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Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)

Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)

Titel: Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
Autoren: Linda Lael Miller
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Reifenschlauch fortgerissen, zum Wasserfall und auf die scharfen Klippen zwanzig Meter tiefer geschleudert.
    Ein Wunder, dass bisher noch niemand ums Leben gekommen ist, dachte Tricia, zog ihre Jacke fester zu und musterte das felsige Ufer. Überall lagen zerdrückte Bierdosen, Zigarettenkippen und Fast-Food-Verpackungen herum – wieder einmal hatten Jugendliche hier eine Party gefeiert.
    Seufzend zog sie ein Paar Plastikhandschuhe aus der Tasche und faltete eine große Mülltüte auseinander. Zwar hatte sie ein „Betreten verboten!“-Schild aufgestellt, aber das schien genauso wenig Wirkung zu zeigen wie ihr Verkaufsschild.
    Die Dosen hob sie zuerst auf – sie gehörten in die Recycling-Tonne –, bevor sie den restlichen Müll einsammelte.
    Tricia war gern draußen, trotz der Kälte. Der Himmel war knallblau, und es roch nach Herbst. Den Müll von anderen wegzuräumen gehörte selbstverständlich nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Heute wäre der perfekte Tag für ein Lagerfeuer, dachte sie, während sie sich nach einer Chipstüte bückte.
    Das war der Moment, in dem sie plötzlich in die Augen eines Hundes sah.
    Versteckt unter demselben Picknicktisch, unter dem sie und Joe vor so vielen Jahren Rusty entdeckt hatten, hockte einedürre Promenadenmischung mit Kletten und Zweigen im Fell und Traurigkeit in den glänzenden braunen Augen.
    „Hey“, sagte Tricia und ging in die Hocke.
    Der Hund versuchte wimmernd, sich außer Reichweite zu bringen, als sie sich ihm näherte.
    „Ist schon gut“, murmelte sie. Sie bemühte sich, ihr Herz ein wenig zu stählen, aber es blieb ganz weich. „Ich tu dir nichts, Kumpel.“
    Sie legte die Hände auf die Schenkel und betrachtete den Hund ausgiebig. Unter dem ganzen Dreck war er wahrscheinlich hellbeige, was sich aber erst nach einem Bad herausstellen würde. Da er kein Halsband trug, geschweige denn eine Hundemarke, glaubte Tricia nicht eine Sekunde, dass ein besorgter Hundebesitzer nach ihm suchte.
    Langsam streckte sie eine Hand aus, noch immer in dem Plastikhandschuh. Der würde sie natürlich auch nicht vor einem Biss schützen. Das arme Tier knurrte kläglich.
    Tricia zog die Hand zurück. „Keine Sorge“, sagte sie sanft. „Warte hier, ich bringe dir etwas zu essen.“
    Sie stand auf und schlug den direkten Weg zur Blockhütte ein, in der sich das Büro und einige Automaten befanden. Vorher warf sie die Tüten in den Müll und ließ die Handschuhe folgen.
    Im Ofen brannte ein Feuer, dessen Flammen sich in der lackierten Tischplatte der Rezeption spiegelten.
    Tricia verharrte einen Moment und spürte ein Ziehen in der Brust. Dieser Raum hatte viele glückliche Gesichter gesehen – Familien, die es kaum erwarten konnten, ihre Zelte aufzuschlagen, ihr Essen unter freiem Himmel zu kochen und im ruhigen Teil des Flusses zu baden. So gern Tricia den Campingplatz und das Autokino auch verkaufen und für immer nach Seattle zurückzukehren wollte, würde es doch schwer werden, das alles aufzugeben.
    Hastig schüttelte sie die Gedanken ab, ging um den Tresen und durchwühlte ihre Tasche nach dem Kleingeld, das sie regelmäßig hineinwarf.
    Als sie eine Handvoll Quarters, Dimes und Nickels hervorgekramt hatte, stellte sie sich vor den Automaten. Chester, der den Automaten mit Sandwiches, Schokoriegeln und Chips auffüllte, war schon länger nicht mehr da gewesen. Und da die Saison sich dem Ende zuneigte, war die Auswahl recht dünn.
    Am Ende entschied sie sich für ein Schinkensandwich in einer Schachtel mit durchsichtigem Deckel – die Ecken des Brots hatten sich schon aufgerollt –, warf die angegebene Anzahl Münzen in den Schlitz und drückte auf den Knopf. Das Sandwich fiel in die Klappe.
    Tricia betrachtete es widerwillig, seufzte und marschierte zurück zur Tür. Draußen zog sie den Deckel von der Schachtel und ging zum Picknicktisch.
    Insgeheim hatte sie gehofft, dass der Hund verschwunden wäre. Aber natürlich war er genau dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Er hob den Kopf von seinen Pfoten und schnupperte zögerlich.
    Tricia brach das Sandwich in zwei Teile und hielt dem Hund ein kleines Stück hin.
    Er zögerte, als rechnete er mit einem hinterhältigen Trick – das Leben war bisher ganz offensichtlich nicht gut zu ihm gewesen –, entschied dann aber, das Risiko einzugehen. Binnen einer Sekunde schlang er das Stück hinunter. Tricia gab ihm mehr und noch mehr, in kleinen Bissen, bis nichts mehr übrig war.
    „Wenn du da rauskommst,
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