talk machen zu müssen, der mir einfach nicht gelingen wollte. Mit Malz würde es leichter werden. Es war immer einfach, mit ihm zu reden. Diese lockere, entspannte Art, die er sogar körperlich ausstrahlte, wirkte auf jeden in seiner Nähe. Der einzige Widerspruch, den es überhaupt in Malz’ Wesen gab, hatte mit seinem ungewöhnlichen Namen zu tun. Denn trotz seines selbst gewählten Musikerlebens trank er nicht einen Schluck Alkohol. Deshalb bestellte er in einer Männerrunde immer Malz-Bier, daher der Name. Es hatte sich so sehr durchgesetzt, dass sogar seine Frau ihn ausschließlich „Malz“ nennt. Seinen eigentlichen Namen, Jörg, benutzte niemand mehr. Ich musste leicht in mich hinein grinsen, als ich mich wieder daran erinnerte. „Vielleicht war es doch keine so dumme Idee, hierher zu kommen“, sagte ich mir.
    „Na, Hello-He-Joe?“, seine übliche Art mich zu begrüßen. Es ließ mich schmunzeln.
    „Selber na! Wie laufen die Dinge in der coolsten Musik-redaktion der Stadt?“, fragte ich und tippte ihn, gespielt he-rausfordernd, auf die Schulter.
    „Gut, wirklich gut“, antwortet er mir und schien tatsächlich absolut zufrieden.
    „Es gibt mehr zu tun, als mir lieb ist. Ich habe kaum noch Zeit, alle Termine wahrzunehmen. Es ist der Wahnsinn. Da fällt mir ein, dass ich echt froh bin, dass du gekommen bist. Ich wollte nämlich schon lange etwas mit dir besprechen“, deutete er mir aufgeregt an. Ich wurde sofort hellhörig, konnte mir aber nicht vorstellen, was es so Wichtiges zu bereden gab.
    „Was liegt dir auf dem Herzen? Jetzt hast du mich verflucht neugierig gemacht. Los, raus damit!“, forderte ich von ihm und musste gegen die lauter werdende Musik ankommen.
    „Die Dinge laufen zurzeit so gut, dass ich dir endlich deinen Traumjob anbieten kann. Du hast mich schließlich lange genug damit genervt. Verstehst du? Ich kann dich jetzt endlich fest anstellen. Konzertberichte. Record-Release-Partys. Zurück in die große Stadt!“, deklamierte er euphorisch, während ich nur vollkommen geschockt von seinem Angebot war. Es stimmte. Ich hatte ihn seit meinem zweiten Studienjahr damit genervt, hatte immer wieder nachgefragt, ob er mich nicht doch fest anstellen könnte. Ich wollte das damals unbedingt. Doch jetzt? Jetzt lagen die Dinge vollkommen anders. Ich war zwar nicht freiwillig wieder nach Hause zurückgekommen und hatte angefangen, wieder als Lokalreporterin zu arbeiten, doch seither fühlte ich mich wohl, so wie es war. Und seit Istvan in mein Leben getreten war, wollte ich nirgendwo lieber sein als zu Hause. Das Timing von Malz Angebot verdiente Applaus. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    „Joe? Du bist ja gar nicht aus dem Häuschen. Ich hatte Freudenschreie erwartet und vielleicht auf eine Umarmung gehofft. Aber du siehst aus … na ja, ehrlich gesagt, als müsstest du dich gleich übergeben“, stellte er enttäuscht fest.
    „Nein, natürlich nicht. Tut mir leid. Es kam nur so … so unerwartet. Ich bin einfach völlig überrumpelt. Es ist so toll von dir, dass du sofort an mich gedacht hast.“ Ich versuchte die Wogen zu glätten und lächelte dankbar. Er war aber noch immer irritiert über meine unerwartete Reaktion.
    „Kann ich darüber nachdenken. Die Dinge stehen jetzt anders. Es gibt da einiges, was ich nicht einfach so übers Knie brechen kann. Kannst du das verstehen?“, fragte ich ihn kleinlaut. Er nickte halbherzig und sagte: „Natürlich kannst du darüber nachdenken. Nur ist
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