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Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)
Autoren: Elli H. Radinger
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konnte eine Menschenkette die sterblichen Überreste aus dem Gehege schaffen.
    »Die Wärterin galt als erfahren und vertraut mit den acht Wölfen. Was den Angriff des Rudels auf die Wärterin ausgelöst haben könnte, blieb wegen fehlender Augenzeugen ungeklärt«, stand in der Presse.
    In diesem Tierpark hatte es zuvor bereits Zwischenfälle gegeben, bei denen Besucher von den Wölfen gebissen worden waren. Im August 2010 wurde bei einem Aufenthalt im Gehege eine 21-jährige Frau in den Arm gebissen, und im April 2012 geriet eine 15-Jährige beim Besuch des Geheges in Panik und wurde ebenfalls gebissen. Nach dem Unfall im Juni hatten Zoobesucher berichtet, dass die Wölfe sich schon länger unruhig und aggressiv verhalten hätten, was von der Zooleitung zurückgewiesen wurde.
    Ich habe meine Kollegin und gute Freundin Tanja Askani zu dem Vorfall befragt. Sie arbeitet seit vielen Jahren mit handaufgezogenen Arktischen Wölfen im Wildpark Lüneburger Heide und nimmt gelegentlich auch Besucher mit ins Gehege. Auf meine Frage, was nach ihrer Meinung und Erfahrung schief gelaufen sein könnte, antwortete sie mir:
    »Die Entwicklung eines Wolfes vom niedlichen aufgeweckten Welpen bis zum erwachsenen Tier verläuft nicht nur physiologisch schneller, sondern grundsätzlich anders als die Entwicklung eines Hundes. Was geschieht in diesem Zeitraum in einem Wolf?
    Mit Einsetzen der Geschlechtsreife findet im Gegensatz zur Entwicklung bei Hunden bei Wölfen eine Charakterveränderung statt unabhängig davon, ob es sich um Gehegetiere, handaufgezogene oder frei lebende Tiere handelt. Die Wölfe werden bis zum Alter von drei bis dreieinhalb Jahren erwachsen, selbstständig und nabeln sich definitiv von ihren Eltern ab (die Dauer variiert bei den verschiedenen Wolfsunterarten). Diese Entwicklung hat nichts mit ‚gut oder schlecht‘ zu tun, sondern entspricht den natürlichen Überlebensgesetzen, um die Art ‚Wolf‘ zu erhalten – was in der Natur oberste Priorität hat.
    Der Abnabelungsprozess ist im Leben eines Wolfes ein sehr wichtiger Prozess, da er den unerfahrenen Jungwölfen ihr weiteres Leben und Dasein erheblich erleichtert. Sie müssen abwandern, neue unbesetzte Jagdreviere für sich entdecken, einen Partner oder eine Partnerin finden, Nachwuchs zeugen und diesen dann auf das weitere Wolfsleben im Rahmen eines Familienverbandes vorbereiten.
    Diese ‚innere Uhr‘ (Prozess des Erwachsenwerdens) tickt natürlich auch bei Gehegewölfen. Die Überlebensgesetze sind fest in ihren Genen verankert, unabhängig davon, ob die Wölfe bei einer Wolfsmutter oder bei einer menschlichen Ersatzmutter groß geworden sind, in Freiheit oder in einem Tierpark.
    Da sie aber im Gehege ihren Instinkten nicht folgen und nicht abwandern können, bauen sich große Spannungen auf und die Gesamtsituation kann nach und nach eskalieren. Die noch vor Kurzem aufgeweckten und verspielten Jungwölfe einer Gehegegruppe fangen an, sich gegenseitig zu bekämpfen, zu verletzen und nicht zuletzt zu töten. Um in einer von Menschenhand zusammengewürfelten Wolfsgruppe halbwegs überleben zu können, bilden sich Hierarchien heraus, die jeden Tag aufs Neue behauptet und ausgekämpft werden müssen.
    Diese zunehmenden Kämpfe kommen nicht nur innerhalb einer Geschwistergruppe vor. Wenn die Wolfswelpen im Gehege in einer Gruppe aufwachsen, häufen sich mit dem Erwachsenwerden ihre Aggressionen auch älteren Wölfen und den eigenen Eltern gegenüber. Wenn man die Tiere nicht rechtzeitig trennt, haben diese Attacken und Kämpfe häufig einen tödlichen Ausgang – unter den Tieren.
    In der Zeit des tragischen Unfalls im schwedischen Tierpark Kolmården wurden die Wölfe gerade drei Jahre alt. Die getötete Pflegerin konnte ihre Erfahrungen bis dahin nur mit Welpen und Wolfsteenagern sammeln und hatte daher leider keinerlei Erfahrungen mit erwachsenen Tieren und deren Spannungen und Aggressionen.
    Mit einer Regelung, wonach Pfleger das Gehege ausschließlich zu zweit betreten dürfen, hätte dieser tragische Ausgang vielleicht verhindert werden können.«
     
    In zahlreichen europäischen Tierparks finden so genannte Schaufütterungen statt. Massive Kritik kommt von der österreichischen Tierschutzorganisation »EndZoo«. Zoo-Experte und EndZoo-Sprecher Frank Albrecht zur Frage, ob auch die Wärter des Wolfsgeheges im Tierpark Schönbrunn (Wien) in Gefahr seien:
    »Die Schönbrunner Wölfe werden durch diese fahrlässige Form der Schaufütterung zu einer
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